Es ist durchaus wahr und eine - jetzt hier nicht näher
zu begründende - Grundtatsache aller Geschichte, dass das schließliche Resultat
politischen Handelns oft, nein: geradezu regelmäßig, in völlig unadäquatem, oft
in geradezu paradoxem Verhältnis zu seinem ursprünglichen Sinn steht. Aber
deshalb darf dieser Sinn: der Dienst an einer Sache, doch nicht etwa fehlen,
wenn anders das Handeln inneren Halt haben soll. Wie die Sache auszusehen hat,
in deren Dienst der Politiker Macht erstrebt und Macht verwendet, ist
Glaubenssache. Er kann nationalen oder menschheitlichen, sozialen und ethischen
oder kulturlichen, innerweltlichen oder religiösen Zielen dienen, er kann
getragen sein von starkem Glauben an den »Fortschritt« - gleichviel in welchem
Sinn — |oder aber diese Art von Glauben kühl ablehnen, kann im Dienst einer
»Idee« zu stehen beanspruchen oder unter prinzipieller Ablehnung dieses
Anspruches äußeren Zielen des Alltagslebens dienen wollen, - immer muss
irgendein Glaube da sein. Sonst lastet in der Tat - das ist völlig richtig -
der Fluch kreatürlicher Nichtigkeit auch auf den äußerlich stärksten
politischen Erfolgen.
Mit dem Gesagten sind wir schon in der Erörterung des
letzten uns heute Abend angehenden Problems begriffen: des Ethos der Politik
als »Sache«. Welchen Beruf kann sie selbst, ganz unabhängig von ihren Zielen,
innerhalb der sittlichen Gesamtökonomie der Lebensführung ausfüllen? Welches
ist, sozusagen, der ethische Ort, an dem sie beheimatet ist? Da stoßen nun
freilich letzte Weltanschauungen aufeinander, zwischen denen schließlich
gewählt werden muss. Gehen wir resolut an das neuerdings wieder - nach meiner
Ansicht in Recht verkehrter Art - aufgerollte Problem heran.
Befreien wir es aber zunächst von einer ganz trivialen
Verfälschung. Es kann nämlich zunächst die Ethik auftreten in einer sittlich
höchst fatalen Rolle. Nehmen wir Beispiele. Sie werden selten finden, dass ein
Mann, dessen Liebe sich von einer Frau ab- und einer anderen zuwendet, nicht das
Bedürfnis empfindet, dies dadurch vor sich selbst zu legitimieren, dass er
sagt: sie war meiner Liebe nicht wert, oder sie hat mich enttäuscht, oder was
dergleichen »Gründe« mehr sind. Eine Unritterlichkeit, die zu dem schlichten
Schicksal: dass er sie nicht mehr liebt, und dass die Frau das tragen muss, in
tiefer Unritterlichkeit sich eine »Legitimität« hinzudichtet, kraft deren er
für sich ein Recht in Anspruch nimmt und zu dem Unglück noch das Unrecht auf
sie zu wälzen trachtet. Ganz ebenso verfährt der erfolgreiche erotische
Konkurrent: der Gegner muss der wertlosere sein, sonst wäre er nicht
unterlegen. Nichts anderes ist es aber selbstverständlich, wenn nach
irgendeinem siegreichen Krieg der Sieger in würdeloser Rechthaberei
beansprucht: ich siegte, denn ich hatte Recht. Oder, wenn jemand unter den
Fürchterlichkeiten des Krieges seelisch zusammenbricht und nun, anstatt
schlicht zu sagen: es war eben zu viel, jetzt das Bedürfnis empfindet, seine
Kriegsmüdigkeit vor sich selbst zu legitimieren, indem er die Empfindung
substituiert: ich konnte das deshalb nicht ertragen, weil ich für eine sittlich
schlechte Sache fechten musste. Und ebenso bei dem im Kriege Besiegten. Statt
nach alter Weiber Art nach einem Kriege nach dem »Schuldigen« zu suchen — wo
doch die Struktur der Gesellschaft den Krieg erzeugte -, wird jede männliche
und herbe Haltung dem Feinde sagen: »Wir verloren den Krieg - ihr habt ihn
gewonnen. Das ist nun erledigt: nun lasst uns darüber reden, welche
Konsequenzen zu ziehen sind entsprechend den sachlichen Interessen, die im
Spiel waren, und - die Hauptsache - angesichts der Verantwortung vor der
Zukunft, die vor allem den Sieger belastet.« Alles andere ist würdelos und
rächt sich. Verletzung ihrer Interessen verzeiht eine Nation, nicht aber Verletzung
ihrer Ehre, am wenigsten eine solche durch pfäffische Rechthaberei. Jedes neue
Dokument, das nach Jahrzehnten ans Licht kommt, lässt das würdelose Gezeter,
den Hass und Zorn wieder aufleben, statt dass der Krieg mit seinem Ende
wenigstens sittlich begraben würde. Das ist nur durch Sachlichkeit und
Ritterlichkeit, vor allem nur: durch Würde möglich. Nie aber durch eine
»Ethik«, die in Wahrheit eine Würdelosigkeit beider Seiten bedeutet. Anstatt
sich um das zu kümmern, was den Politiker angeht: die Zukunft und die
Verantwortung vor ihr, befasst sie sich mit politisch sterilen, weil
unaustragbaren Fragen der Schuld in der Vergangenheit. Dies zu tun, ist
politische Schuld, wenn es irgendeine gibt. Und dabei wird überdies die
unvermeidliche Verfälschung des ganzen Problems durch sehr materielle
Interessen übersehen: Interessen des Siegers am höchstmöglichen Gewinn -
moralischen und materiellen -, Hoffnungen des Besiegten darauf, durch
Schuldbekenntnisse Vorteile einzuhandeln: wenn es irgendetwas gibt, was »gemein«
ist, dann dies, und das ist die Folge dieser Art von Benutzung der »Ethik« als
Mittel des »Rechthabens«.
Wie steht es denn aber mit der wirklichen Beziehung
zwischen Ethik und Politik? Haben sie, wie man gelegentlich gesagt hat, gar
nichts miteinander zu tun? Oder ist es umgekehrt richtig, dass »dieselbe« Ethik
für das politische Handeln wie für jedes andere gelte? Man hat zuweilen
geglaubt, zwischen diesen beiden Behauptungen bestehe eine ausschließliche
Alternative; entweder die eine oder die andere sei richtig. Aber ist es denn
wahr: dass für erotische und geschäftliche, familiäre und amtliche Beziehungen,
für die Beziehungen zu Ehefrau, Gemüsefrau, Sohn, Konkurrenten, Freund,
Angeklagten die inhaltlich gleichen Gebote von irgendeiner Ethik der Welt
aufgestellt werden könnten? Sollte es wirklich für die ethischen Anforderungen
an die Politik so gleichgültig sein, dass diese mit einem sehr spezifischen
Mittel: Macht, hinter der Gewaltsamkeit steht, arbeitet? Sehen wir nicht, dass
die bolschewistischen und spartakistischen Ideologen, eben weil sie dieses
Mittel der Politik |anwenden. genau die gleichen Resultate herbeiführen wie
irgendein militaristischer Diktator? Wodurch als eben durch die Person der
Gewalthaber und ihren Dilettantismus unterscheidet sich die Herrschaft der
Arbeiter- und Soldatenräte von der eines beliebigen Machthabers des alten
Regimes? Wodurch die Polemik der meisten Vertreter der vermeintlich neuen Ethik
selbst gegen die von ihnen kritisierten Gegner von der irgendwelcher anderer
Demagogen? Durch die edle Absicht! wird gesagt werden. Gut. Aber das Mittel ist
es, wovon hier die Rede ist, und den Adel ihrer letzten Absichten nehmen die
befehdeten Gegner mit voller subjektiver Ehrlichkeit ganz ebenso für sich in
Anspruch. »Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen,« und Kampf
ist überall Kampf. Also: - die Ethik der Bergpredigt? Mit der Bergpredigt -
gemeint ist: die absolute Ethik des Evangeliums - ist es eine ernstere Sache,
als die glauben, die diese Gebote heute gern zitieren. Mit ihr ist nicht zu
spaßen. Von ihr gilt, was man von der Kausalität in der Wissenschaft gesagt
hat: sie ist kein Fiaker, den man beliebig halten lassen kann, um nach Befinden
ein- und auszusteigen. Sondern: ganz oder gar nicht, das gerade ist ihr Sinn,
wenn etwas anderes als Trivialitäten herauskommen soll. Also z.B.: der reiche
Jüngling: »er aber ging traurig davon, denn er hatte viele Güter«. Das
evangelische Gebot ist unbedingt und eindeutig: gib her, was du hast - alles,
schlechthin. Der Politiker wird sagen: eine sozial sinnlose Zumutung, solange
es nicht für alle durchgesetzt wird. Also: Besteuerung, Wegsteuerung,
Konfiskation, - mit einem Wort: Zwang und Ordnung gegen alle. Das ethische
Gebot aber fragt danach gar nicht, das ist sein Wesen. Oder: »halte den anderen
Backen hin!« Unbedingt, ohne zu fragen, wieso es dem anderen zukommt, zu
schlagen. Eine Ethik der Würdelosigkeit - außer: für einen Heiligen. Das ist
es: man muss ein Heiliger sein in allem, zum mindesten dem Wollen nach, muss
leben wie Jesus, die Apostel, der heilige Franz und seinesgleichen, dann ist
diese Ethik sinnvoll und Ausdruck einer Würde. Sonst nicht. Denn wenn es in
Konsequenz der akosmistischen Liebesethik heißt: »dem Übel nicht widerstehen
mit Gewalt«, - so gilt für den Politiker umgekehrt der Satz: du sollst dem Übel
gewaltsam widerstehen, sonst - bist du für seine Überhandnahme verantwortlich.
Wer nach der Ethik des Evangeliums handeln will, der enthalte sich der Streiks
- denn sie sind: Zwang - und gehe in die gelben Gewerkschaften. Er rede aber
vor allen Dingen nicht von »Revolution«. Denn jene Ethik will doch wohl nicht
lehren: dass gerade der Bürgerkrieg der einzig legitime Krieg sei. Der nach dem
Evangelium handelnde Pazifist wird die Waffen ablehnen oder fortwerfen, wie es
in Deutschland empfohlen wurde, als ethische Pflicht, um dem Krieg und damit:
jedem Krieg, ein Ende zu machen. Der Politiker wird sagen: das einzig sichere
Mittel, den Krieg für alle absehbare Zeit zu diskreditieren, wäre ein status-quo-Friede gewesen. Dann hätten
sich die Völker gefragt: wozu war der Krieg? Er wäre ad absurdum geführt gewesen, - was jetzt nicht möglich ist. Denn
für die Sieger - mindestens für einen Teil von ihnen - wird er sich politisch
rentiert haben. Und dafür ist jenes Verhalten verantwortlich, das uns jeden
Widerstand unmöglich machte. Nun wird — wenn die Ermattungsepoche vorbei sein
wird - der Frieden diskreditiert sein, nicht der Krieg: eine Folge der
absoluten Ethik.
Endlich: die Wahrheitspflicht. Sie ist für die absolute
Ethik unbedingt. Also, hat man gefolgert: Publikationen aller, vor allem der
das eigne Land belastenden Dokumente und auf Grund dieser einseitigen
Publikation: Schuldbekenntnis, einseitig, bedingungslos, ohne Rücksicht auf die
Folgen. Der Politiker wird finden, dass im Erfolg dadurch die Wahrheit nicht
gefördert, sondern durch Missbrauch und Entfesselung von Leidenschaft sicher
verdunkelt wird; dass nur eine allseitige planmäßige Feststellung durch
Unparteiische Frucht bringen könnte, jedes andere Vorgehen für die Nation, die
derartig verfährt, Folgen haben kann, die in Jahrzehnten nicht wieder
gutzumachen sind. Aber nach »Folgen« fragt eben die absolute Ethik nicht.
Da liegt der entscheidende Punkt. Wir müssen uns
klarmachen, dass alles ethisch orientierte Handeln unter zwei voneinander
grundverschiedenen, unaustragbar gegensätzlichen Maximen stehen kann: es kann
»gesinnungsethisch« oder »veranwortungsethisch« orientiert sein. Nicht dass
Gesinnungsethik mit Verantwortungslosigkeit und Verantwortungsethik mit
Gesinnungslosigkeit identisch wäre. Davon ist natürlich keine Rede. Aber es ist
ein abgrundtiefer Gegensatz, ob man unter der gesinnungsethischen Maxime
handelt -religiös geredet -: »der
Christ tut Recht und stellt den Erfolg Gott anheim«, oder unter der
verantwortungsethischen: dass man für die (voraussehbaren) Folgen seines
Handelns aufzukommen hat. Sie mögen einem überzeugten gesinnungsethischen
Syndikalisten noch so überzeugend darlegen: dass die Folgen seines Tuns die
Steigerung der Chancen der Reaktion, gesteigerte Bedrückung seiner Klasse,
Hemmung ihres Aufstiegs sein werden, - und es wird auf ihn gar keinen Eindruck
machen. Wenn die Folgen einer aus reiner Gesinnung fließenden Handlung üble
sind, so gilt ihm nicht der Handelnde, sondern die Welt dafür verantwortlich,
die Dummheit der anderen Menschen oder - der Wille des Gottes, der sie so
schuf. Der Verantwortungsethiker dagegen rechnet mit eben jenen
durchschnittlichen Defekten der Menschen, - er hat, wie Fichte richtig gesagt
hat, gar kein Recht, ihre Güte und Vollkommenheit vorauszusetzen, er fühlt sich
nicht in der Lage, die Folgen eigenen Tuns, so weit er sie voraussehen konnte,
auf andere abzuwälzen. Er wird sagen: diese Folgen werden meinem Tun
zugerechnet. »Verantwortlich« fühlt sich der Gesinnungsethiker nur dafür, dass
die Flamme der reinen Gesinnung, die Flamme z.B. des Protestes gegen die
Ungerechtigkeit der sozialen Ordnung, nicht erlischt. Sie stets neu anzufachen,
ist der Zweck seiner, vom möglichen Erfolg her beurteilt, ganz irrationalen
Taten, die nur exemplarischen Wert haben können und sollen.
Aber auch damit ist das Problem noch nicht zu Ende.
Keine Ethik der Welt kommt um die Tatsache herum, dass die Erreichung »guter«
Zwecke in zahlreichen Fällen daran gebunden ist, dass man sittlich bedenkliche
oder mindestens gefährliche Mittel und die Möglichkeit oder auch die
Wahrscheinlichkeit übler Nebenerfolge mit in den Kauf nimmt, und keine Ethik
der Welt kann ergeben: wann und in welchem Umfang der ethisch gute Zweck die
ethisch gefährlichen Mittel und Nebenerfolge »heiligt«.
Für die Politik ist das entscheidende Mittel: die
Gewaltsamkeit, und wie groß die Tragweite der Spannung zwischen Mittel und
Zweck, ethisch angesehen, ist, mögen Sie daraus entnehmen, dass, wie jedermann
weiß, sich die revolutionären Sozialisten (Zimmerwalder Richtung) schon während
des Krieges zu dem Prinzip bekannten, welches man dahin prägnant formulieren
konnte: »Wenn wir vor der Wahl stehen, entweder noch einige Jahre Krieg und
dann Revolution oder jetzt Friede und keine Revolution, so wählen wir noch:
einige Jahre Krieg!« Auf die weitere Frage: »Was kann diese Revolution mit sich
bringen?«, würde jeder wissenschaftlich geschulte Sozialist geantwortet haben:
dass von einem Übergang zu einer Wirtschaft, die man sozialistisch nennen
könnte in seinem Sinne, keine Rede sei, sondern dass eben wieder eine
Bourgeoisiewirtschaft entstehen würde, die nur die feudalen Elemente und
dynastischen Reste abgestreift haben könnte. - Für dies bescheidene Resultat
also: »noch einige Jahre Krieg!« Man wird doch wohl sagen dürfen, dass man hier
auch bei sehr handfest sozialistischer Überzeugung den Zweck ablehnen könne,
der derartige Mittel erfordert. Beim Bolschewismus und Spartakismus, überhaupt
bei jeder Art von revolutionärem Sozialismus, liegt aber die Sache genau
ebenso, und es ist natürlich höchst lächerlich, wenn von dieser Seite die
»Gewaltpolitiker« des alten Regimes wegen der Anwendung des gleichen Mittels
sittlich verworfen werden, - so durchaus berechtigt die Ablehnung ihrer Ziele
sein mag.
Hier, an diesem Problem der Heiligung der Mittel durch
den Zweck, scheint nun auch die Gesinnungsethik überhaupt scheitern zu müssen.
Und in der Tat hat sie logischerweise nur die Möglichkeit: jedes Handeln,
welches sittlich gefährliche Mittel anwendet, zu verwerfen. Logischerweise. In
der Welt der Realitäten machen wir freilich stets erneut die Erfahrung, dass
der Gesinnungsethiker plötzlich umschlägt in den chiliastischen Propheten, dass
z.B. diejenigen, die soeben »Liebe gegen Gewalt« gepredigt haben, im nächsten
Augenblick zur Gewalt aufrufen, — zur letzten Gewalt, die dann den Zustand der
Vernichtung aller Gewaltsamkeit bringen würde, — wie unsere Militärs den
Soldaten bei jeder Offensive sagten: es sei die letzte, sie werde den Sieg und
dann den Frieden bringen. Der Gesinnungsethiker erträgt die ethische
Irrationalität der Welt nicht. Er ist kosmisch-ethischer »Rationalist«. Sie
erinnern sich, jeder von Ihnen, der Dostojewski kennt, der Szene mit dem
Großinquisitor, wo das Problem treffend auseinander gelegt ist. Es ist nicht
möglich, Gesinnungsethik und Verantwortungsethik unter einen Hut zu bringen
oder ethisch zu dekretieren: welcher Zweck welches Mittel heiligen solle, wenn
man diesem Prinzip überhaupt irgendwelche Konzessionen macht.
Der von mir der zweifellosen Lauterkeit seiner Gesinnung
nach persönlich hoch geschätzte, als Politiker freilich unbedingt abgelehnte
Kollege F.W. Foerster glaubt in seinem Buche um die Schwierigkeit herumzukommen
durch die einfache These: aus Gutem kann nur Gutes, aus Bösem nur Böses folgen.
Dann existierte freilich diese ganze Problematik nicht. Aber es ist doch
erstaunlich, dass 2500 Jahre nach den Upanischaden eine solche These noch das
Licht der Welt erblicken konnte. Nicht nur der ganze Verlauf der
Weltgeschichte, sondern jede rückhaltlose Prüfung der Alltagserfahrung sagt ja
das Gegenteil. Die Entwicklung aller Religionen der Erde beruht ja darauf, dass
das Gegenteil wahr ist. Das uralte Problem der Theodizee ist ja die Frage: Wie
kommt es, dass eine Macht, die als zugleich allmächtig und gütig hingestellt
wird, eine derartig irrationale Welt des unverdienten Leidens, des ungestraften
Unrechts und der unverbesserlichen Dummheit hat erschaffen können. Entweder ist
sie das eine nicht oder das andere nicht, oder es regieren gänzlich andere
Ausgleichs- und Vergeltungsprinzipien das Leben, solche, die wir metaphysisch
deuten können oder auch solche, die unserer Deutung für immer entzogen sind.
Dies Problem: die Erfahrung von der Irrationalität der Welt war ja die
treibende Kraft aller Religionsentwicklung. Die indische Karmanlehre und der
persische Dualismus, die Erbsünde, die Prädestination und der Deus absconditus sind alle aus dieser
Erfahrung herausgewachsen. Auch die alten Christen wussten sehr genau, dass die
Welt von Dämonen regiert sei, und dass, wer mit der Politik, das heißt: mit
Macht und Gewaltsamkeit als Mitteln, sich einlässt, mit diabolischen Mächten
einen Pakt schließt, und dass für sein Handeln es nicht wahr ist: dass aus Gutem
nur Gutes, aus Bösem nur Böses kommen könne, sondern oft das Gegenteil. Wer das
nicht sieht, ist in der Tat politisch ein Kind.
Die religiöse Ethik hat sich mit der Tatsache, dass wir
in verschiedene, untereinander verschiedenen Gesetzen unterstehende Lebensordnungen
hineingestellt sind, verschieden abgefunden. Der hellenische Polytheismus
opferte der Aphrodite ebenso wie der Hera, dem Dionysos wie dem Apollon und
wusste: sie lagen untereinander nicht selten im Streit. Die hinduistische
Lebensordnung machte jeden der verschiedenen Berufe zum Gegenstand eines
besonderen ethischen Gesetzes, eines Dharma,
und schied sie kastenmäßig für immer voneinander, stellte sie dabei in eine
feste Ranghierarchie, aus der es für den Hieringeborenen kein Entrinnen gab,
außer in der Wiedergeburt im nächsten Leben, und stellte sie dadurch in
verschieden große Distanz zu den höchsten religiösen Heilsgütern. So war es ihr
möglich, das Dharma jeder einzelnen
Kaste, von den Asketen und Brahmanen bis zu den Spitzbuben und Dirnen, den
immanenten Eigengesetzlichkeiten des Berufs entsprechend auszubauen. Darunter
auch Krieg und Politik. Die Einordnung des Krieges in die Gesamtheit der
Lebensordnungen finden Sie vollzogen im Bhagavadgita,
in der Unterredung zwischen Krischna
und Arjuna. »Tue das notwendige« -
d.h. das nach dem Dharma der
Kriegerkaste und ihren Regeln pflichtmäßige, dem Kriegszweck entsprechend
sachlich notwendige - »Werk«: das schädigt das religiöse Heil nach diesem
Glauben nicht, sondern dient ihm. Indras Himmel war dem indischen Krieger beim
Heldentod von jeher ebenso sicher wie Walhall dem Germanen. Nirwana aber hätte
jener ebenso verschmäht, wie dieser das christliche Paradies mit seinen
Engelchören. Diese Spezialisierung der Ethik ermöglichte der indischen Ethik eine
gänzlich ungebrochene, nur den Eigengesetzen der Politik folgende, ja diese
radikal steigernde Behandlung dieser königlichen Kunst. Der wirklich radikale
»Machiavellismus« im populären Sinn dieses Wortes ist in der indischen
Literatur im Kautaliya Arthasastra
(lange vorchristlich, angeblich aus Tschandra-guptas
Zeit) klassisch vertreten; dagegen ist Machiavellis »Principe« harmlos. In der katholischen Ethik, der Professor
Foerster sonst nahe steht, sind bekanntlich die »consilia evangelica« eine Sonderethik für die mit dem Charisma des
heiligen Lebens Begabten. Da steht neben dem Mönch, der kein Blut vergießen und
keinen Erwerb suchen darf, der fromme Ritter und Bürger, die, der eine dies,
der andere jenes, dürfen. Die Abstufung der Ethik und ihre Einfügung in einen
Organismus der Heilslehre ist minder konsequent als in Indien, musste und
durfte dies auch nach den christlichen Glaubensvoraussetzungen sein. Die
erbsündliche Verderbtheit der Welt gestattete eine Einfügung der Gewaltsamkeit
in die Ethik als Zuchtmittel gegen die Sünde und die seelengefährdenden Ketzer
relativ leicht. — Die rein gesinnungsethischen, akosmistischen Forderungen der
Bergpredigt aber und das darauf ruhende religiöse Naturrecht als absolute
Forderung behielten ihre revolutionierende Gewalt und traten in fast allen
Zeiten sozialer Erschütterung mit elementarer Wucht auf den Plan. Sie schufen
insbesondere die radikal-pazifistischen Sekten, deren eine in Pennsylvanien das
Experiment eines nach außen gewaltlosen Staatswesens machte, - tragisch in
seinem Verlauf insofern, als die Quäker, als der Unabhängigkeitskrieg ausbrach,
für ihre Ideale, die er vertrat, nicht mit der Waffe eintreten konnten. - Der
normale Protestantismus dagegen legitimierte den Staat, also: das Mittel der
Gewaltsamkeit, als göttliche Einrichtung absolut und den legitimen
Obrigkeitsstaat insbesondere. Die ethische Verantwortung für den Krieg nahm
Luther dem Einzelnen ab und wälzte sie auf die Obrigkeit, der zu gehorchen in
anderen Dingen als Glaubenssachen niemals schuldhaft sein konnte. Der
Calvinismus wieder kannte prinzipiell die Gewalt als Mittel der
Glaubensverteidigung, also den Glaubenskrieg, der im Islam von Anfang an
Lebenselement war. Man sieht: es ist durchaus nicht moderner, aus dem
Heroenkult der Renaissance geborener Unglaube, der das Problem der politischen
Ethik aufwirft. Alle |Religionen haben damit gerungen, mit höchst verschiedenem
Erfolg, — und nach dem Gesagten konnte es auch nicht anders sein. Das
spezifische Mittel der legitimen Gewaltsamkeit rein als solches in der Hand
menschlicher Verbände ist es, was die Besonderheit aller ethischen Probleme der
Politik bedingt.
Wer immer mit diesem Mittel paktiert, zu welchen Zwecken
immer — und jeder Politiker tut das —, der ist seinen spezifischen Konsequenzen
ausgeliefert. In besonders hohem Maß ist es der Glaubenskämpfer, der religiöse
wie der revolutionäre. Nehmen wir getrost die Gegenwart als Beispiel an. Wer
die absolute Gerechtigkeit auf Erden mit Gewalt herstellen will, der bedarf
dazu der Gefolgschaft: des menschlichen »Apparates«. Diesem muss er die nötigen
inneren und äußeren Prämien — himmlischen oder irdischen Lohn — in Aussicht
stellen, sonst funktioniert er nicht. Also innere: unter der Bedingung des
modernen Klassenkampfes, Befriedigung des Hasses und der Rachsucht, vor allem:
des Ressentiments und des Bedürfnisses nach pseudoethischer Rechthaberei, also
des Verlästerungs- und Verketzerungsbedürfnisses gegen die Gegner. Äußere:
Abenteuer, Sieg, Beute, Macht und Pfründen. Von dem Funktionieren dieses seines
Apparates ist der Führer in seinem Erfolg völlig abhängig. Daher auch von
dessen - nicht: von seinen eigenen - Motiven. Davon also, dass der
Gefolgschaft: der roten Garde, den Spitzeln, den Agitatoren, deren er bedarf,
jene Prämien dauernd gewährt werden können. Was er unter solchen Bedingungen
seines Wirkens tatsächlich erreicht, steht daher nicht in seiner Hand, sondern
ist ihm vorgeschrieben durch jene ethisch überwiegend gemeinen Motive des
Handelns seiner Gefolgschaft, die nur im Zaum gehalten werden, solange
ehrlicher Glaube an seine Person und seine Sache wenigstens einen Teil der
Genossenschaft: wohl nie auf Erden auch nur die Mehrzahl, beseelt. Aber nicht
nur ist dieser Glaube, auch wo er subjektiv ehrlich ist, in einem sehr großen
Teil der Fälle in Wahrheit nur die ethische »Legitimierung« der Rache-, Macht-,
Beute- und Pfründensucht: - darüber lassen wir uns nichts vorreden, denn die
materialistische Geschichtsdeutung ist auch kein beliebig zu besteigender
Fiaker und macht vor den Trägern von Revolutionen nicht Halt! — sondern vor
allem: der traditionalistische Alltag kommt nach der emotionalen Revolution,
der Glaubensheld und vor allem der Glaube selbst schwindet oder wird - was noch
wirksamer ist - Bestandteil der konventionellen Phrase der politischen Banausen
und Techniker. Diese Entwicklung vollzieht sich gerade beim Glaubenskampf
besonders schnell, weil er von echten Führern: Propheten der Revolution,
geleitet oder inspiriert zu werden pflegt. Denn wie bei jedem Führerapparat, so
auch hier ist die Entleerung und Versachlichung, die seelische Proletarisierung
im Interesse der »Disziplin«, eine der Bedingungen des Erfolges. Die herrschend
gewordene Gefolgschaft eines Glaubenskämpfers pflegt daher besonders leicht in
eine ganz gewöhnliche Pfründnerschicht zu entarten.
Wer Politik überhaupt und wer vollends Politik als Beruf
betreiben will, hat sich jener ethischen Paradoxien und seiner Verantwortung
für das, was aus ihm selbst unter ihrem Druck werden kann, bewusst zu sein. Er
lässt sich, ich wiederhole es, mit den diabolischen Mächten ein, die in jeder
Gewaltsamkeit lauern. Die großen Virtuosen der akosmistischen Menschenliebe und
Güte, mochten sie aus Nazareth oder aus Assisi oder aus indischen
Königsschlössern stammen, haben nicht mit dem politischen Mittel: der Gewalt,
gearbeitet, ihr Reich war »nicht von dieser Welt«, und doch wirkten und wirken
sie in dieser Welt, und die Figuren des Platon Karatajew und der
Dostojewskischen Heiligen sind immer noch ihre adäquatesten Nachkonstruktionen.
Wer das Heil seiner Seele und die Rettung anderer Seelen sucht, der sucht das
nicht auf dem Wege der Politik, die ganz andere Aufgaben hat: solche, die nur
mit Gewalt zu lösen sind. Der Genius oder Dämon der Politik lebt mit dem Gott
der Liebe, auch mit dem Christengott in seiner kirchlichen Ausprägung, in einer
inneren Spannung, die jederzeit in unaustragbarem Konflikt ausbrechen kann. Das
wussten die Menschen auch in den Zeiten der Kirchenherrschaft. Wieder und
wieder lag das Interdikt - und das bedeutete damals eine für die Menschen und
ihr Seelenheil weit massivere Macht als die (mit Fichte zu reden) »kalte
Billigung« des kantianischen ethischen Urteils - auf Florenz, die Bürger aber
fochten gegen den Kirchenstaat. Und mit Bezug auf solche Situationen lässt
Machiavelli an einer schönen Stelle, irre ich nicht: der Florentiner
Geschichten, einen seiner Helden jene Bürger preisen, denen die Größe der
Vaterstadt höher stand als das Heil ihrer Seele.
Wenn Sie statt Vaterstadt oder »Vaterland«, was ja
zurzeit nicht jedem ein eindeutiger Wert sein mag, sagen: »die Zukunft des
Sozialismus« oder auch der »internationalen Befriedung«, - dann haben Sie das
Problem in der Art, wie es jetzt liegt. Denn das alles, erstrebt durch
politisches Handeln, welches mit gewaltsamen Mitteln und auf dem Wege der
Verantwortungsethik arbeitet, gefährdet das »Heil der Seele«. Wenn ihm aber mit
reiner Gesinnungsethik im Glaubenskampf nachgejagt wird, dann kann es Schaden
leiden und diskreditiert werden auf Generationen hinaus, weil die Verantwortung
für die Folgen fehlt. Denn dann bleiben dem Handelnden jene diabolischen
Mächte, die im Spiel sind, unbewusst. Sie sind unerbittlich und schaffen
Konsequenzen für sein Handeln, auch für ihn selbst innerlich, denen er hilflos
preisgegeben ist, wenn er sie nicht sieht. »Der Teufel, der ist alt.« Und nicht
die Jahre, nicht das Lebensalter ist bei dem Satz gemeint: »so werdet alt, ihn
zu verstehen«. Mit dem Datum des Geburtsscheines bei Diskussionen überstochen
zu werden, habe auch ich mir nie gefallen lassen; aber die bloße Tatsache, dass
einer 20 Jahre zählt und ich über 50 bin, kann mich schließlich auch nicht
veranlassen, zu meinen, das allein wäre eine Leistung, vor der ich in Ehrfurcht
ersterbe. Nicht das Alter macht es. Aber allerdings: die geschulte
Rücksichtslosigkeit des Blickes in die Realitäten des Lebens, und die
Fähigkeit, sie zu ertragen und ihnen innerlich gewachsen zu sein.
Wahrlich: Politik wird zwar mit dem Kopf, aber ganz
gewiss nicht nur mit dem Kopf gemacht. Darin haben die Gesinnungsethiker
durchaus Recht. Ob man aber als Gesinnungsethiker oder als
Verantwortungsethiker handeln soll, und wann das eine und das andere, darüber
kann man niemandem Vorschriften machen. Nur eins kann man sagen: wenn jetzt in
diesen Zeiten einer, wie Sie glauben, nicht »sterilen« Aufgeregtheit - aber
Aufgeregtheit ist eben doch und durchaus nicht immer echte Leidenschaft -, wenn
da plötzlich die Gesinnungspolitiker massenhaft in das Kraut schießen mit der
Parole: »die Welt ist dumm und gemein, nicht ich, die Verantwortung für die
Folgen trifft mich nicht, sondern die andern, in deren Dienst ich arbeite, und
deren Dummheit oder Gemeinheit ich ausrotten werde«, so sage ich offen: dass
ich zunächst einmal nach dem Maße des inneren Schwergewichts frage, was hinter
dieser Gesinnungsethik steht, und den Eindruck habe: dass ich es in neun von
zehn Fällen mit Windbeuteln zu tun habe, die nicht real fühlen, was sie auf
sich nehmen, sondern sich an romantischen Sensationen berauschen. Das
interessiert mich menschlich nicht sehr und erschüttert mich ganz und gar
nicht. Während es unermesslich erschütternd ist, wenn ein reifer Mensch -
einerlei ob alt oder jung an Jahren -, der diese Verantwortung für die Folgen
real und mit voller Seele empfindet und verantwortungsethisch handelt, an
irgendeinem Punkte sagt: »ich kann nicht anders, hier stehe ich«. Das ist
etwas, was menschlich echt ist und ergreift. Denn diese Lage muss freilich für
jeden von uns, der nicht innerlich tot ist, irgendwann eintreten können. Insofern
sind Gesinnungsethik und Verantwortungsethik nicht absolute Gegensätze, sondern
Ergänzungen, die zusammen erst den echten Menschen ausmachen, den, der den
»Beruf zur Politik« haben kann.
Und nun, verehrte Anwesende, wollen wir uns nach zehn
Jahren über diesen Punkt einmal wieder sprechen. Wenn dann, wie ich leider
befürchten muss, aus einer ganzen Reihe von Gründen, die Zeit der Reaktion
längst hereingebrochen und von dem, was gewiss viele von Ihnen und, wie ich
offen gestehe, auch ich gewünscht und gehofft haben, wenig, vielleicht nicht
gerade nichts, aber wenigstens dem Scheine nach wenig in Erfüllung gegangen ist
- das ist sehr wahrscheinlich, es wird mich nicht zerbrechen, aber es ist
freilich eine innerliche Belastung, das zu wissen -, dann wünschte ich wohl zu
sehen, was aus denjenigen von Ihnen, die jetzt sich als echte
»Gesinnungspolitiker« fühlen und an dem Rausch teilnehmen, den diese Revolution
bedeutet, — was aus denen im inneren Sinne des Wortes »geworden« ist. Es wäre
ja schön, wenn die Sache so wäre, dass dann Shakespeares 102. Sonett gelten
würde:
Damals
war Lenz und unsere Liebe grün,
Da grüßt’ ich täglich sie mit
meinem Sang,
So schlägt die Nachtigall in
Sommers Blühn -
Und
schweigt den Ton in reifrer Tage Gang.
Aber so ist die Sache nicht. Nicht das Blühen des
Sommers liegt vor uns, sondern zunächst eine Polarnacht von eisiger Finsternis
und Härte, mag äußerlich jetzt siegen welche Gruppe auch immer. Denn: wo nichts
ist, da hat nicht nur der Kaiser, sondern auch der Proletarier sein Recht
verloren. Wenn diese Nacht langsam weichen wird, wer wird dann von denen noch
leben, deren Lenz jetzt scheinbar so üppig geblüht hat? Und was wird aus Ihnen
allen dann innerlich geworden sein? Verbitterung oder Banausentum, einfaches
stumpfes Hinnehmen der Welt und des Berufes oder, das Dritte und nicht
Seltenste: mystische Weltflucht bei denen, welche die Gabe dafür haben, oder -
oft und übel - sie als Mode sich anquälen? In jedem solchen Fall werde ich die
Konsequenz ziehen: die sind ihrem eigenen Tun nicht gewachsen gewesen, nicht
gewachsen auch der Welt, so wie sie wirklich ist, und ihrem Alltag: sie haben
den Beruf zur Politik, den sie für sich in sich glaubten, objektiv und
tatsächlich im innerlichsten Sinn nicht gehabt. Sie hätten besser getan, die
Brüderlichkeit schlicht und einfach von Mensch zu Mensch zu pflegen und im
Übrigen rein sachlich an ihres Tages Arbeit zu wirken.
Die Politik bedeutet ein starkes langsames Bohren von
harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich. Es ist ja durchaus
richtig, und alle geschichtliche Erfahrung bestätigt es, dass man das Mögliche
nicht erreichte, wenn nicht immer wieder in der Welt nach dem Unmöglichen
gegriffen worden wäre. Aber der, der das tun kann, muss ein Führer und nicht
nur das, sondern auch - in einem sehr schlichten Wortsinn - ein Held sein. Und
auch die, welche beides nicht sind, müssen sich wappnen mit jener Festigkeit
des Herzens, die auch dem Scheitern aller Hoffnungen gewachsen ist, jetzt
schon, sonst werden sie nicht imstande sein, auch nur durchzusetzen, was heute
möglich ist. Nur wer sicher ist, dass er daran nicht zerbricht, wenn die Welt,
von seinem Standpunkt aus gesehen, zu dumm oder zu gemein ist für das, was er
ihr bieten will, dass er all dem gegenüber: »dennoch!«, zu sagen vermag, nur
der hat den »Beruf« zur Politik.