Juli 1953


Mittwoch, 1. Juli 1953

Zu Besuch bei Familie Panzer.

 

Jutta Feid mit Eltern


Donnerstag, 2. Juli 1953

Mutsch hat das 12. Zähnchen. Es geht nun laufend voran.


Freitag, 3. Juli 1953

Oma geht mit ihren Enkeln den seit langem gewohnten Weg zum Blücherpark

Morgens bekam Trude ein Viertel gekochten Schinken von Mutsch überreicht.

Devise: Tut das 12. Zähnchen winken, kriegst du auch gekochten Schinken.

Zwei Seiten Günter!

Eine gelungene Aufnahme mit Vorsatzlinse

und eine weniger gut gelungene

 

Der Roller, Günters ganzer Stolz

Mutsch und Günterchen wechseln sich auf dem Töpfchen ab

Papa, darf ich noch was bei Wohnzimmer gehen?

Die Eisenbahn macht auch Heija.


Samstag, 4. Juli 1953

Gestern hat Christel übrigens das 13. Zähnchen bekommen.

War morgens mit Günterchen in der Stadt, wo er im Kaufhof wieder mit der Rolltreppe fuhr. Im Stadthaus begeisterte ihn der Pater Noster. Dann haben wir dieses Album gekauft; es war höchste Zeit, nachdem 1/2 Jahr lang keine Eintragungen mehr erfolgt waren. Mit der Eisenbahn ging's nach Hause.

Nachmittags kam Peter Kemmerling aus Ichendorf wegen einer Rechtsberatung zu uns.

Danach gab's Streit mit Günterchen. Nachdem er zunächst unbefugterweise an meinen Photoapparat gegangen war, bemalte er sich anschließend mit Trudes Lippenstift. Näschen und Mund wie ein Clown und legte sich dann ins Bett, das Bettzeug mit Schminke beschmiert. Günter sorgt für Überraschungen.


Sonntag, 5. Juli 1953

War mit Matthias in dem Sonntagmorgenfilm "Macbeth". Ein großer Film, leider jedoch weder synchronisiert noch mit deutschen Untertiteln versehen.


Montag, 6. Juli 1953

Das 14. Zähnchen hat Christel bekommen. Wir haben heute unseren Kinderwagen verkauft.


Dienstag, 7. Juli 1953

Karl Gabrian war zum Abhören da.

Am Gericht erfuhr ich, dass meine B-Klausur daneben ist. Die 20 %ige Gehaltserhöhung wird ausgezahlt; das ganze wird aber für mich zu spät sein. Günterchen war heute zum ersten Mal im Kino, mit Tante Käthchen in einem Persilwerbefilm.


Mittwoch, 8. Juli 1953

Habe den ganzen Tag an diesem Album geschrieben und geklebt.


Donnerstag, 9. Juli 1953

Kollege Panzer hat heute sein Doktor-Examen "cum laude" bestanden. Nachmittags bei Dr. Eubel: Prüfungsprotokolle er..aschen. Abends bei Fabers.


Freitag, 10. Juli 1953

Mit Gabrian Vorbereitung aufs Mündliche. Abends waren Trude und Mutter mit Anni Ryfisch in dem Hans-Albers-Film "Käpt'n Bay Buy".


Samstag, 11. Juli 1953

Ein kleines Mädchen schellte bei uns und fragte: Darf der kleine Junge etwas auf der Straße spielen kommen? Das erste Mal, dass man nach Günterchen fragte. Auf der Straße, wenn Trudi oder ich mit ihm gehen, wird er von den Kindern sehr stürmisch begrüßt.


Sonntag, 12. Juli 1953

Mit Günter vom Westbahnhof nach Bahnhof Deutz gefahren. Über die Hohenzollernbrücke zu Fuß zurück. Dann zu Wolff.


Dienstag, 14. Juli 1953

Heute Abend kam Gertrud Schückes zu Besuch, um sich für ihre Urlaubszeit von uns zu verabschieden. Es wurde ein anregender Abend.


Mittwoch, 15. Juli 1953

Vorbereitung aufs Mündliche. OLG-Rat Dr. Ruwisch hat sich in der Arbeitsgemeinschaft anerkennend über meine B-Arbeit geäußert. Nun habe ich wieder Mut. Abends waren Trude und ich bei Familie Panzer eingeladen. Feier des Doktorexamens. Sehr nett.


Donnerstag, 16. Juli 1953

Vorbereitung mit Kollege Gabrian. Die letzte für mich, denn ...


Freitag, 17. Juli 1953

ich habe heute mein Vortragsaktenstück abgeholt. Eine Strafsache. Bin nicht sehr begeistert. Abends bei Maxrath/Panzer.


Samstag, 18. Juli 1953

Mittags bei Dr. Eubel. Lagebesprechung. Nachmittags zu Maxrath/Panzer, bis morgens 5 Uhr getagt.


Sonntag, 19. Juli 1953

Vormittags geschlafen. Nachmittags Vorbereitung auf einige Spezialfragen.


Montag, 20. Juli 1953

Vormittags Schrifttumkontrolle in der Bibliothek. Nachmittags Vortrag gelernt. Abends von Richard Faber abgehört. Ich bin wahnsinnig aufgeregt. Kann nicht einschlafen. Morgen entscheidet sich meine Zukunft: arm oder bemittelt, glücklich oder unglücklich ... Das Horoskop sagt: Kopf hoch!


Dienstag, 21. Juli 1953

Examen bestanden !!!

 

 

 

Ein schwerer, entscheidungsreicher und glücklicher Tag liegt hinter uns.

Trude ist mit mir nach Düsseldorf gefahren, um mich in schweren Stunden nicht allein wissen zu müssen. Sie hat vor dem Prüfungssaal brav und tapfer auf der Bank gewartet und hin und wieder einige Sprachbrocken aus dem Saal aufgefangen, von denen sie zwar erriet, ob sie aus meinem Munde stammten - ich saß unmittelbar neben der Türe .- von denen sie aber nicht wusste, ob sie zu einer richtigen oder falschen Antwort gehörten. Ich selbst war im Saal weniger aufgeregt, da ich alles miterlebte und durch gewisse Umstände schon ahnen durfte, dass mein Examen glatt gehen würde.

So hatte mir morgens Herr Jansen von der Geschäftsstelle des Prüfungsamts schon gesagt, dass keine Gefahr bestehe, wenn mein Mündliches so gut sei wie voriges Jahr. Bei der Vorstellung meinte Herr Oberlandesgerichtspräsident Würfers, als ich ihn besuchte, dass ich gerne Richter werden möchte, ich solle mir keine Sorgen machen, die Justiz werde mich schon nehmen. Ein Kollege, der als Zuhörer mitgekommen war, hatte im Zuge mit einem Ministerialbeamten gesprochen, der seinerseits sich mit meinem Berichterstatter Herrn OLG Rat Dr. Ruwisch unterhalten hatte. Danach hatte dieser für den heutigen Tag keine Befürchtungen.

Die Prüfung verlief ruhig. Mein Vortrag war - abgesehen von geringen Beanstandungen - in Ordnung, mein Mündliches klappte, und so war ich in der Beratungspause - von 10 vor 4 bis 10 nach 4 Uhr nachmittags - recht ruhig. Das Prädikat: ausreichend. Wenn schon ..., immerhin habe ich die Schulbanksitzerei nun hinter mir, denn ich darf mich Assessor nennen.

Frohgemut fuhren Trude und ich nach Hause, nachdem wir zuvor noch von Düsseldorf aus Jupp Maxrath telephoniert und Günter Faber telegraphiert hatten (der sich im Odenwald in Urlaub befindet).

Wie lange hatte ich beim Betrachten des Kalenderblatts zu raten versucht, ob der sommerliche Friede am 21. Juli auch in mein Herz einziehen würde. Jetzt wusste ich es. Am Hauptbahnhof in Köln empfing uns auf dem Bahnsteig Uli Bosch mit einem Sträußchen und auf dem Bahnhofvorplatz waren Frau Maxrath, Jupp Maxrath, Karl Panzer und Richard Faber versammelt.

In einer Gastwirtschaft am Rhein be... ich bei Bier und guter Laune und fuhr dann mit Trude nach Hause. Dort wurden wir mit Blumen und Kerzenglanz, feierlicher Musik und frohen Herzen empfangen. Günterchen meinte: Jetzt gehen wir aber auch bei Zoo! Denn es war ihm versprochen worden, dass wir in den Zoo gingen, wenn Papa das Examen "verstanden" habe, wofür er täglich betete.

Abends kamen Matthias und Karin und in aller Fröhlichkeit wurde eine Flasche Danziger Goldwasser geleert. Günterchen strich ein paar Mal über meine schwarze Hose und meinte, Papa hat einen wunderbar feinen Anzug an. In einer Freude gingen wir zu Bett, denn nun beginnt ein neues, hoffnungsfrohes Leben, das wir mit einer Flasche Sekt bei unserer Rückkehr aus Düsseldorf begonnen hatten.

Und unser Christelein machte uns auch eine Freude: denn es lief heute zum ersten Mal ganz alleine, als ob auch sie das erste Examen ihres Lebens an dem Tag bestehen wollte, an dem ihr Vater es mit glücklichem Erfolg unternommen hatte.

So ist die Freude denn doppelt groß.


Mittwoch, 22. Juli 1953

Habe mich bei dem Dezernenten der Richterabteilung, Herrn OLG Rat Schmidt-Thomé vorgestellt. Er macht mir wegen der Einstellung als Richter wenig Hoffnung.


Donnerstag, 23. Juli 1953

Habe Herrn OLG Rat Dr. Ruwisch, der in der Prüfung mein Berichterstatter war, gebeten, sich für mich zu verwenden. Er hat es mir zugesagt. Er meinte, ich hätte "voll ausreichend" bestanden.

War dann beim Arbeitsamt, habe mich als Arbeitsloser gemeldet, wegen Unterstützung.

Sodann sprach ich bei Herrn Prof. v. Hippel vor. Er hat mich als Doktorand angenommen. Thema: Die theoretischen Grundlagen der Laband'schen Staatsleere.


Freitag, 24. Juli 1953

Habe Christel Neuburg auf der Bank mit einer Packung "Knuspergold" zum Namenstag gratuliert. Unsere Mutsch bekam auch Leckeres. Am Gericht erfuhr ich, dass meine Akten erst Anfang kommender Woche nach Köln zurückkämen. Kollege Uers war mit seinem Vortrag bei mir zu Hause.


Samstag, 25. Juli 1953

Arbeitsamt. Gericht. Kollege Uers bei mir zu Haus. Film: Der träumende Mund.


Sonntag, 26. Juli 1953

Habe Frau Wolff zum Namenstag gratuliert. Günterchen begleitete mich.

Ein schöner Sonntag. Nachmittags kamen Günter Faber und Gertrud Schückes mit einer Flasche Wein (aus dem Urlaub zurück), es wurde sehr gemütlich.


Montag, 27. Juli 1953

Habe morgens in der Universität Bücher für meine Dissertation geholt. Nachmittags kam Patentante Christel zu Besuch.


Dienstag, 28. Juli 1953

Habe Familie Römer von meinem Examen berichtet.


Mittwoch, 29. Juli 1953

Meine Akten sind noch nicht eingetroffen.

Vorläufig bewerbe ich mich noch nicht anderweitig, da ich hoffe, Richter werden zu können.


Donnerstag, 30. Juli 1953

War wieder bei Dr. Rupisch, denn die Akten sind da. Er hat mir zugesagt, die Akten zu studieren.


Freitag, 31. Juli 1953

Beim Arbeitsamt Geld holen wollen. Nicht bekommen.

Ruwisch hat Fürsprache aufgrund meiner Akten abgelehnt. OLG Rat Schmidt-Thomé hat Einstellung als Richter auf Grund meiner Akten abgelehnt. Er hat mir zugesagt, dafür zu sorgen, dass die Denunzierungsverfahren meiner Adoptivmutter entheftet werden.

Nachmittags war Tante Maria zu Besuch. Und die Kripo: Neue Strafanzeige meiner lieben Adoptivmutter.