Oktober 1949

Samstag, 1. Oktober 19949

Kirchliche Hochzeit in St. Anna. Gertrud Schückes, Traupatin und Brautführerin ist fast die Treppe rauf gestürzt.


Gertrud Schückes und Günter Faber sitzen nebeneinander und Helmut fragt: Wollt Ihr Euch nicht verloben?
Gästeliste

Kirchliche Hochzeit in St. Anna

Gertrud Schückes Traupatin ...

Ur-Opa Braß singt das Hobellied
Text


Sonntag, 2. Oktober 1949

Heute vor einem Jahr habe ich mein Examen bestanden.
Vormittags gemütlicher Frühstückskaffee mit Trude, Mutter, Hans-Helmut, Tante Lieschen, Käthchen und Onkel Heinrich sowie Egon.
Mittags sind Trude, Egon, Hans-Helmut und ich auf den Dom geklettert. Ein herrlicher Blick in die Weite und ein grauenvoller Blick auf die verwundete Stadt.
Und tiefes Ehrgefühl vor der Grüße dieses hehren Bauwerks.
Abends bei Schnaps und Kuchen Restessen.


Montag, 3. Oktober 1949

Egon zur Bahn gebracht Zuvor noch in das Römisch-Germanische Museum im Kölner Dombunker. Das Dionysosmosaik ist ein sehr eindrucksvolles Kunstwerk aus alter Zeit: wir haben uns gewundert, mit welch feinem Kunstsinn den Römern bereits die Darstellung von Mensch, Tier und Pflanze gelungen ist.

 

Abends haben Trude und ich die Kleine Nachtmusik von Mozart angehört und dabei ein Gläschen Schokoladen Cocktail getrunken, wobei uns vier Zierkerzen Licht spendeten.


Dienstag, 4. Oktober 1949

Start zur Hochzeitsreise. Morgens trafen wir noch auf der Bonner Straße Fräulein Gertrud Schückes, meine Brautführerin, und dann ging's los über Bonn, Remagen, Andernach, Koblenz bis Bingen an der Mosel, wo wir bei Dunkelheit Rast machten und in einem Zimmerchen mit dem Blick auf die Mosel unsere Ruhe fanden.


Mittwoch, 5. Oktober 1949

Um 8 Uhr früh ging's weiter. Treis, Cochem, Traben-Trabach. Die Beine sind müde und schmerzen. Wir entschließen uns, die Mosel zu verlassen, da die Schlingen und Kurven der Moselstraße zu viel Umweg bedeuten. Wir steigen in den Hunsrück hinauf über Langkamp. Ein unendlicher Aufstieg. Sodann Weitermarsch nach Gonzerath. Starke Abfahrt nach Morbach. Wir stoßen auf die Hunsrückhöhenstraße und steigen auf nach Immert. Ein unendlicher Aufstieg. Müde und zerschlagen kommen wir in Immert, kurz vor Thalfang, an. Wir können uns nicht entschließen weiterzufahren und fallen in die Betten.


Donnerstag, 6. Oktober 1949

Morgens die restlichen 17 km über Thalfang geschafft.
Hermeskeil. Ein überaus herzlicher Empfang durch Tante Johanna, Kurt, Egon und Onkel Felix. Eine Flasche "1948er Zeller schwarze Katz" tut ihr übriges. Mit froher Laune setzen wir uns an den Mittagstisch. Welch herzliche Atmosphäre!
Abends Kaninchenfutter geholt. Onkel Felix hat 48 Kaninchen.


Freitag, 7. Oktober 1949

Ein gemütlicher, sonniger Tag der Erholung. Mutter Braß hat unsere Hochzeitsbilder geschickt. Sie sind grauenhaft schön.


Samstag, 8. Oktober 1949

Welche Ruhe und welch ein Frieden herrschen hier. Nachmittags haben Trude und ich im Park auf der Wiese gelegen, uns gesonnt und gelesen. Abends nach einem leckeren Abendessen habe ich Klavier gespielt und Tante Johanna sowie Egon und Kurt sangen dazu. Es war sehr schön und friedvoll und gemütlich.


Sonntag, 9. Oktober 1949

Nach dem Kirchgang sind Egon, Kurt, Trude und ich zu Onkel Josef, einem Schwager von Tante Johanna und Inhaber eines Musikaliengeschäfts gegangen, haben dort Schallplatten gehört und drei Stück ausgewählt, die Onkel Felix uns schenkt. Und zwar:
"Ich bete an die Macht der Liebe" sowie: "Wir singen für Dich", gesungen vom Don-Kosakenchor. Diese Platte wollen wir Trudes Mutter schenken. Dann die Kirchenchöre: "Regina coeli laetari" und: "Lasst uns preisen den Herrn", aus Cavalleria rusticana und den Hochzeitsmarsch und das Scherzo aus dem Sommernachtstraum von Mendelsohn. Wir sind begeistert.


Montag, 10. Oktober 1949

Trude, Egon und ich sind heute mit dem Rad - steile Abfahrt - nach Trier gefahren und haben römische (Porta Nigra, Kaiserthermen, Amphitheater Basilika, Römerbrücke) und mittelalterliche (Dom, vor Liebfrauen Matthiaskirche) Bauwerke besichtigt. Wir waren tief beeindruckt.

Um 17 Uhr fuhren wir mit dem Autobus nach Hermeskeil zurück.


Dienstag, 11. Oktober 1949

Heute Morgen sind wir über die Grenze ins Saargebiet gegangen - natürlich unter Umgehung der Zollschranken- und haben Liesel, Trudis Cousine, sowie deren Mann Edmund und ihren Sohn Heinz-Jürgen besucht. Angeregte Unterhaltung. Um 1/2 5 Uhr nachmittags kam Edmund von der Arbeit. Froher Empfang durch ihn. Abendessen bei Kaffee und Wein.


Mittwoch, 12. Oktober 1949

Etwas durchs Dorf gegangen (Nonnweiler). Nachmittags mit Edmund zurück über die Grenze. Von Franzosen angehalten. Ließ uns aber weitergehen. Herzlicher Abschied von Edmund.
Herzlicher Empfang bei Onkel Felix, Tante Johanna und Söhnen.


Donnerstag, 13. Oktober 1949

Abends gemütlicher Abend bei Onkel Josef und Tante Maria (Schwester von Tante Johanna). Deren Sohn Rudi, ein musikbegabter junger Mann musizierte und sang (Lieder von Schubert).


Freitag, 14. Oktober 1949

Abschied. Schade. Es hat uns gut gefallen in Hermeskeil. Wir gehen auseinander in dem Bewusstsein, gute Freundschaft geschlossen zu haben.
Abfahrt nach Trier mit dem Rad. Um 13.35 Uhr mit dem Zug nach Gerolstein, Ankunft 15.57 Uhr. Was hatte der Zug zu klettern, durch die Eifelberge. Aber besser er, als wir mit den Rädern. Von Gerolstein mit den Rädern Aufstieg nach Hillesheim durch schmutzige (Balsdorf) Eifeldörfchen. Dann auf glatter Straße über Wiesbaum nach Dollendorf. Um 1/2 8 Uhr abends Ankunft bei Onkel Hein und Tante Käthchen in Schloßthal. Herzlicher Empfang mit Bohnenkaffee und gutem Abendessen. Und dann in die Betten.


Samstag, 15. Oktober 1949

Mit Onkel Heinrich "auf der Burg" gewesen, auf den Ruinen einer durch napoleonische Truppen zerstörten Burg. Gemütliche Unterhaltung.


Sonntag, 16. Oktober 1949

8 Uhr früh Gottesdienst im Vellerhof. Eine herrliche Landschaft. Grüne, rote, goldgelbe Laubwälder, Sonne und Vogelzirpen, dann das rauhe "Krah, Krah" der großen schwarzen Raben.
Nachmittags Buttercremetorte. Tante Käthchen und Onkel Heinrich tun alles für uns.


Montag, 17. Oktober 1949

Der letzte Tag in Schloßthal. Abends Reibekuchen, dann habe ich Onkel Heinrichs Radio repariert. Er meint, jetzt wisse er, warum die Juristen so unheimlich wäre, nämlich, weil sie sich in allem verstünden.


Dienstag, 18. Oktober 1949

Wind und Fieselregen. Morgens 1/4 vor 10 Uhr Abschied und Abfahrt.
Über Blankenheim nach Tondorf. Von dort einen kleinen Abstecher nach Stulz, wo ich 1938 in Arbeitsdienst war. Ich hatte Mühe, den Lagerplatz wiederzufinden. Wo früher große, schöne und gepflegte Baracken standen, wächst heute Knieholz und Ginsterstauden. Nicht einmal die Steinsockel sind mehr auffindbar. Der Kasernenplatz ist fast unkenntlich durch wild wucherndes Unkraut und Gestrüpp. Die Transitpforte noch da.
So sah es 1938 aus. Der Untergang dieses Lagers als Sinnbild des Schicksals jener Regierung, die den Bau des Lagers befahl.

Über Münstereifel, Euskirchen ging's in schneller Fahrt bei etwas Regen nach Hause. Um 1/2 4 Uhr nachmittags kamen wir an. Mit echter Freude wurden wir empfangen. Insbesondere von Paul, der gar keine Ruhe mehr geben wollte. Wir mussten erzählen und ließen uns berichten. Abends tranken wir bei Kerzenschein (4 goldverzierte Hochzeitskerzen) Kakaolikör und Wein. Den Wein hatten wir bei der Hochzeit zurückgelegt für spätere Zwecke. Und unser Hochzeitswein schmeckte uns auch heute vorzüglich.
Dann spielten wir unsere neuerworbenen Schallplatten. Mutter war von "ihrer" Schallplatte begeistert.
Im Laufe des Abends kamen noch Karin und Matthias, mit denen wir den Abend beschlossen.


Montag, 19. Oktober 1949

Lange geschlafen. Danksagungskarten geschrieben. So sehen sie aus:
Karte
Am Vormittag mit Frau Krux unsere letzte Flasche Wein getrunken. Heitere Mittagslaune. Ein rechter Ferientag. Abends besuchte uns Herr Josef Berens. Wir haben mit ihm die Möglichkeiten besprochen, an eine andere Wohnung zu kommen. Magere Aussichten.
Bei Schallplattenmusik gemütlichen Abend verbracht. Später kamen Karin und Matthias zum üblichen Mittwochabendessen.


Dienstag, 20. Oktober 1949

Und jetzt hole ich Albumeintragungen nach.

Unsere Hochzeitsreise in einigen Bildern:

Allerdings mit dem Rad, nicht mit dem Wagen, aber darum nicht weniger schön.

Foto
Bonn

Karten von Remagen, Andernach, Koblenz, Burg Bischofstein, Cochem/Mosel, Traben-Trabach, 3 x Trier:

Remagen

Andernach

Koblenz

Burg Bischofstein

Cochem

Traben-Trabach

Trier, Kaiserthermen

Trier, Porta Nigra

Trier, St. Matthiaskirche

Und nun müsste ich eigentlich von allen Geschenken, Blumen und Glückwünschen schreiben, die uns zu unserer Hochzeit erreicht haben. Viele Freunde, Verwandte, Bekannte und Nachbarn haben uns erfreut. Die Boten gaben sich am Hochzeitstage die Klinke in die Hand; es ist unmöglich festzustellen, wer was geschenkt hat. Drum gelte ein Glückwunsch, wie er uns gebracht wurde und nachstehend überliefert wird, für alle die vielen vielen anderen.

Karte


Samstag, 29. Oktober 1949

Ich bin seit 21. Oktober bei der 2. Strafkammer beim Landgericht Köln. Es ist dies die sogenannte Jugendschutzkammer. Die dort vorkommende Materie ist zwar etwas einseitig; denn der immer wieder und allein vorkommende Strafparagraph ist 176 STGB. Aber die Kammer ist wegen der Kindervernehmungen sehr interessant; es werden an die Richter höchste psychologische Anforderungen gestellt. Ich bin mit den Richtern, dem Vorsitzenden LG Dir. Dr. Custor und dem noch ausbildendem Richter LG Rat Johannsmann recht zufrieden.