
Und was bringt das Neue
Jahr?
Zunächst einmal die Erinnerung an unsre Verlobung, genau vor einem Jahr. Und
eine neue Schallplatte, die ich Trude anlässlich dieses Jahrestages versprochen
habe. Und einen gemütlichen Sonntag mit feierlichem Resteessen.
Heute habe ich vor dem Schöffengericht
meine ersten beiden Plädoyers als Staatsanwaltsvertreter gehalten. Zwar kleine
Sachen, aber doch ein ereignisreicher Augenblick.
Mittags nach dem Dienst traf ich zu Hause Großmutter an, die uns besucht hatte.
Dann kauften Trude und ich die Schallplatte Harap aus Xerxes von Händel, gesungen
von Schlußnuß, Rückseite das Lied von Giordano: Caro mio ben. Abends
haben wir den Tag mit Klosterlikör und Plätzchen aus neu gefüllten Tellern
beschlossen.
Heute hatten wir Besuch
aus Bonn. Kamerad Eberhard, den ich im Luftwaffenlazarett in Paris-Clichy
kennen gelernt hatte, kam mit seiner Frau zu Besuch. Ich habe mich hierüber
sehr gefreut. Alle Erinnerungen aus und von dieser Zeit wurden ausgetauscht,
aus einer Zeit, da wir beide uns vor dem Kriegsgericht zu verantworten hatten.
Ein wundervoller Film im
Kino. Nun habe ich die Musik aus Puccinis La Bohème erst so recht schätzen
gelernt.
Heute Abend fanden sich
die Überlebenden unserer Schulklasse (Schillergymnasium) sowie 2 Lehrer (Dr.
Berens und Turnlehrer Grothe) gemütlich zusammen. Es war eine nette Unterhaltung.
Zu meiner Befriedigung konnte ich feststellen, dass sich das wirtschaftliche
Niveau bei fast allen ehemaligen Mitschülern gegenüber dem Vorjahr gehoben
hat.
Im Übrigen wurde mir die hohe Aufgabe übertragen, das nächste Zusammentreffen
zu arrangieren. Es soll Ende März steigen.
Heute kam Tante Lieschen
aus Nonnweiler zurück, nachdem sie dort ihrer Tochter Liesel, die von den
beiden Mädchen Doris und Eleonor entbunden hat, alle Haus- und Kinderarbeit
abgenommen hatte. Sie strahlte in dreifachem Großmutterglück.
Den kleinen Heinz-Jürgen hat sie gleich mitgebracht, um ihn einige Zeit bei
sich zu behalten und der Liesel aus dem Weg zu nehmen.
Seelenamt für Opa Braß
Trude und Mutter waren in der Kirche. Dort wurde es Trude schlecht. Ein Umstand,
mit dem sie in den letzten Wochen oft zu kämpfen hat. Wir hatten uns eigentlich
noch nichts bestellt. Nun sind wir aber froh, und es dies ja auch der Sinn
allen Lebens, der eine geht in den Tod, der andere kommt ins Leben. Siehst
du, lieber Opa, dein Platz bleibt nicht lange leer.
Ich selbst konnte nicht zur Messe gehen, da ich beim Einzelrichter (A.G. Rat
Siebenborn) als Staatsanwalt Sitzungsdienst hatte. Plädoyers usw. gingen m.E.
in Ordnung.
Günter Faber hat heute sein
Referendarexamen bestanden. Ich bin ehrlich froh um ihn, und etwas erleichtert,
denn ... bei Examina kann man nie wissen.
Heute werde ich 30 Jahre
alt.
Die erste Hälfte (oder das erste Drittel?) meines Lebens ist vorüber. Oder
... sollte es schon die meiste Zeit gewesen sein, die mir zwischen Feuer,
Wasser, Luft und Erde beschert ist?
Aber weg mit diesen Gedanken.
Bereit sein! ist bekanntlich alles und im Testament heißt's schon: Wachet,
denn ihr wisst nicht die Stunde. Und sie wartet nicht auf einen Geburtstag;
und so viel ich kann, bemühe ich mich, bereit zu sein und zu wachen. Allerdings
in meiner Auslegung: und die heißt: Rücksicht, Güte und Hilfsbereitschaft.
Hoffentlich halte ich dies durch bis an meinen letzten Tag.
Trude, Mutter und Hans-Helmut waren sehr lieb zu mir. Sie backten einen Butterkremkuchen,
schenkten mir ein schönes Hemd, einen Waschlappen und eine Schallplatte: "Oh
komm im Traum" und "Drei Zigeuner sah ich einmal vertont von Liszt
und gesungen von Schlußnuß.
Auch Familie Wolff dachte an mich. Spät abends kamen noch Hilde und Caspar
sowie eine Freundin von Caspar, Frau Porz. Sie brachten eine Flasche Weinbrand
und die Nachricht mit, dass es einige Stunden vorher in ihrem Hause gebrannt
habe.
Alles in allem: Mein Geburtstag verlief angeregt.
Nur: Mama hat keine Notiz davon genommen.
Heute ist der Vorabend unseres
4-monatigen Hochzeitstages. Man muss die Feste feiern wie sie fallen. Ich
habe Trude aus diesem Anlass 6 Eierbecher zu unserem Hochzeitsservice passend,
weiterhin für in jeden Eierbecher eine Apfelsine und außerdem eines Kognakausschenker
geschenkt. Trude gab mir wieder ein sehr schönes Oberhemd. Von Frau Wolff
erhielt ich im Übrigen noch nachträglich eine sehr geschmackvolle dunkelrote
Krawatte zum Geburtstag.
Es lohnt sich, 30 alt zu werden und 4 Monate verheiratet zu sein.
Heute vor 10 Jahren, abends
um 20 Uhr, starb mein lieber Papa.
Wir gingen heute früh anlässlich des Jahrgedächtnisses in die Frühmesse.
Es ist der
1. Februar 1940 ein wirklicher Trauertag für alle Beteiligten gewesen. Denn
Papa war noch viel zu jung zum Sterben, und Mama verlor so recht ihren Lebensinhalt,
soweit der nicht noch mehr in ihrem Geschäft zu suchen sein sollte.
Und ich verlor einen Freund, dessen Dasein mir Trost und dessen Tod mir Verzweiflung
wurde.
Ich kann es nicht mehr länger
mit ansehen, dass wir jeden Groschen zehnmal zwischen den Fingern herumdrehen,
bis wir uns entschließen, ihn auszugeben. Was die Justizverwaltung mir für
meine Arbeit gibt, ist in Anbetracht des Studiums, das man hinter sich hat,
und der "Gelehrsamkeit", die man in sich hat, und in Anbetracht
der Tatsache, dass eine junge Ehe für Anschaffungen viel braucht, zu wenig.
Darum habe ich meinen schon über ein Jahr alten Entschluss, bei einem Anwalt
nebenberuflich zu arbeiten, heute wieder aufgegriffen und mich auf den Weg
gemacht.
Da ich Herrn Rechtsanwalt Dr. Mülhaus auf dem Kaiser-Wilhelm-Ring seit meiner
Zivilkammertage kenne und mich bei ihm schon durch eine gute für ein von ihm
angestrengtes Verfahren bestimmte Relation angenehm bemerkbar gemacht habe,
klopfe ich an seine Tür.
Er bedauerte zwar, mich nicht anstellen zu können, da er einen so großen Arbeitsanfall
nicht zu verzeichnen habe, verwies mich jedoch an Rechtsanwalt Dr. Römer in
der Glockenstraße, bei dem ich auch sogleich vorsprach.
Dr. Römer hat als ein Anwalt vom alten Schlage einen guten Ruf und ist als
ein korrekter, arbeitsamer, rechtskundiger Herr bekannt. Er war grundsätzlich
nicht abgeneigt mich anzustellen, hat sich jedoch bis Dienstag Bedenkzeit
erbeten.
Heute waren Mutter, Trude,
Hans-Helmut und ich bei Karin und Matthias zum Kaffee eingeladen.
Ein Freudentag. Herr Rechtsanwalt
Dr. Römer hat mich mit einem Honorar von DM 150,- zunächst einmal für einen
Monat auf Probe als sein Adlatus angestellt.
Ich bin sehr glücklich. Jetzt können wir uns bedeutend besser helfen und ich
brauche nicht mehr zu befürchten an Minderwertigkeitskomplexen einzugehen.
Habe gleich 2 Akten zur Ausarbeitung von Schriftsätzen mitbekommen. Bin an
meine Bürostunden gebunden und in der Ausarbeitung der Schriftsätze sowie
in der Aufteilung meiner Arbeitszeit völlig frei. Jetzt bleibt mir noch das
nicht leicht lösbare Problem, meine Dissertation mit Erfolg zum Abschluss
zu bringen. Hoffentlich reiße ich mich bald dazu empor.
Der in unserem Dezernat,
Staatsanwaltschaft Abt. 23 vorbereitete Mordprozess Schöneborn stand heute
zur Hauptverhandlung an und endete mit der Aburteilung der angeklagten Ehefrau,
die ihren ihr lästig gewordenen Ehemann mit Rattengift und Schlafmitteln zu
Tode brachte. Ich habe an der Sitzung, die von 9.15 bis 16.20 Uhr dauerte,
mit großem Interesse teilgenommen.
Heute früh suchte ich im
Gerichtsgebäude Reichensperger Platz Herrn LG Rat Morkopp, der an der 3. Zivilkammer
mein ausbildender Richter war, wegen Durchsicht meiner 3. Relation auf. Er
bot mir eine günstige Stellung in einem großen Industrieunternehmen als Assistent
des Syndikus und dessen spätere Nachfolge mit 600 DM Anfangsgehalt an. Ich
kann mich dazu nicht entschließen, da ich meine Referendarausbildung abschließen
und das Assessorexamen absolvieren möchte. Aber einen inneren seelischen Auftrieb
hat mir dieses Angebot doch gegeben.
Habe heute meinen ersten
Schriftsatz bei Dr. Römer abgegeben. Er war damit sehr zufrieden. Habe mich
noch einige Stunden bei ihm aufgehalten und an der Beratung von Klienten teilgenommen.
Die Arbeit bei und mit Herrn Dr. Römer gefällt mir sehr gut. Bei Herrn Rechtsanwalt
Dr. Mülhaus habe ich mich für die freundliche Vermittlung bedankt und ihm
die erfolgte Anstellung mitgeteilt. Aber er wusste es schon, da Herr Dr. Römer
während der ausgebetenen Bedenkzeit Rückfrage gehalten hatte und Herr Dr.
Mülhaus ihm über mich nur Positives zu sagen wusste.
Heute Nachmittag stattete
uns Familie Wolff einen Besuch ab und brachte gleich trinkbare Gegenstände
mit. Wir haben uns prächtig bei Kaffee und Kuchen unterhalten und dabei Schallplattenmusik
angehört.
Mit Caspar ging ich schließlich - oder vielmehr wir fuhren mit seinem Wagen
- zu einer nahegelegenen Gastwirtschaft, wo wir bei Gesprächen über die in
der Vergangenheit gefassten Pläne und ihre Nicht-Verwirklichung eine Flasche
Wein leer machten.
Dann begaben wir uns wieder nach Hause zu der dort wartenden Familie und aßen
zu Abend. Nachdem Caspar seine Eltern nach Hause gefahren hatte, kam er mit
neuem Treibstoff zurück.
Ein wirklich gemütlicher Abend.
Mit Herrn Dr. Römer, meinem
neuen Chef, komme ich bestens aus. Ich freue mich schon auf die Zeit, wenn
ich bei ihm in Stage bin und nicht mehr zur Staatsanwaltschaft zu laufen
brauche. Denn so interessant mir die Materie dort anfangs war, so Leid bin
ich jetzt das Wissen um die Schlechtigkeiten der Menschen. Das Strafrecht
wird nie mein Fall sein. Dagegen leiste ich im Zivilrecht - glaube ich - umso
besseres. Meine Schriftsätze gefallen Herrn Dr. Römer sehr gut. Heute Abend
gab er mir völlig unerwartet DM 50,- Vorschuss. Ich bin mit Engelsflügeln
heimgeeilt.
Und die Freude zu Hause war groß.
Tante Käthchen aus der Eifel
ist heute Nachmittag gekommen. Sie will Karneval in Köln sein. Ein angenehmer
Besuch. Den Abend haben wir mit Eierlikör und im Radio übertragenen Karneval
verbracht.
Um 18.30 erlebten wir vom
Grüngürtel aus ein prächtiges karnevalistisches Feuerwerk zwischen den Brücken
von Köln. Sodann zogen wir durch die Stadt und ließen uns vom Karnevalstrubel
treiben. Doch bald wurde es uns zu toll und mit zerschlagenen Nerven zogen
wir reumütig heimwärts. Zu Hause tranken wir einen feinen selbst gebrauten
Vanillelikör.
Alle Mann hoch sind wir
nach Köln gefahren, haben am Ring eine Menschenmauer durchbrochen, um auf
die andere Seite der Straße zu gelangen, und dann haben wir mit verhältnismäßig
gutem Steh- und Sichtpunkt den Kölner Rosenmontagszug erlebt, der in seiner
Pracht und Vielfalt der Kostüme und Wagen eine Glanzleistung war. Auch Bonbons
haben wir geschnappt. Und das war ja für Hans-Helmut das Wesentliche. Abends
haben wir uns einen zünftigen gemütlichen Abend mit Luftschlangen, Kostümierung
und zwei Flaschen Likör, die wir wieder selbst gebraut hatten, (Apricot und
Danziger Goldwasser) geleistet. Wir kamen mit dem Rundfunk in Hochstimmung
und haben bis zwei Uhr früh getanzt. Tante Käthchen und Frau Krux erwiesen
sich als gute Gesellschafter.
Für heute Abends haben wir
eine Apfelsinenbowle gebraut. Eigentlich wollen wir einen Karnevalsausklang
veranstalten. Aber das Geschrei und die Karnevalslieder im Radio ekelten uns
nun an und wir haben uns entschlossen, uns der Kultur unseres menschlichen
Entwicklungsstadiums bewusst zu werden.
Wir hörten gute Schallplattenmusik, übrigens habe ich auch eine neue Schallplatt
bekommen: Selig sind die Verfolgungsleiden, aus der Evangelimann von Kienze,
gesungen von Peter Anders, und rückseitig die Ceratine des Faust 1: Gegrüßet
sei mir, du holde Stätte, aus Margarethe von Gounod. Die Platte bekam ich
von Trude und Mutter zum einjährigen Jahrestag meines Dienstbeginns als Referendar,
Und bei Musik, Bowle und feierlicher Stimmung las ich Gedichte vor, sahen
wir Bilder von Domen und anderen Kunstwerken, ich rauchte mit Genuss (eigentlich
zum ersten Male) dabei eine gute Zigarre und wir unterhielten uns vorzüglich.
Und unsere Bowle war vorzüglich.
Mehr als aller Karneval
mit allem unvermeidlichen Geschrei und Geldausgeben freut mich die Arbeit
bei Herrn Dr. Römer, da sie mir auch gut bezahlt wird. Heute gab Dr. Römer
mir wiederum 50,- DM Vorschuss. Solches Geld macht stolz.
Trude liegt zu Bett und
ihr ist sehr übel. Der Nachwuchs (der zu erwartende) meldet sich auf unangenehme
Weise an. Im Übrigen ist Trude tüchtig erkältet.
Wie lange hatte ich doch
Ruhe vor den Belästigungen Mamas. Leider aber nicht allzu lange. Denn heute
schickte sie mir durch das Gericht einen Zahlungsbefehl über DM 60,- wegen
rückständiger Miete. Es gehört schon eine Unverfrorenheit dazu, von mir die
Miete nunmehr einzuklagen, und selbst meine Sachen im Werte von ca. DM 600,-
widerrechtlich zurück behalten. Den Prozess hast du verloren, liebe Mama.
Aber gewarnt habe ich dich schon im Dezember vor diesem Schritt.
Herr Dr. Römer hat freundlicherweise das Mandat für mich übernommen, damit
vermieden wird, dass ich bei Gericht mit Frau Schiele zusammen treffe und
von ihr - wie schon früher üblich - beschimpft werde.
Auch lachen muss man können.
Wir wollten in den Zeichenfilm "Schneewittchen" gehen, bekamen aber
keine Karten, so dass wir nach einem längeren Spaziergang durch die Stadt
in einem Vorstadtkino (Urania, Ehrenfeld) landeten und uns dort den Film "Krach
im Hinterhaus" in der neuen Verfilmung ansahen. Wir haben tüchtig gelacht
und einmal allen Unsinn des Lebens von der parodistischen Seite her genommen.
Nur so ist eigentlich der tierische Lebensernst zu ertragen.
Heute bekam ich wiederum
DM 50,- von Herrn Dr. Römer. Mit welcher Freude gehe ich da an die Arbeit.
Und nun haben wir den Zeichentrickfilm
"Schneewittchen und die 7 Zwerge" doch noch gesehen. Ein Meisterwerk
von einem psychologischen Einfühlungsvermögen, wie es der Regisseur beim Schauspieler
nicht besser erzielen kann. Und diese Art des Films hat alle Möglichkeiten
offen, dem Zeichner lässt sich alles, Kulissen brauchen nicht gebaut zu werden.
Der Film Schneewittchen brachte uns hiervon schon eine beachtliche Kostprobe.
Heute beginnt meine einwöchige
Ausbildung im Strafvollzugsdienst in der Haftanstalt Klingelpütz. Wurde heute
mit den Zellen, der Aufnahme und der Gefängniskirche bekannt gemacht. Vor
allem die peinliche Sauberkeit fällt mir angenehm auf.
Heute wurde ich und zwei
weitere Referendare ins Arbeitshaus geführt, wo die modernsten Maschinen stehen.
Leider kommen sie nicht voll zur Ausnutzung, da nur Häftlinge mit einer Strafe
bis zu 3 Monaten Gefängnis in Köln einsitzen und daher ein ständiges Kommen
und Gehen ist.
Anschließend wurden wir dem Gefängnisarzt Dr. Med. Rat Dr. Würfler vorgestellt,
der uns einen interessanten Bericht über seine Tätigkeit gab.
Nachmittags habe ich mit Mutter einen hochwertigen Minimalfilm "Der dritte
Mann" gesehen.
Heute Nachmittag sind Mutter,
Trude und ich auf die Venloer Straße gegangen, eigentlich ohne bestimmtes
Ziel. Und dennoch habe ich für Trude eine schöne blaue Handtasche zum Namenstag
und eine weinrote Kommissionstasche für sie zu Ostern. Ich freue mich, ihr
damit Freude machen zu können.
An diesem Tage im Jahre 1919 wurde mein Freund Willy geboren; er würde heute
32 Jahre alt, wenn der Herrgott ein Einsehen gehabt und auch diesen guten
Menschen zurückgeschickt hätte aus der russischen Hölle.
Wenn mir auch der genaue Geburtstag Willys entfallen war - ich behalte kaum
derartige Daten - so bin ich doch Willy dankbar für alle Lehren, die er mir
vermittelt hat und dafür, dass er mich gelehrt hat, gütig zu sein.
Die letzten, hoffentlich
die letzten überhaupt zu unseren Lebzeiten! Marken brauchen wir nunmehr keine
mehr, höchstens etwas mehr Geld. Aber das letzte der uns so lange treu gebliebenen
Requisiten einer verrückten Zeit soll hier verewigt werden.
Habe gestern die an sich
zu kurze Ausbildung im Strafvollzug im Klingelpütz beendet. Es war ein - teils
erschütternder, in jedem Falle jedoch anregender und zum Nachdenken stimmender
Eindruck.
Gleichzeitig las ich das von dem Gerichtsmediziner Esser geschriebene Buch:
"Absage des Menschen", welches meinen Eindruck vom Strafvollzug
noch vertiefte.
Habe wieder bei der Staatsanwaltschaft
meinen Dienst angetreten, jedoch nur noch für drei Tage.
Dienst bei der Staatsanwaltschaft
beendet. Habe mich von Staatsanwalt Dr. Gierlich verabschiedet. Er war ein
fähiger und viel wissender Ausbilder, der allerdings durch seine Launenhaftigkeit
den Dienst teils etwas erschwerte.
Eine halbe Stunde Ausbildung
beim Rechtspfleger. Und dann hinein in den Namenstag. Denn heute ist Gedenktag
für den hl. Heribert.
Habe von Trude ein Paar schöne braune Schuhe bekommen, und ein Schlüsseletui.
Mutter schenkte Trude (die morgen Namenstag hat) und mir zwei Blaublütengedecke.
Hans-Helmut bedachte uns mit einer Schallplatte: Erna Berger singt darauf:
Man nennt mich nur Mimi und der Walzer der Muisett aus La Bohème. Eine schöne
Schallplatte, die wir alle sehr begrüßt haben.
Mittags gab's zur Feier des Tages Koteletts. Nachmittags Butterkremkuchen.
Abends besuchten uns Matthias, Günter Faber, sowie Hilde und Caspar Wolff.
Es wurde ein recht angeregter Abend bei Wermutwein, Kartoffelsalat und Wööschjer.
Trude bekam von mir eine dunkelblaue Handtasche, Lakritz, Salmiakpastillen
und Birnen. die letzteren Dinge auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin, und eine
Flasche Wein.
Nachmittags suchten wir
Großmutter auf, welche mit Trude zusammen heute Namenstag hat.
Morgens war ich bei Herrn
Dr. Römer. Ich verstehe mich sehr gut mit ihm. Er gab mir auch wieder Vorschuss,
womit wir uns weitere Anschaffungen machen können, denn am 11.4.50 waren wir,
Mutter, Trude und ich in Sindorf bei dem Schneidermeister Wassong, und haben
uns für Trude einen blauen Übergangsmantel und für mich einen blauen Anzug
bestellt. Kostenpunkt zusammen ca. 500,- DM Anschließend waren wir zu Tante
Grete gegangen und erfuhren dort zu unserem Erstaunen, dass Käthchen inzwischen
einen Stammhalter geboren hat. Auf der Heimfahrt nehmen wir eine Kiste mit
Büchern mit, die dort seit fast 3 Jahren lagerten.
Nun wieder zu Dr. Römer. Telefonisch erfuhr er vom Gericht, dass ich zu ihm
überwiesen bin, damit ist für die nächsten Monate über meine weitere Ausbildung
- und meines Erachtens für mich günstig - entschieden.
Abends haben Mutter, Trude und ich Wein getrunken, Trudes Namenstagswein,
der vorzüglich mundete. Und dabei las ich Rilkes "Cormet" vor, der
uns alle in gehobene Stimmung versetzte.
Heute haben wir alle Tante
Finchen im Krankenhaus in der Schönsteinstraße besucht, die dort seit dem
14.3. wegen Lungenentzündung einliegt. Sie und ihr Mann, Onkel Josef, haben
im Übrigen heute noch Namenstag.
Abends war mein Klassenkamerad
Fröhlich bei uns zu Hause, traf mich jedoch nicht an, weil ich jeden Abend
bis ca. 19 Uhr bei Herrn Dr. Römer beschäftigt bin.
Der Besuch galt vor allem der Klärung der Frage, wann und wo das nächste Klassentreffen
stattfinden soll.
Frühlingsanfang. Und heute
beginne ich meine Tage bei Herrn Dr. Römer, nachdem ich gestern mich von meinem
Staatsanwalt (Dr. Heinz Gierlich) verabschiedet hatte. Ich freue mich darauf,
nunmehr ganz im Dienste des Dr. Römer tätig zu sein.
Heute Morgen habe ich vor der 1. Kammer für Handelssachen meinen Pflichtvortrag
gehalten, der mir, glaube ich, ganz gut gelungen ist.
Nach dem Dienst bin ich
mit Dr. Römer in eine Gaststätte gegangen und habe dort mit ihm zu Abend gegessen
(Speckschnitten) und Bier und Weinbrand getrunken. Etwas angeschlagen kam
ich nach Hause.
Ich freue mich ehrlich über das kollegiale Verhalten meines Chefs.
Und wieder bekam ich 50,-
DM von Dr. Römer, also bisher jede Woche 50,- DM. Jetzt können wir tüchtig
anschaffen.
Heute vor 70 Jahren wurde
Papa geboren. Ein liebes, mildtätiges, arbeitsreiches und doch wenig frohes
Leben begann.
Papa hat eine schwere Jugend gehabt und hat sie mit einer nicht weniger schweren
Ehezeit vertauscht. Wie gerne hätte ich ihm die Tage leichter gemacht; doch
er starb, als ich noch nicht daran denken konnte, für ihn zu leben.
Trude hat sich einen recht
netten dunkelblauen "feschen" Hut gekauft. Es geht auch oben aufwärts.
Heute antwortete mein Vetter
Josef aus Zell an der Mosel auf meinen Brief und bediente sich eines sehr
freundschaftlichen Tons. Gleichzeitig schickte er mir das erbetene Weinangebot.
Feine Sachen, aber, wer soll das bezahlen? Wie es in einem Karnevalslied diss
Jahr so schön hieß.
Für meine Dienste, die ich
einem Nachbarn, Herrn Kremer in der Liebigstraße, bei einer Versicherungsanstalt
erwies und die ihm zu einem für ihn sehr vorteilhaften Vergleich verhalfen,
schickte er mir heute einen Briefumschlag. Inhalt: DM 60,-. Trude hat sich
gleich dafür einen türkisfarbenen Übergangsmantel gekauft. Ich war froh, ihr
hierfür das Geld geben zu können.
Abends aß ich wieder mit Herrn Dr. Römer und mit seinem Bürovorstehen, Herrn
Friedel, Speckschnitten zu Bier und Weinbrand.
Morgens trat ich in einem
Strafprozess gegen Hoffmann wegen Stromdiebstahls als Zeuge auf (7. Strafkammer).
Mittags traf ich mit Trude und Mutter und Hans-Helmut bei Enders und Dyckhoff
zusammen, wo wir für mich einen sehr schönen Anzug kauften. Für Hans-Helmut
kauften wir einen Kommunionsanzug.
Das Kaufen macht Spaß. Weil wir Geld von drum.
Heute früh hielt ich vor
der 10. Zivilkammer meinen zweiten Pflichtvortrag. Trotz eines Lobs über meinen
Vortrag durch den Vorsitzenden wurde unsere Klage abgewiesen. Das Urteil hatte
schon fertig in der Schublade gelegen. Abends erhielt ich wiederum von Herrn
Dr. Römer DM 50,-.
Durch ein Telefongespräch wurde ich durch Herrn Rechtsanwalt Dr. Rottländer
bei Herrn Dr. Römer ausgeliehen. Ich suchte ihn also abends auf und unterhielt
mich mit ihm ca. 1 Stunde über die Abfassung eines Schriftsatzes in einer
Sache, in der ich bei der 3. Zivilkammer bereits eine Relation geschrieben
hatte.
Abends brachte ich Trude zum Vorabend unseres halbjährigen Hochzeitstags eine
Flasche Wein und übergebe ihr offiziell die schon früher gekaufte (und bereits
vorgespielte) von ihr sehnlichst erwünschte Schallplatte: Mozarts Zauberflöte,
In den heiligen Hallen und O Iris und Dsiriz, gesungen von Georg Hamm. Dabei
dann tranken wir auf das nächste halbe Jahr und dass es so erfolgreich sein
möge wie das vergangene, und dass es uns ein Kindchen bringe, welches sich,
wie Trude glaubt, schon mit sanftem Klopfen bemerkbar macht.
Heute fuhren Trude und ich
zur zweiten Anprobe zu unserem Schneider nach Sindorf, wo Trude einen blauen
Mantel und ich einen taubenblauen Anzug in Arbeit haben. Vorigen Samstag waren
wir zur ersten Anprobe dort gewesen. Die Hose habe ich heute schon mitgenommen.
Ein ausgesprochen eleganter Anzug wird das.
Vormittags einen Schriftsatz
für Dr. Römer ausgearbeitet. Mittags sind Trude, Mutter und ich nach Sülz
gefahren und haben in den Sülzburg-Lichtspielen den ausgezeichneten Film "Hamlet"
mit Laurence Olivier in der Titelrolle gesehen. Eine bewunderungswerte Leistung.
Drehbuch ist das Schauspiel Shakespeares in der Übersetzung Schlegel-Tinecks.
Ich habe Hamlet noch nicht so tief empfunden, nacherlebt und verstanden wie
heute.
Weil wir uns in der letzten
Zeit so viel angeschafft haben, haben wir es für notwendig erachtet, dies
mit einer Schallplatte entsprechend zu würdigen. Erfolg: Kosakenplatte: Abendglocken
und Legende von den 12 Räubern.
Karfreitag. Abends im Radio
die Johannes-Passion von Bach gehört, haben das Evangelium vor uns liegen
und sind den Gesängen mit Interesse gefolgt.
Habe Trude für Ostern eine
weinrote Kommissionstasche, die wir vor Wochen schon ausgesucht hatten, gekauft.
Nachmittags habe ich bei unserem Schneider in Sindorf Trudis Mantel (blauer
Hänger) und meinen Anzug (taubengrau) abgeholt. Dann habe ich, allerdings
heute Vormittag schon, noch eine Osterschallplatte geholt: Puccini, La Bohème,
Ach, Geliebte, wie kehrst du mir wieder, und Verdi, Macht des Schicksals,
In dieser feierlichen Stunde, gesungen von Schlußnuß und Patazy.
Für Hans-Helmut haben wir Osternestchen versteckt, gefüllt und mit Eiern und
allen möglichen Süßigkeiten.
Herr Dr. Römer hat mir außer einem weiteren Honorarvorschuss von 50,- DM eine
Flasche Weinbrand zu Ostern gegeben.
Ostern. Wir haben uns alle
mit unseren Geschenken recht viel Freude gemacht. Und ich bin von unserer
Osterplatte restlos begeistert. Vor allem das Duett: In dieser feierlichen
Stunde, hat's mir angetan.
Und Dr. Römers Weinbrand schmeckt vorzüglich.
Und bei dem schönen Opernkonzert am Abend im Rundfunk kann uns auch der Regen,
der den ganzen Tag anhielt, nichts anhaben.
Auch der Ostermontag verlief
bei einigen Gedichten und Dialogen aus dem Faust Goethes sehr friedlich.
Ich bin schon öfter mit
Herrn Dr. Römer aus gewesen, wobei es mit einigen "Speckschnittchen"
ganz harmlos anfing, und jedoch meist mit Bier und Kognak endete. Heute Abend
aber zog es sich ziemlich in die Länge. Gegen 24 Uhr nachts kam ich nach Hause,
betrunken, wie selten, und ich habe viel Mühe gehabt, vernünftig ins Bett
zu kommen. Habe jedenfalls ziemlich lange auf dem Klo gehockt, und als Trude
mich schließlich wegen des allzu langen Aufenthalts dort wegziehen wollte,
hielt ich mich mit Liebe am Klodeckel fest, der darauf zerbrach- Ein Grund
für einen neuen, schon längst fälligen Deckel.
Und diese Leere morgens,
und der Haarspitzenkatarrh. Auch Dr. Römer, der im Büro geschlafen hatte,
kam gar nicht zu sich. Abends hörten wir, Mutter, Trude und ich, eine Sendung
über Franz Liszt, von München kommend, sehr eindrucksvoll.
Morgens erledigte ich Verschiedenes
in der Stadt. Bei dieser Gelegenheit erfuhrt ich im Kaufhof, dass der Märklin
Zusatzkasten für Hans-Helmut gekommen sei. Eigentlich haben wir schon mangels
Finanzen davon Abstand nehmen wollen, doch jetzt ... und ich baue ja auch
so gern.
Mittags erhielten wir endlich die so lange erwartete Versicherungsauszahlung
für Trude, ohne die unsere Kommunionsfeier höchst problematisch geworden wäre.
Und dann kam mittags auch eine Kiste Wein von Vetter Josef aus Zell. Und der
49er schmeckt vorzüglich. Habe gleich Herrn Dr. Römer eine Flasche spendiert.
Er als versierter Weinfeinschmecker wird meine Ansicht von der Güte des Weins
nur bestätigen.
Nachmittags holte ich den Märklinbaukasten für Hans-Helmut, den Trude und
ich ihm zur Kommunion schenken werden.
Trude hat schon weiß Gott wie viele Kuchen gebacken. Sie ist mächtig beschäftigt.
Heute Vormittag bin ich
mit Herrn Dr. Römer zu einer Versteigerung gegangen. Ein richtiges Fieber
packte mich und nicht ohne Grund. Denn es ist erstaunlich, wie billig wirklich
brauchbare Sachen hier weggehen. Dr. Römer ersteigert ein Ölgemälde für DM
75,-.
Mittags kam der erste Vorbote des Kommunionsbesuchs. Tante Käthchen aus der
Eifel. Ich holte inzwischen noch Wein und machte mich allenthalben nützlich.
Denn wir erwarten ziemlich viel Besuch.
Hans-Helmuts 1. hl. Kommunion.
![]()
Hengas handschriftlicher Bericht
Die 1. hl. Kommunion des
kleinen Hans-Helmut war gleichzeitig Anlass zu einem recht schönen Familientreffen.
Viele Angehörige von Mutter und Vater Braß gaben sich in unserem Hause ein
fröhliches Stell-Dich-Ein.
Großmutter Braß kam in Frische und guter Laune, auch Mumm und Christel, Onkel
Peter und Tante Traudchen, Finchen, Josef, Wolfgang und Manfred, Onkel Heinrich
und Tante Käthchen, Matthias und Karin saßen um unseren Tisch bei einer gemütlichen
Mahlzeit, vielem Kuchen und einer schmackhaften Bowle. Der Abend war ein schöner
Erfolg. Etwas angeschlagen, jedoch bei bester Laune ging die Familie auseinander.
Wozu eine Kommunion nicht allemal gut ist.
Die Bilder, die wir mit Hans-Helmuts Kommunionsphotoapparat aufgenommen haben,
sind sehr nett geworden. Jedenfalls sind wir alle sehr zufrieden mit ihnen.
Mehr ist eben aus unseren ausdruckslosen Gesichtern nicht zu machen.
Nachmittags hielten wir
noch ein kleines Kaffeekränzchen mit Hausnachbarn; Kaffee und Kuchen sind
noch reichlich vorhanden, denn Mutter Braß lebt noch in der Angst, ihren Gästen
nicht genug vorsetzen zu können, und die Folge dessen ist, dass für Regimenter
gekocht und gebacken wird und im Übrigen das Essen für eine ganze Woche im
Voraus bereit ist. Das ist jedoch besser als umgekehrt.
Ein trauriger Tag eigentlich.
Hatte heute Morgen in dem Prozess, den meine Mutter, Frau Schiele, gegen mich
angestrengt hat, Termin. Zwar hat Herr Dr. Römer mich vertreten, so dass ich
selbst meiner Mutter nicht gegenüber zu treten brauchte. Dennoch hat meine
Mutter sich nicht davon abhalten lassen, vor Gericht in den unflätigsten Tönen
über mich herzuziehen, so dass Herr Dr. Römer mir von jedem Nachgeben abraten
musste.
Der Hass, den meine Mutter gegen mich aus mir unerfindlichen Gründen aufgespeichert,
wird sie jetzt, da sie einmal den Schritt zum Gericht gewagt hat, von Termin
zu Termin jagen und sie - und schließlich auch mich - nicht mehr zur Ruhe
kommen lassen. Welches Glück, dass ich bei Trude und Mutter Braß sowie Hans-Helmut
in Geborgenheit leben kann.
Ruhe und Geborgenheit sind
das Unterpfand wahrer Glückseligkeit, und das Zusammensein bei einer Flasche
Wein, dem besten Bindemittel froher Herzen, ist eine Kraftquelle, aus der
immer wieder geschöpft werden kann.
Und bei diesem Wein las ich zum Ergötzen von Trude und Mutter Braß die Novelle
Gottfried Kellers "Kleider machen Leute" vor, wodurch der Abend
wieder zu einem schönen Erlebnis geworden ist.
Herr Dr. Römer gab mir heute,
weil ich für April schon honoriert bin, den ersten Vorschuss auf den Monat
Mai. (DM 50,-)
Gibt es noch einen besseren Chef.
Abends traf sich auf meine Einladung hin meine Abiturientenklasse in der Gastwirtschaft
Früh am Dom zu einem recht netten geselligen Abend.
In der gleichen Zeit gingen Trude und Mutter Braß in den Film "Fledermaus",
aus dem sie begeistert und übermütig zurückkehrten.
Nachdem Trude, Mutter Braß
und ich gestern Morgen in einem Seelenamt für Papa gewesen sind, haben Trude
und ich heute früh Papas Grab aufgesucht, ihm ein Blümchen gebracht und ihm
zu seinem heutigen Namenstag gratuliert.
Mittags tranken Trude, Mutter und ich einen vorzüglichen, einen wirklich hervorragenden
Moselwein aus der Sendung von Vetter Josef aus Zell aus Anlass des morgigen
Namenstages von Mutter Braß und des ebenfalls morgen stattfindenden Geburtstags
von Paulchen, der dann drei Jahre alt wird.
Nachmittags kamen Karin und Matthias sowie Frau Krux zu einem netten Kaffee
zu uns, auch Onkel Heinrich nahm daran teil, der sich noch nicht entschließen
konnte, nach Hause zu fahren. Ich selbst habe gegen Abend zusammen mit Hans-Helmut
aus dem Märklinbaukasten einen feinen Drehkran gebaut.
Wirklich ein schöner Sonntag. Und zum Namenstag habe ich Mutter Braß eine
Donkosakenschallplatte geschenkt: und zwar das Credo aus der Liturgie aOtublica
und dem Choral: Herr öffne mir die Türe.
Frau Schiele, meine Mutter,
macht jetzt, wie man in Köln sagt: Nääl met Köpp. Sie hat die gerichtliche
Aufhebung der Adoption beantragt. Musste also heute früh zum Vormundschaftsrichter
A.G. Rat Dr. Schlechter, der mich sehr freundlich empfing und sich durch mich
davon überzeugen ließ, dass meine Mutter die Aufhebung der Adoption nur darum
nachsucht, weil sie mich aus der Erbfolge ausschließen will und ihr eine andere
Möglichkeit - z.B. Enterbung - nicht zur Verfügung steht. Eine freiwillige
Aufhebung der Adoption durch Vertrag habe ich entschieden abgelehnt.
Trude ist heute früh mit
mir zusammen zu Herrn Dr. Römer gegangen, nachdem sie sich zuvor noch schnell
ein Paar hübsche Lederhandschuhe in dunkelblau gekauft hatte. Ich habe Trude
mitgenommen, weil wir zusammen sodann zum Gericht fahren wollen, Trude soll
nämlich heute früh vom Vormundschaftsrichter ebenfalls gehört werden.
Am Gericht hat Trude einen kleinen Einblick in den Anwaltsbetrieb genommen
und ist schließlich zum Vormundschaftsrichter gegangen, während ich zwischenzeitlich
für Herrn Dr. Römer zwei Termine wahrnahm. Dann sind Trude und ich, beide
zuversichtlich, nach Hause gefahren, denn der Vormundschaftsrichter wird zu
unseren Gunsten entscheiden.
Nachmittags ging ich zu Dr. Römer und nach Dienstschluss mit ihm und dem Bürovorsteher
Herrn Friedel in die Stammgaststätte Ecke Gilbach- und Gladbacherstraße. Es
wurde, nachdem wir uns noch an den Tisch einer jungenDame gesetzt hatten und
auch der Sohn von Dr. Römer, Horst, dazugekommen war, bei 49iger Mosel 24
Uhr, ehe wir nach Hause aufbrachen. Und ich war leicht angeschlagen und schwer
lustig.
Onkel Heinrich aus der Eifel
ist seit der Kommunion von Hans-Helmut noch bei uns und ich habe heute mit
ihm einmal seinen Fall "den Verlust seines Tabakwarengeschäfts"
durchsprechen können. Ich glaube, dass ich ihm Hoffnung machen kann. Wir wollen
zunächst das Armenrecht beantragen. Dr. Römer nimmt das Mandat an, so dass
die Sache offiziellen Charakter bekommt.
Hoffentlich kann ich Onkel Heinrich helfen, damit er aus seinem Grübeln heraus
kommt.
Trudi hat ihre Strickarbeit
an einem wundervollen dunkelroten, sandfarben durchsetzten Strickkleid, bis
auf die Ärmel, beendet. Sie ist ein fleißiges, geschicktes Mädchen.
Und heute hat sie auch noch Stoff zur Anfertigung eines Umstandskleids gekauft,
denn so langsam sieht man das kleine Bäuchlein. Zu ihrer Ehre muss ich jedoch
sagen, dass Trudi sich vorzüglich hält, so dass ihr niemand 6 Monate Schwangerschaft
ansieht.
Trude hat den Arzt aufgesucht.
Am 30. August ungefähr kommt ein kleiner Erdenbürger zur Welt, sofern alles
gut geht. Der Arzt jedenfalls, Herr Dr. Benz, meint, dass alles in Ordnung
sei.
Trude hat damit begonnen,
die Tischdecken zu besticken, die Großmutter Braß uns zur Hochzeit geschenkt
hatte. Sie macht es sehr fein und mit großer Begeisterung.
Herr Dr. Römer gab mir heute
bereits die letzte Mai-Rate von DM 50,-, so dass er mir also seit dem 17.2.50
jede Woche 50,- DM gegeben hat. Dadurch wurden wir in die Lage versetzt, uns
sehr viel anzuschaffen. Mit welcher Dankbarkeit kann ich nur an Dr. Römer
denken. Und nicht zuletzt auch wird er mir in Erinnerung bleiben, weil er
mir den Genuss an der Zigarre vermittelt hat. Herr Dr. Römer spendet mir eifrig
Zigarren und ich bin auf den Geschmack gekommen. An Zigarren lag mir von jeher
nicht viel und jetzt liegt mir gar richtig mehr daran.
Trude, Hans-Helmut und ich
sind heute, Sonntag Vormittag durch die Stadt spaziert und haben uns die Bau-Fortschritte
angesehen, wobei wir über die Hohenzollernbrücke, deren dritter Bogen soeben
gehoben wird, in das Deutzer Messegelände gerieten, wo zur Zeit eine große
Photo- und Kinoausstellung stattfindet. Über die Hängebrücke gingen wir nach
Köln zurück; auf dem Heumarkt kauften wir im Gürzenichzelt noch drei Aufbaulose
zugunsten des Gürzenich, der nun schon sein Betondach hat. und warten darauf,
dass wir mit dem Hauptgewinn herauskommen.
Heute Abend lud Herr Dr.
Römer den Bürovorsteher und mich wieder zu jenen ominösen Speckschnittchen
in der Stammwirtschaft ein. Danach gingen wir in die in Trümmern liegende
Gaststätte auf der Gladbacherstr. bei Toni Schuh und aßen Würstchen und Brötchen,
wobei kräftig Bier und Weinbrand getrunken wurde. Sodann wollten wir zur Bahn,
aber, leider lag auf dem Weg noch eine Wirtschaft, Ecke Gladbacher- und Werderstraße,
so dass auch diese noch mitgenommen wurde. Um 12 Uhr ging ich schwankend und
gut gelaunt nach Hause.
Herr Dr. Römer war morgens
nicht da. Wahrscheinlich nicht "vernehmungsfähig"! Ich habe die
Termine bei Gericht wahrgenommen. Mittags war mein Chef da und lud den anderen
Referendar Dudek und mich bei Schuh (Gaststätte) zu Würstchen, Brot und Weinbrand
ein, wobei er uns in seliger Laune den Rat gab, die Jugend zu nutzen, da das
Alter zu schnell komme. Nachmittags war Dr. Römer stark angeschlagen, zumal
er noch zwei Flaschen Weinbrand gekauft und mit ins Büro genommen hatte. Dort
versorgte er sich und die Klientel fleißig mit Alkohol, von einer vernünftigen
Beratung war wahrscheinlich keine Rede. Ich musste auch hier und da einspringen,
weil ich etwas klarer war.
Abends lud Herr Dr. Römer uns, d.h. Frl. Ursel Broicher, unseren Lehrling,
Herrn Friedel, seinen Sohn Horst Römer und mich zu einem geradezu feudalen
Abendessen (Wiener Schnitzel) ein. Es war wundervoll.
Trude und Mutter brachte ich eine Tafel Schokolade mit, da sie etwas von meiner
Freude wenigstens mit haben sollten.
Heute Nachmittag ist Ohm
Hein abgefahren. Schade. Er ist ein gemütlicher Mann, der Ruhe un Genööchlichkeit
ausstrahlt.
Habe heute durch Dr. Römer
in meinem Prozess gegen meine Mutter (Frau Schiele) Widerklage auf Herausgabe
meiner Sachen erhoben. Warum noch Rücksicht nehmen bei so viel Rücksichtslosigkeit.
Es fing so harmlos an. Gestern
kam die Anzeige von Vetter Josef. Heute Morgen sah Trudi einen Kaminfeger
auf dem Dach des gegenüber liegenden Hauses. Das musste Glück bringen. Als
ich vom Gericht zurück kam, verfrüht übrigens, weil die Arbeitsgemeinschaft
ausfiel, schlug ich Trudi vor, auf das Wohl des kleinen Karl-Josef Gilles
zu trinken; Mutter und Hans-Helmut waren auf dem Friedhof. Wir öffneten eine
49er, die uns wie letztes Mal ausgezeichnet mundete. So gut, dass wir noch
einmal einen Griff in den Schrank taten und einen Merler Fettgarten öffneten.
Auch dieser war gut, ein würziger, kräftiger Wein mit gutem Aroma. Und dann,
Mutter war schon zurück, tranken wir noch einen 47er Schwarze Katz, einen
milden, guten Wein; und dann waren wir des Weines voll, selig und glücklich.
Trude sang im Bett drollige Lieder, z.B.: Kam der Gustav geflogen, setzt sich
nieder auf mein' Fuß, hat ein Flascherl im Schnabel, und vom Gustav einen
Gruß. Gustav ist der Vorname von Herrn Dr. Römer, dem wir alles Schöne der
letzten Monate zu verdanken haben, denn nur durch seine großherzige Honorierung
erst konnten wir uns eine Kiste Wein leisten. Daher die Begeisterung für "Gustav"
in Trudes weinseligen Liedern.
Und ich musste mittags mit angeschlagenem Sinn zu Herrn Dr. Römer in den Dienst.
Es ging jedoch nach einiger Überwindung alles gut.
Und der Kaminfeger hatte doch Recht. Wenn das Glück nicht von selber kommt,
muss man's bei der Hans fassen und mitziehen.
Herr Dr. Römer gab mir heute
bereits die erste Juni-Rate. Darauf haben Trude und ich zum Muttertag eingekauft.
Für Trude selbst ein dunkel-blaues Portemonnaie, für Mutti einen lachsfarbenen
Unterrock, für mich (ich bin zwar keine Mutter) drei Netzunterjäckchen.
Und abends haben wir als Vorschuss auf den Muttertag ein Flascherl Wein getrunken,
diesmal eine 1938er Zeller Schwarze Katz, die für meinen Geschmack etwas zu
süß, aber voll reifstem Aroma ist. Trude und Mutti war auch das Süße gerade
Recht. Unsere Weinsendung geht jedoch langsam zu Ende, oh weh, was machen
wir da?
Muttertag. Morgens gingen
Trude und ich zum Friedhof und suchten das Grab Papas, von Trudes Großmutter
(Neuburg) und Großvater (Braß) auf. Der Friedhof leuchtet in tausend Fliederblüten.
Nachmittags machten wir mit Karin und Matthias zusammen einen Muttertagskaffee,
der sich bis zum Abend hinzog.
Heute Abend habe ich mit
Herrn Dr. Römer und dem Bürovorsteher wieder einige Bierchen getrunken. Herr
Dr. Römer meint, das gehöre auch zur Referendarausbildung.
Als ich nach Hause kam, waren Onkel Josef (Braß) und seine Frau Finchen zu
Besuch. Jupp hat im Wohnzimmer eine elektrische Serienschaltung angelegt.
Christi Himmelfahrt - Vatertag.
Etikett eines Mosel-Saar-Ruwer 1937er Kestener Niederberg
Muss ich noch mehr schreiben?
Ja, ich muss diesem Wein ein Loblied singen. Sein Aroma ist so duftig, dass
man meinen könnte, man ginge durch die Weinberge und liebkose die Trauben.
Und der Geschmack versetzt einen in die Atmosphäre einer erlauchten Gesellschaft.
Wirklich, ein ausgezeichneter, bekömmlicher Wein, des Vatertages würdig.
Herr Baron, der alte Getreue
unserer Familie, bat mich brieflich um meinen sofortigen Besuch. Abends ging
ich zu ihm. Er teilte mir mit, dass Frau Schiele sehr böse Dinge gegen mich
im Schilde führe. So will sie mir heute einen Strick daraus drehen, dass ich
vor 5 Jahren einige juristische Bücher aus dem Schutt des Gerichtsgebäudes
am Reichensperger Platz rettete und mit nach Hause nahm.
Welch mütterliche Gefühle, die nur darauf ausgehen, dem Sohn zu schaden, gleichgültig
wie.
Mama scheint den zur Zeit schwebenden Rechtsstreit bis zur letzten Konsequenz
durchführen zu wollen. Mich macht sie nicht bange.
Schon wieder 50,- DM von
Herrn Dr. Römer. Wenn wir ihn nicht hätten. Aber wie lange noch, ich denke
schon etwas wehmütig an die Zeit, da meine Stage bei ihm beendet sein wird.
Nicht nur wegen ds Geldes. Vor allem, weil ich einen ausgezeichneten Ausbilder
und Menschen verlassen muss.
Soeben hat Trudi ihre Arbeiten an ihrem Strickkleid beendet; eine wundervolle
Arbeit. Trude kann stolz sein auf ihre Fertigkeit, und ich kann stolz sein
auf meine Frau.
Um 8 Uhr abends holte Günter Faber uns, Trudi und mich, zu einem kleinen gemütlichen
Abend in Fabers Wohnung ab. Es wurde tatsächlich recht nett und wir haben
bis fast 4 Uhr früh bei guten Getränken getagt.
Heute, Sonntag Vormittag,
haben Trude und ich gemeinsam mit Richard Faber dessen Mutter im Krankenhaus
(Kunibert) besucht, wo sie schon seit 10 Wochen liegt und 2 x wegen eines
Gallenleidens operiert worden ist.
Nachdem ich bei Herrn RA
Dr. Römer noch den dritten Vorschuss für Juni in Höhe von 50,- DM bekommen
habe, fuhr ich mit Trudi heute Mittag in die Eifel, bei strömendem Regen.
Um 18 Uhr waren wir bei Onkel Heinrich und Tante Käthchen. Auch bei strömendem
Regen.
Ein verregneter Pfingstsonntag
in Schloßthal in der Eifel. Gutes Essen. Aber ich habe Magenbeschwerden. Wie
immer, wenn ich von Köln fortfahre.
Der Himmel wird heiter.
Morgens waren Tante Käthchen, Trude und ich in Ahrhütte und Hungburg, Promenadi
causa. Nachmittags hielten wir uns auf der "Burg" d.h. also auf
den Ruinen der Burg auf. Ein sehr schöner ruhiger Tag.
Trudi hat mich zum vollen
Autobus begleitet. Unterwegs sagte sie: Der Kleine läuft auch schon mit. Unser
Nachwuchs macht sich deutlich bemerkbar.
Mittags wieder in Köln, nachdem es mir zwischendurch sehr übel war.
Nachmittags Dienst bei Dr. Römer. Ich bin wieder im Alltagstrott. Hoffentlich
verlebt Trudi in Schloßthal indes recht schöne Wochen.
In der Praxis von Dr. Römer
beginnen die Vorbereitungen zur Abreise meines Chefs in einen 14-tägigen Kuraufenthalt.
Von meinem lieben Tüttchen
erhielt ich heute die erste Post. Unter anderem schreibt Trude: Um 9 1/4 traf
ich wieder wohlbehalten auf der Burg an. Kurz bevor ich am Kalkofen war, wurde
dort gesprengt. "Der dritte Mann" und ich haben uns furchtbar erschreckt.
Im Augenblick ist d.d.M. damit beschäftigt, seinen Teil Milchknödelbrei zu
sich zu nehmen; er hat nämlich sehr viel Hunger, weil wir, Tante Käthchen,
er und ich in Tante Elis Garten Unkraut geharkt haben. ..."
Ich finde Trudis Art, mir zu schreiben und von unserem "Hascituno"
zu berichten, sehr originell und herzlich. Ein Grund mehr, Trude recht leib
zu haben.
Trudi schreibt pünktlich
und sehr lieb. Sie hat sich ein wundervolles Sonnenwetter ausgesucht.
War nachmittags zu einer Ortsbesichtigung in der Stammheimer Straße.
Heute Vormittag hat Herr
Dr. Römer noch eine Abschiedsrolle gegeben. Er hat übrigens einen Antrag gestellt,
mich zu seinem Vertreter amtlich zu bestellen. Ich bin ihm für dieses Vertrauen
sehr dankbar. DM 50,- habe ich auch bekommen.
Sonntag Vormittag sind Mutter,
Hans-Helmut und ich zum Gürzenichzelt auf dem Heumarkt gegangen, um zu sehen,
ob wir mit unseren drei Losen bei der Gürzenich-Lotterie "dabei"
waren. Aber nein, unser sonstiges Glück ist gut bemessen, deshalb müssen wir
auf "Preise" verzichten. Anschließend sind wir nach Deutz gegangen
und haben das Ausstellungsgebäude besucht. Hans-Helmut ist mit der Liliputbahn
gefahren, die anlässlich der 1900 Jahrfeier der Stadt Köln gebaut worden ist.
Mittags kamen wir etwas
zerschlagen nach Hause; denn es ist erdrückend heiß.
Am Spätnachmittag sind wir drei zum Stadtwald und anschließend zum Stadion
gegangen und haben einen herrlichen Spaziergang gemacht, von welchem wir erst
um 22 Uhr nach Hause zurückkehrten.
Hans-Helmut wurde in der
Schule fotografiert. Das ist er:
Wir, Mutter und ich, sind
nicht sehr begeistert von der Aufnahme denn die Mundpartie des Kleinen verrät
uns, dass wir mit Hans-Helmut noch viele Kämpfe haben werden; ist er doch
heute schon rechthaberisch und ein unangenehmer Besserwisser.
Vielleicht gelingt's uns, durch Erziehung dem Kleinen zu etwas mehr Bescheidenheit
und Demut zu bringen; denn es ist meine eigene Erfahrung immer gewesen: Mit
dem Hut in der Hand kommt man durch das ganze Land.
Ich leite nun allein die
Praxis, nehme die Termine wahr, verhandele mit den Klienten, diktiere die
Post, unterschreibe usw.. Es macht mir viel Spaß, aber die Verantwortung und
die Unsicherheit in manchen Dingen, insbesondere in Fragen der Zwangsvollstreckung
hat mich etwas blass gemacht. Es mag dies allerdings auch dadurch kommen,
dass ich seit einigen Tagen nur noch Fleischbrühe und Zwieback verspeise.
Trude geht's blendend. Sie schreibt recht lieb, und recht viel von unserem
Sprössling in spe. Herrn Dr. Römer habe ich einen "Bericht" übersandt,
damit er weiß, dass ich seine Praxis noch nicht ruiniert habe.
Heute Abend habe ich Frau
Wolff ausgesucht, die mich gleich festhielt und zu einer Rheinfahrt einlud.
Ich bin mit ihr, Hilde und Herrn Wolff zur Fähre gegangen und wir haben an
einer Abendfahrt teilgenommen, die an Schönheit kaum zu überbieten war.
Anlässlich des morgigen Fronleichnamsfestes waren Dom und die ganze Rheinfront
hell erleuchtet, auch die Deutzer Seite (Ausstellungsgebäude und Festwiese)
erstrahlten in buntem Licht. Ein wundervoller Anblick, für den ich Frau Wolff
sehr dankbar sein muss da durch ihre Initiative nur erst eine solche Fahrt
vermittelt worden ist.
Fronleichnam. Morgens habe
ich eine Reihe recht schwieriger Schriftsätze angefertigt. Nachmittags haben
wir gemütlich Kaffee getrunken. Dann sind wir, Mutter, Hans-Helmut und ich
nach Köln gegangen, haben einen Blick in Dr. Römers Praxis geworfen und sind
dann hinüber nach Deutz spaziert. Auf der Festwiese ist Hans-Helmut voller
Begeisterung mit der Achterbahn und der Raupe gefahren. Dann haben wir auf
einer Bank die Dunkelheit erwartet und das abendliche Bild Kölns in uns aufgenommen.
Leider wurde die Stadt heute nicht erleuchtet, so dass wir schließlich, ein
ganz klein wenig enttäuscht, über die Hohenzollernbrücke nach Hause zogen.
Trude hat mir wieder mehrfach
geschrieben. Sie ist glücklich in der Eifel. Herr Dr, Römer hat mir eine sehr
freundliche Karte geschrieben und heute Nachmittag angerufen. Seine Praxis
liegt ihm verständlicherweise sehr am Herzen.
Habe heute Morgen in einer
Ehescheidungssache einen Sühnetermin vor dem Einzelrichter wahrgenommen, der
sehr dramatisch verlief und in welchem von "Sühne" keine Rede war.
An Trude habe ich 10,- DM im Brief gesandt, und nachmittags nochmal DM 20,--,
durch Vorauszahlung, denn Herr Friedel, der Bürovorsteher, hat mir DM 50,-
gegeben.
Nachmittags war ich bei einem Klienten meines Chefs, Herrn Gundlach in der
Hauffstraße. Wir haben sehr gemütlich bei Schlichte, Bier und Zigarren zusammen
gesessen und als ich mich verabschiedete, gab Herr Gundlach noch DM 10,- unauffällig
in die Hand. Darüber habe ich mich natürlich auch sehr gefreut.
Vormittags bin ich mit Paul
zu Familie Wolff gegangen um mich für die Rheinfahrt zu bedanken. Leider waren
Wolffs jedoch nicht da und wir sind unverrichteter Dinge wieder zurück gegangen.
Nachmittags habe ich Schriftsätze angefertigt, während Matthias Mutter und
Hans-Helmut zum Geburtstagskaffee abholten. Ich war den ganzen Nachmittag
alleine und habe gearbeitet. Zu Matthias zu gehen hatte ich übrigens keine
sonderliche Lust.
Heute wurde ich mit Arbeit
derart überhäuft, dass ich nicht einmal dazu kam, Trude einen Brief zu schreiben.
Als Vertreter des Anwalts hängt eine ganze Portion Arbeit an mir, die ich
vorher noch nicht gekannt hatte.
Nur wenig Zeit um Trude
zu schreiben. Seit Tagen herrscht eine drückende Hitze, man trocknet fast
aus.
Ganz früh aufgestanden,
um Trude noch schreiben zu können. Gestern kam ich nicht dazu. Habe mich heute
bei der Deutschen Krankenversicherungs A.G. versichern lassen. Sicher ist
sicher. Mein Chef, Herr Dr. Römer, ist heute aus dem Urlaub zum Gericht gekommen,
um einen dringenden Termin selbst wahrzunehmen.
Abends habe ich mit dem Bürovorsteher, Herrn Friedel eine Flasche Wein getrunken,
die eine Klientin gebracht hatte. Anschließend ging ich zu Wolffs, um meinen
Sonntagsbesuch nachzuholen. Zu Hause waren Karin und Matthias. Todmüde ins
Bett.
Bei der Mittelstandshilfe erfuhr ich, dass die Versicherung mir im Fall einer
Niederkunft Trudes 160,- DM ersetze. Nun muss ich noch erfahren, wie hoch
die Krankenhauskosten sind.
Die letzten beiden Tage
war ein toller Betrieb in der Praxis. Ich kam nicht zu mir selbst. Habe wieder
50,- DM erhalten.
Um 19.30 Uhr traf ich Mutter in der Stadt und wir haben eine braune Gabardinhose
für mich gekauft. DM 65,-. Eine unheimliche Menge Geld. Bin mal wieder blank.
Abends Spaziergang zum Flughafen. Dort wird mächtig gebaut. Erstaunlich, was
in wenigen Monaten geschafft werden kann, wenn entsprechende ___ vorliegen.
Wahlsonntag. Habe Mutter
die neue Verfassung erklärt, über die wir heute abstimmen sollen. Dann sind
wir nachmittags zur Wahl gegangen, haben einen Spaziergang daran angeschlossen,
während Hans-Helmut bei Jutta, einer Stieftochter von Frau Steinmann (Braß)
war. Sodann sind Mutter und ich in einen Film "Die Erbin" gegangen,
der uns ausgezeichnet gefiel. Bei der Gelegenheit haben wir einen schönen
Spaziergang gemacht. Denn wir waren im Burgtheater am Ebertplatz.
Hochzeitstag. Heute vor
einem Jahr haben Trude und ich uns standsamtlich trauen lassen.
Mutter hat ein feines Essen gemacht. Abends sind Mutter und ich zur Feier
des Tages in den Film "Eroica" gegangen, der uns tief erschüttert
hat. Die Musik hat für uns ganz neue Werte bekommen.
Gestern Abend habe ich einen Kriegskameraden und Mitschüler, Hans Peter Engels
aufgesucht, der mich um einen juristischen Rat gebeten hatte.
Heute Nachmittag bin ich zu Wolffs gegangen im Gedenken an den 21. Juni 1935;
an diesem Tag begann die Freundschaft zwischen Willy und mir.
Von Hans-Helmut haben wir heute einen Liebesbrief entdeckt, den er verstohlen
auf meiner Maschine geschrieben hatte.
Morgens bin ich nach Bensberg
gefahren, habe einen mehrstündigen Termin wahrgenommen und bin in aller Eile
nach Köln zurück gefahren, eben zum Büro von Herrn Dr. Römer geeilt und im
Sturmschritt zum Westbahnhof gelaufen, wo ich noch gerade den Zug in die Eifel
erreichte. In Ahrhütte holte Trude mich ab, sie sieht gut aus, ist auch kaum
merklich "umfangreicher" geworden. Oben in Schloßthal wurde ich
von Ohm Hein und Tante Käthchen freudig begrüßt. Nach einem guten Kaffee haben
Ohm Hein und ich gefachsimpelt, juristisch natürlich. Ich habe nämlich für
Ohm Hein heute früh bei der 5. Zivilkammer eine Klage gegen die Stadt Köln
und die Eheleute Schiffer eingereicht, die sich in die Wohnung von Onkel Heinrich
gesetzt hatten.
Morgens gingen Trude und
ich ins Lamperttal, wurden aber von einem bösen Gewitter mit Regen überrascht
und kamen nass nach Hause.
Nachmittags aßen wir Kirmeskuchen, denn Schloßthal feiert Kirmes. Der Tag
verlief angenehm und harmonisch.
Morgens begann das Abschiednehmen.
Es ist Onkel Heinrich und Tante Käthchen schwer gefallen, denn sie hatten
sich schon an Trude in den 4 Wochen recht gut gewöhnt.
Mittags kamen wir nach Hause.
Mutter hatte ein gutes Essen gemacht. Am Samstag habe ich nämlich von Herrn
Dr. Römer nicht nur 50,- DM Honorar sondern noch 10,- DM Spesen für meine
Fahrt nach Bensberg bekommen. Und da konnten wir einmal üppig sein.
Nachträglich schenkte ich Trude zum Hochzeitstag ein Paket mit Windeln etc.
und eine Flasche Wein sowie ein Fläschchen Kölnisch Wasser. Der Wein war leider
nicht gut, weil der Korken gefault war. Aber wir haben ihn dennoch getrunken
und uns unsere Wiedersehensstimmung nicht trüben lassen. Es wurde ein froher
und freundlicher Nachmittag und Abend bei gutem Kaffee und Kuchen.
Heute haben wir den Rest
des gestrigen Weins und zum Zwecke des Vergleichs einen 49er getrunken. Der
Unterschied ist erheblich. Der gestrige Wein (1937) ist reif und ausgewachsen,
während der 49er gar noch schäumend jung und frisch ist. Leider war's die
letzte Flasche 49er Schwarze Katz. Jetzt haben wir nur noch eine 37er Schwarze
Katz für einen ganz bestimmten Anlass.
Hilde Wolff wurde heute
25 Jahre alt. Trude und ich waren dort und nahmen an der Geburtstagsfeier
teil. Caspar Wolff lud Trude und mich um 2 Uhr nachts noch in den "Musikalischen
Wirt" ein, wo wir bis 3 Uhr blieben. Er gab uns für 2 Platten (Richard
Tauber), die ich ihm besorgt hatte, 40,- DM. Jetzt sind wir wieder reich.
Morgens haben wir bei Herrn
Dr. Römer den Umzug vorbereitet und Bücher und Zeitschriften verpackt, alte
Akten entfernt usw. Montag hatten wir frei (Peter und Paul).
Mutter, Trude und ich gingen zur Stadt, kauften für mich einen Luftikus und
für Mutter eine Einkaufstasche und für Trude einen Unterrock. Denn wir hatten
heute Morgen unsere Gehälter bekommen.
Heute sind wir mit dem Büro
von Herrn Dr. Römer umgezogen. Viel Arbeit. Habe auch wieder DM 50,- bekommen.
Die neue Wohnung, die Herr
Dr. Römer nunmehr mit Praxis und Familie bezieht, ist wundervoll und mit der
bisherigen Unterkunft gar nicht zu vergleichen. Jedoch wird die finanzielle
Belastung durch die neue Wohnung, Umzug und Einrichtung Herrn Dr. Römer noch
manches zu schaffen machen. Ich wünsche ihm von Herzen, dass er über den Berg
kommt.
Wir waren heute bei Finchen
eingeladen, weil die Pfarrei St. Peter Kirmes hat. Haben einen netten Nachmittag
und Abend verbracht. Großmutter ist seit Wochen verreist und noch nicht zurück.
Ein schwarzer Tag. Herr
Dr. Römer hat mir heute gekündigt und die letzten 50,- DM gegeben. Er kann
diese Belastung nicht länger tragen und will mich fortan nicht ohne Honorierung
weiter beschäftigen, weil, wie er sagte, meine Arbeit dieses Honorar von DM
50,- wöchentlich wert sei.
Ich weiß noch nicht, was ich mehr beklagen soll, den Verlust der regelmäßigen
Einkünfte oder den Verlust der Arbeit mit Herrn Dr. Römer, den ich in den
6 Monaten schätzen und lieben gelernt habe. Der Gedanke, nicht mehr zu ihm
gehen zu können, ist mir bitter. Damit geht eine schöne Zeit zu Ende. Ich
darf aber wenigstens noch bis zum Ende meiner Stage bei ihm arbeiten.
Abends haben Mutter, Trude, Hans-Helmut und ich uns das Feuerwerk am Rhein
anlässlich der 1900 Jahrfeier Kölns angesehen. Es war imposant und ein Erlebnis.
Abends waren wir bei Karin
und Matthias und haben uns im Radio den Kölschfunk angehört, da unser eigenes
Radio nicht mehr spielt, und jetzt haben wir auch kein Geld mehr es reparieren
zu lassen.
In dem Rechtsstreit der
Frau Schiele gegen mich ist es heute in einem Termin, zu dem beide Parteien
persönlich geladen waren, zu einem Vergleich gekommen, nachdem Frau Schiele
mich zuvor noch in übelster Weise beschimpft hatte. Klage und Widerklage sind
zurückgenommen. Ich verzichte darauf, weil ich es schon längst getan hatte,
auf Herausgabe meiner Sachen. Frau Schiele hat mir jedoch weitere Prozesse
angedroht. Was ist diese Frau doch verabscheuungswürdig.
Habe den OLG Präsidenten um einen Vorschuss auf eine demnächst festzusetzende
Geburtsbeihilfe gebeten. Hoffentlich.
Heute kam von der Nürnberger
Lebensversicherung ein Scheck über 450,- DM, den wir aber erst noch einlösen
müssen. Im Haushalt sind wir sehr knapp geworden, denn die wöchentlichen 50,-
DM fehlen; und das macht sich bemerkbar.
Habe den ganzen Sonntag
an einem Schriftsatz in Ohm Heins Prozesssache geschrieben. Ich nehme die
Sache sehr ernst.
Vormittags waren Trude und
Mutter zur Mumm gefahren, die sie jedoch leider nicht antrafen. Als ich mittags
heim kam, lag ein Zettel auf dem Tisch. Kaum hatte ich mein Essen fertig gemacht,
da kamen die beiden schon wieder nach hause. Dann haben wir alle gemeinsam
gegessen.
Hans-Helmut hat nach der Schule einen Ausflug im Autobus nach Altenkirchen
im Westerwald gemacht. Er kam ganz begeistert wieder zurück.
Nachmittags kamen Tante Lieschen, Liesel und die beiden Zwillinge Doris und
Eleonore. Tante Lieschen hatte die drei in Koblenz abgeholt, da sie kn Frielingsdorf
8 Wochen bleiben wollen. Ein unerwarteter und kurzer (2-stündiger) Besuch.
Ich selbst war leider nicht einmal da, da ich Dienst hatte. Trude meint, Zwillinge
wären eine Mordsarbeit und ihr graut schon vor dem Gedanken, dass sie vielleicht
auch doppelt bedacht werden könnte.
War mit Herrn Dr. Römer
auf einer Versteigerung. Eine Schreibmaschine haben wir nicht bekommen, aber
jeder 10 Tuben Rasiercreme und 10 Tuben Zahnpasta, die Tube für 5 ganze Pfennige.
Letzter Tag bei Herrn Dr.
Römer. Eine schöne Zeit geht zu Ende. In diesen Monaten, die ich bei Herrn
Dr. Römer war, habe ich viel gelernt, einen guten Menschen kennen und schätzen
gelernt, und nicht zuletzt haben Trude und ich uns in dieser Zeit Sachen anschaffen
können, die wir sonst nicht in Jahren hätten kaufen können. Der Abschied von
Herrn Dr. Römer fiel mir sehr schwer.
Habe heute meinen Dienst
bei Herrn Notar Dr. Maubach begonnen. Ein nüchterner und sachlicher Betrieb;
es ist schwer, mit dem Herzen dabei zu sein.
Endlich ist der Verrechnungsscheck
der Nürnberger Lebensversicherung über DM 450,- eingelöst worden. Matthias
bekam hiervon 250,- DM und gab einen kleinen Abend in der Gastwirtschaft Herrmith
auf der Subbelrather Straße Ecke Ehrenfeldgürtel. Ich kam stark angeschlagen
nach Hause. Nur mit Mühe konnte ich einschlafen.
Heute ist Hans-Helmut mit
Hildegard Fuchs zusammen in die Eifel zu Onkel Heinrich und Tante Käthchen
gefahren, um dort 4 Wochen Ferien zu verbringen.
Ich darf nicht versäumen, darauf hinzuweisen, dass die Justiz mir auf mein
Gesuch hin für die zu erwartende Niederkunft Trudes einen Vorschuss von 100,-
DM auf eine demnächst festzusetzende Geburtsbeihilfe gewährt hat. Trude und
Mutter haben die 100,- DM gleich "klein" gemacht. Alles fürs Kind,
ob für den Georg? oder für ...?
Endlich haben wir das Radio
aus der Reparatur zurück. Während 5 Wochen lief es nicht. Endlich haben wir
uns entschlossen, es reparieren zu lassen und nun spielt es wieder.
Ein schöner ruhiger Sonntag.
Vormittags nach dem Kaffee kamen wir auf die glorreiche Idee, die letzte Flasche
Wein zu trinken. Diese war zwar für die Geburt unseres Kindes gedacht, Aber
bis dahin, so meinten wir alle, haben wir wieder neu.
Also aufgemacht (1937er Zeller Schwarze Katz). Der teuerste Wein aus der Zeller
Aprilsendung. Aber auch ein vorzüglicher, wundervoller, reifer Wein. Wir haben
angestoßen auf einen guten Verlauf bei der Niederkunft, und darauf, dass Mutter
und Kind(er) gesund nach Haus kommen. Unsere Tage sind nur ausgefüllt in Gedanken
an unser Kind und Trude sitzt tagelang dabei, Jäckchen, Mützchen, usw. zu
häkeln. Eine schöne, erwartungsvolle Zeit. Trude ist in den letzten Monaten
zur Frau geworden. Hoffentlich wird ihr Fleiß durch ein gesundes kleines Menschenkind
belohnt.
Christel Neuburg hat uns
besucht. Ein gemütlicher Nachmittag.
War heute bei Herrn Dr.
Römer; habe ihn aufgesucht um zu erfahren, ob für Onkel Heinrich ein Schriftsatz
gekommen ist. Noch nichts da.
Heute Nachmittag Punkt 18 Uhr lief in unserer Küche fließendes Wasser. Wir
haben Becken und Wasserhahn in die Küche legen lassen, damit das Wasserholen
und -fortbringen in Eimern einmal aufhört.
Habe in der Spätvorstellung
den Film "Nürnberg" gesehen, der die Geschichte der Führer der NSDAP
von 1933 bis zu ihrem unrühmlichen Abgang in ausgezeichneten, teils erschütternden
Bildern zeigte. Ein wirklicher Lehrfilm, der geeignet ist, die letzten Zweifel
über den verbrecherischen Charakter dieser "Führer" zu beseitigen.
Welch schlimme Zeit war das doch!
Vormittags sind Mutter,
Trude und ich in den Film "Der Postmeister" gegangen und haben uns
noch einmal von der schauspielerischen Größe Heinrich Georges gefangen nehmen
lassen.
Abends sahen wir die schwedische Verfilmung der Puschkin'schen Novelle "Der
Postmeister", nämlich "Kreuzweg einer Liebe" und haben, und
haben, so sehr wir über die Primitivität des Films in jeder Beziehung auch
verärgert waren, dennoch eine schöne Vergleichsmöglichkeit und Bestätigung
dafür, dass die deutsche Verfilmung ein Meisterwerk ist und von echtem Erfassen
des dichterischen Werkes durchseelt war. Der deutsche Film ist uns nun erst
recht lieb und vertraut geworden. Und unsere Trauer um den schrecklichen Tod
Heinrich Georges ist wahrhaft echt.
Wir waren wieder etwas leichtsinnig,
Trude hat sich einen sehr schönen Sommerhut gekauft, der wegen Saisonende
besonders billig war.
Morgens habe ich einen Termin
für eine Firma wahrgenommen, dessen Inhaber (Hans Engels) mein Batteriekamerad
in Köln-Ossendorf war.
Mittags kam die bestellte Kiste Wein. Wir waren begeistert. Und haben gleich
drei Flaschen geöffnet, nur zum Probieren. Ausgezeichnet.
Vormittags besuchte uns
Matthias und die Gebrüder Faber. Zur Feier des Wiedersehens, Richard Faber
war 14 Tage an der See zur Erholung, öffneten wir eine Flasche Wein und tranken
auf eine gute Niederkunft Trudes und Karins.
Nachmittags besuchte mich ein Kamerad aus der Flakbatterie in Eil, Stephan
Kuhl, mit seiner Frau. Wir haben sehr gemütliche Stunden miteinander verbracht
und uns gut verstanden.
Mit Herrn Engels bin ich
heute übereingekommen, dass ich für meine Tätigkeit bei ihm, Wahrnehmung aller
juristischer Korrespondenz, Termine, usw. wöchentlich eine Vergütung von DM
20,- erhalte und habe für die vergangenen zwei Wochen gleich DM 40,- erhalten.
Die Freude hierüber war zu Hause groß. Und gleich sind wir in die Stadt gefahren
und haben zwei Oberhemden für mich für 39,- DM gekauft. Das Geld ist wieder
weg.
Letzter Dienst bei Herrn
Notar Dr. Maubach. Es gefiel mir dort nicht besonders. Aber die 4 Wochen war
es auszuhalten.
Sterbetag Willy (1944).
Dienstbeginn beim Großen
Amtsgericht Konkursabteilung und Vernehmungsdienst bei der Rechtshilfeabteilung.
War bei Wolffs zum Geburtstag
von Frau Wolff zum gemütlichen Abend. Abends ging ich mit Hilde in den Stadtgarten,
wo sie mir über die misslichen Verhältnisse zu Hause ihr Herz ausschüttete.
Gertrud Schückes hat uns
heute Nachmittag besucht. Eine Flasche Wein war fällig. Dann kamen die Gebrüder
Faber und schließlich erschien noch Matthias, so dass wir es auf drei Flaschen
Wein brachten.
Ein sehr lustiger und gemütlicher Abend.
Trude war bei Herrn Dr.
Benz. Heute erklärte er ihr, dass die Geburt wahrscheinlich 8-10 Tage später
als vorher berechnet (30. August 1950) zu erwarten sei. Trude ist enttäuscht.
Das Kind macht ihr jetzt auch viel zu schaffen. Es turnt wie ein Wilder, so
dass ich es neben Trude im Bett spüren kann. In den letzten Tagen hat das
Kind sich etwas gesenkt. Ein Grund mehr zur Sorge. Die Namen für das Kind
stehen schon fest. Ein Junge heißt Georg und ein Mädchen Renate.
Ein ruhiger Sonntag. Heute
vor 8 Tagen war ich übrigens in dem Film "Große Freiheit Nr. 7",
der mir gut gefiel, abgesehen von einigen erotischen Geschmacklosigkeiten.
Vergangene Woche habe ich schon fleißig Vernehmungen bei der Rechtshilfeabteilung
durchgeführt.
Heute früh habe ich Tante
Lieschen, Liesel und ihre drei Kinder Heinz Jürgen, Doris und Eleonore von
der Bahn abgeholt. Reizende Zwillinge, sie haben viel Freude daran. Trude
liegt im Bett, sie hat starke Nierenschmerzen. Die Füße sind aber nicht mehr
dick. Spät abends bin ich zu Dr. Benz gegangen, der meint, es könne schon
die Geburt sein. Tante Käthchen kam mittags mit Hans-Helmut aus der Eifel.
Das Haus ist voll.
Frühmorgens sind Liesel
und Kinder abgefahren. Trude fühlt sich besser. Tante Lieschen ist nachmittags
nach Hause abgereist. Jetzt ist noch Tante Käthchen hier. Es ist uns bedeutend
wohler. Das war zu viel Betrieb.
Seit 1/2 4 Uhr früh hat
Trude ganz leichte Wehen. Vielleicht muss sie heute noch in die Klinik.
Über Mittag werden die Wehen häufiger.
Zwischendurch war Walther Staß hier, er hat seine Hausarbeit bekommen. Hoffentlich.
Nachmittags besuchte uns Günter Faber; er ist rührend besorgt um Trude.
Nachdem Günther gegangen ist, setzen die Wehen Trudes recht heftig ein. Gegen
7 Uhr abends gehe ich zu Herrn Dr. Benz, er gibt mir für Trude eine Überweisung
in die Klinik. Als ich zurückkomme, ist Onkel Felix aus Hermeskeil da und
kurz danach kommen auch Egon und Rudi aus Hermeskeil. Große Freude. Aber Trude
muss fahren. Ich bestelle ein Taxi. Abschiednehmen. Und schon sitzen Trude
und ich im Wagen und fahren zur Frauenklinik. Um 20 Uhr sind wir dort. Trude
wird untersucht. Die Hebamme ist sehr zufrieden. Sie meint, im Verlauf der
Nacht sei es so weit. Ich muss nun gehen, fahre nach Hause, halte für mein
liebes Tütt alle alle Däumchen. Dann gehe ich zu Familie Faber und sage dort
Bescheid. Onkel Felix, Egon und Rudi waren schon in die Stadt gegangen.
Um 1/2 11 Uhr abends rufe ich in der Klinik an; die Auskunft ist beruhigend.
Es ginge gut voran.
Abendessen, Unterhaltung. Dann gehen Egon, Rudi und ich in eine Gaststätte.
Es ist 1 Uhr
früh, den 2. September 1950. Ich rufe wieder an. Alles in Ordnung. Ich solle
um 4 Uhr wieder anrufen. Wir alle legen uns zu Bett; d.h. Mutter, Onkel Felix
und Hans-Helmut hatten sich schon gelegt. Ich kann nicht schlafen, fange an
zu beten. Lieber Gott, lass mein Tüttchen gesund bleiben und einem gesunden
Kindchen das Leben schenken.
Um 4 Uhr eile ich zu Familie Steffens um anzurufen. An der Tür schon werde
ich mit Glückwünschen in Empfang genommen. Um 1/4 nach 2 Uhr hat die Klinik
bei Steffens angerufen.
Um 2 Uhr hat meine liebe Trude einem Knaben das Leben geschenkt.
Mutter und ich liegen uns in den Armen.
Geburtsfoto
Geburtsanzeige
Rose
Wir sind nun zu dritt. Diese
Nacht um 2 Uhr hat Trude einem kleinen Männlein das Leben geschenkt.
Die Geburt verlief glatt und vor allem recht schnell. Abends um 20 Uhr war
Trude in der Klinik aufgenommen worden und 6 Stunden später war unser
lang erwarteter Spross mit großen dunklen Augen auf der Welt.
Um 8 Uhr morgens habe ich Trude mit einem großen Rosenstrauß besucht.
Trude ist gesund und munter; alles Andere ist nun vergessen.
Der kleine Mann wog 3650 Gramm bei der Geburt und war 53 cm lang.
Er ähnelt ...; die Meinungen gehen noch auseinander. Und hier ist er:
Unser Sohn heißt mit
Vornahmen Georg-Günter. Georg nach meinem Adoptivvater, der dieses Gedenken
ehrlich verdient hat. Günter nach seinem Patenonkel Günter Faber.
Trude kann nähren.
Georg-Günter trinkt mit Fleiß und voller Ungeduld. Es heißt,
das "Kribbelige" habe er von mir.
Die Geburt unseres Stammhalters
wird in engstem Familienkreise gefeiert. Natürlich mit einer Flasche
guten Weins. Mutter, Karin, Matthias und Hans-Helmut sowie auch ich nehmen
daran teil. Leider fehlen Trude und die kleine Hauptperson noch in unserer
Mitte.
Um 14.00 Uhr heute Mittag
ist unser Söhnlein Georg-Günter getauft worden. Mutter Brass und
Günter Faber waren die Taufpaten. Anschließend haben wir im Krankenzimmer
Trudes mit Kaffee und Kuchen des feierlichen Ereignisses in freundlicher Runde
gedacht.
Hier einige Bilder von diesem Tag:
Abends haben wir mit einer
Flasche Wein den bedeutungsvollen Tag abgeschlossen. Es tranken auf Georg-Günters
Wohl: Mutter, Karin, Günter und Richard Faber, Matthias, Hans-Helmut
und ich.
Um 17.00 Uhr bin ich mit
Trude und Georg-Günter, die ich in der Klinik abgeholt hatte, Nach Hause
gekommen. Mutter empfing uns mit festlich gedecktem Tisch; die Taufkerze,
die zum ersten Male am Tauftage, vorgestern, erstrahlt war, leuchtete und
gab dem Zimmer festlichen Glanz; eine Schallplatte lief und der Chor der Regensburger
Domspatzen sang das Lied: Schlafe mein Kindchen schlaf ein.
Der Augenblick der Heimkehr Trudes und des Einzugs unseres Sohnes Georg-Günter
war so ergreifend, dass uns allen Tränen in den Augen standen. Mutter
und Trude lagen sich in den Armen. Ein unvergesslicher Anblick.
Das erste Bild "zu Hause":
Abends haben wir alle, Trude,
Mutter, Hans-Helmut und ich zur feierlichen Begehung des Tages eine Flasche
Sekt getrunken und darauf angestoßen, dass unserem Männlein ein
gesundes, erfolgreiches und friedvolles Leben beschert sei.
Ein glücklicher, segenreicher Tag, der derbleibenden Erinnerung wert
ist.
Christel Neuburg und Matthias waren an diesem Sonntagmorgen zu Gast. Es wurde fleißig getrunken.
Weinetiketten
Quod erat demonstrandum!
Georg-Günter
trinkt mit Behagen Muttermilch. Er fühlt sich wohl zu Hause. Wir haben
ein Wiegebuch angelegt, damit wir laufend überprüfen können,
wie viel unser Sohn jeweils nach der Stillung bzw. von Woche zu Woche zugenommen
hat. Heute wog er 3625 Gramm. Er ist dennoch um 25 Gramm leichter als bei
der Geburt. Ein durchaus normaler Gewichtsverlust in der ersten Lebenswoche.
Habe die Lohnsteuerkarte
umschreiben lassen, da ich auch in einer neuen Steuerstufe gelandet bin. Auch
habe ich bei der Justizverwaltung Kinderzulage beantragt. Trude und ich haben
heute Mittag mit dem Kinderwagen und unserem kleinen Mann dann den ersten
Ausgang gehabt. Es ist dem Kleinen gut bekommen. Trude war allerdings sehr
abgespannt.
Onkel Felix ist tot.
Ein schwerer Verlust auch für mich, denn Onkel Felix war der Einzige
der Familie Gilles, der mit mir in steter Verbindung stand und an meinem Geschick
wärmsten Anteil nahm. Noch vor zwei Wochen war Onkel Felix bei uns zu
Besuch und wir haben ihn mit Freuden aufgenommen. Wir ahnten nicht, dass es
das letzte Mal sein sollte, dass wir mit ihm sprechen durften; dass er so
bald schon darauf an den operativen Folgen einer heimtückischen Krankheit
sterben sollte.
Ich bedaure den Tod aufrichtig und meine besten Wünsche begleiten meinen
lieben Onkel Felix ins Jenseits.
Habe seit gestern Urlaub;
bis zum 30.9.1950.
Heute früh bin ich "mit Frau und Kind" in den Blücherpark
gegangen. Die Urlaubsreise eines bescheidenen Familienvaters.
Günter Faber, der Patenonkel
von Georg-Günter, war abends zu besuch. Wir tranken eine Flasche Wermutwein,
die das Milchgeschäft Simons anlässlich der Niederkunft Trudes gestiftet
hatte.
Die Nachricht vom Tode Onkel
Felix's ging heute früh ein. Lange Erörterungen, ob ich nach Hermeskeil
fahren soll. Aber ich käme zu spät; und das Fahrgeld ...
Es muss bei einem Kondolationsbrief an Tante Johanna bleiben.
Georg-Günter hat 205
Gramm seit letzten Sonntag zugenommen. Er wiegt nun 3830 Gramm. Wir haben
unsere Freude an ihm. Er ist der Mittelpunkt unseres Alltags.
Ein Glückstag: Der
Geldbriefträger brachte Geld. DM 160,-- von der Krankenkasse für
Trudes Entbindung. Davon bezahlen wir mit 138,50 DM den Kinderwagen Georg-Günters.
Und dann brachte der Geldbriefträger noch völlig unerwartete DM
10,-- Gewinn aus der Funklotterie. Das muss gefeiert werden. Wir haben lukullisch
nachmittags Kaffee getrunken. Auch Besuch war zur Stelle. Luise Ostermann
und Frl. Gertrud Schückes. Eine Flasche Samos-Wein, die Frau Helfmeyer,
eine Nachbarsfrau, gestiftet hatte, musste daran glauben.
Trude und ich waren auch in der Stadt und haben eine Schallplatte gekauft:
Loers Ballade: Die Uhr und Tom der Reimer.
Von Matthias und Karin hatten wir am 7.9.50 zur Taufe des Kleinen die Schallplatte:
Freischütz und von Weber: Hier im irdischen Jammertal und
Die lustigen Weiber von Windsor und Nicolei, Als Büblein klein
an der Mutterbrust, bekommen. Günter Faber schenkte die Platte: Heidenröslein
und Guten Abend, gute Nacht.
Habe für Trude zum
morgigen Geburtstag einen Photoapparat, Voigtländer Bessa, gekauft. Jetzt
können wir von unserem kleinen Männlein recht schöne Bilder
aus seinen ersten Lebenstagen machen.
Meine liebe Trude hat Geburtstag.
Sie wird 23 Jahre alt und ist noch so und und ausgelassen wie ein "junges
Blag". Der Photoapparat machte ihr sehr große Freude. Und der Wein
auch. Leider konnte sie nicht "mithalten", denn sie muss daran denken,
dass der kleine Mann alles trinkt, was sie selbst zu sich nimmt. Und Alkohol
ist für ein so kleines Mägelchen noch nichts.
Besuch hatten wir natürlich auch. Es waren die Gebrüder Faber sowie
Onkel Peter und Tante Traudchen. Es vergeht kein Tag mehr ohne Besuch.
Die ersten Bilder mit dem
neuen Photoapparat:
Die Justizverwaltung hat
eine monatliche Kindergeldzulage von DM 20,-- bewilligt.
Habe den Film "Via
Mala" nach Knittels Roman gesehen. War beeindruckt.
Im Übrigen haben wir einige Sonntagsbildchen gemacht.
Mumm war zu Besuch hier.
Ein unterhaltsamer Nachmittag.
"Oma", die gerade
von ihrer mehrmonatigen Besuchsreise zurückgekommen ist, hat uns besucht.
Am Vorabend zu unserem einjährigen
Hochzeitstag habe ich Trude eine Schallplatte mit den beiden Beethoven'schen
Violinkonzerten in F- und G-Dur geschenkt. Im Übrigen haben wir Familie
Faber "zu alle Mann" zu Besuch gehabt und den Rest des 37er Weines
vom 21.9.50 sowie eine 47er getrunken. Ein unterhaltsamer Abend mit viel Schallplattenmusik.
Hochzeitsgedenktag. Trude
und ich sind ein Jahr verheiratet; wir wurden mit einem goldigen kleinen Menschlein
belohnt und haben uns sehr lieb. Auf ins neue Ehejahr, zu dem wir mit Verträglichkeit,
Frieden und Glückseligkeit nach Kräften beisteuern wollen. Ein Blumenstrauß:
rote Rosen und eine weiße für unser Männlein.
Unser Männlein hat
seit letzten Sonntag 205 Gramm zugenommen und wiegt jetzt 4150 Gramm.
Georg-Günter st heute
einen Monat alt. Das Finanzamt Köln-Nord schickte mir DM 37,-- Lohnsteuer
des Vorjahres zurück. Und die Krankenkasse von Trude ersetzte nachträglich
noch DM 3,60 Fahrgeld. Jetzt sind wir wieder reich.
Heute vor zwei Jahren habe ich mein Referendarexamen bestanden.
Den italienischen Film "Paisi"
gesehen. Ein mitreißendes, erschütterndes Werk.
Georg-Günter wiegt
4345 Gramm und ist somit 195 Gramm schwerer als vorigen Sonntag. Trude kann
weiter nähren und dem kleinen Wicht bekommt die Milch recht gut.
Einige Bilder von Hans-Helmut aus seiner diesjährigen Ferienzeit in der Eifel:
Schon mehrere Jahre ist Hans-Helmut in der Eifel bei Onkel Heinrich und Tante Käthchen in Ferien gewesen und es gefällt ihm immer wieder von Neuem sehr gut. Das Häuschen sowie die Landschaft dort haben einen romantischen ____. Ich teile darin auch ganz den Geschmack meines kleinen Herrn Schwagers.
Unser Georg-Günter
hat, gerade knapp 1 1/2 Monate alt, eine Cousine bekommen.
Karin hat ein winziges 3050 Gramm schweres, 51 cm langes Mädchen zur
Welt gebracht. Eugenie Gabriela soll sie heißen. Die Geburt verlief
glatt. Mit diesem Brief (= Brief von Frau Theis) erhielten wir die frohe Botschaft.
Erhielt heute eine Vorladung von der Justizverwaltung in eigener Sache "zur
Anhörung". Ein mulmiges Gefühl beschleicht mich.
Beim Verlassen des Hauses
heute früh sehe ich als erstes meine Adoptivmutter. Nomen est Omen? Ob
sie ...
angedroht hat sie mir schon längst irgend eine gehässige Anzeige
bei der Justiz.
Unser "dritter Mann",
wie Georg-Günter schon vor seiner Geburt von Onkel Heinrich in der Eifel
benannt wurde, ist heute 6 Wochen alt, und gesund und kräftig. Eine Flasche
Hesterer Niederberg, 1937er, hat unsere guten Wünsche für die neue
"Stage" im Leben unseres Sohnes besiegelt.
Abends kam Matthias und stiftete ein kleines Fläschchen Kümmel,
um auf seine Eugenie anzustoßen.
Heute wurde Eugenie-Gabriele
getauft. Gestern habe ich meinen Vernehmungsdienst bei der Abt. 26 am Appellhofplatz
beendet. Es war ein sehr interessanter Dienst.
Habe beim Grundbuchamt angefangen.
Ein gemütlicher Richter.
Nachmittags war ich mit Trude bei Familie Theis. Dort haben wir die kleine
Eugenie bewundert, ein niedliches paus- und rotbäckiges Fräulein.
Über Kuchen und Kaffee verging schnell der Nachmittag. Doch bald mussten
wir nach Hause, denn unser Sohn wartet auf seine Milch, die Trude ja mit sich
herum trägt. Tante Lieschen ist zu Besuch gekommen.
Nun weiß ich, warum
ich bei der Justizverwaltung vorgeladen worden bin.
Meine Adoptivmutter hat sich bemüßigt gefühlt - wie konnte
es anders sein?! - mich zu denunzieren. Sie hat in einer am 18. September
1950 geschriebenen Anzeige mich mehrerer Vergehen bezichtigt, die, wenn sie
wahr sind, ausreichen würden, mich aus dem Justizdienst zu entfernen.
Aber selbst, wenn sich herausstellt, dass die Beschuldigungen unwahr sind,
so hat die Anzeige in jedem Falle die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens
im Rahmen eines Dienststrafverfahrens zur Folge. Und bei dem derzeitigen Andrang
von Referendaren angesichts der wenigen Referendarplanstellen dürfte
sich eine Personalakte mit einem derartigen Inhalt in keinem Falle gut auswirken.
Ein wohl überlegter, boshafter, hinterhältiger Schritt einer herzlosen,
hasserfüllten Denunziantin.
Welches Leid hat diese Frau
mir schon in meinem Leben zugefügt ...!Sie hat wirklich den Ehrennamen
"Mutter" nicht verdient. Für sie ist ein Mensch nur ein Kalkulationsposten
in ihrer Geschäfts-Gewinn- oder Verlustliste. Bis heute hat diese Frau
sich auch noch nicht um unser Männlein Georg-Günter gekümmert.
Sie hat kein Herz, ist hinterhältig und kaltblütig, eben nur ein
Bei der heutigen Vernehmung
habe ich ihr vorgehalten, dass sie beim Herrgott keine Vergebung finden werde,
da sie selbst ihren Schuldigern auch nicht vergebe. Dieser Hinweis ließ
sie kalt.
Auf mein Bemerken, dass den Hauptschaden dieses ihres Schritts unser Kindlein
Georg-Günter, gerade 6 Wochen alt, zu tragen habe, antwortete sie: Das
ginge sie nichts an, das Kind sei genau so schlecht wie Trude und ich.
Gott möge mir beistehen, dass ich diese Worte nie vergesse, so lange
diese Frau lebt.
Tränen hat's gegeben.
Die Aufregung über die Schandtat meiner Adoptivmutter ist zu groß
und unfassbar.
Trude muss Beikost geben; unser Söhnchen hat Banane mit Milch gemischt
gegessen.
Habe Herrn LG Rat Morkopp "den Fall" erzählt, nachdem ich gestern
noch Herrn Dr. Römer informiert hatte. Beide haben versprochen mir zu
helfen.
Und wieder einige Bildchen aus unserer Kamera:
Dr. Römer ist bei dem
Dezernenten für die Referendarabteilung, Herrn Dr. Pira, vorstellig geworden.
Ich muss mit meiner Entlassung rechnen; soll aber der strafweisen Entlassung
durch ein eigenes Entlassungsgesuch zuvorkommen.
Ein ruht liebes Bildchen von unserem Sprössling.
Und noch ein weiteres Bildchen; unser Männlein gibt uns Mut, die augenblicklich schweren Stunden zu überstehen.
Der kleine Mann hat nun folgendermaßen zugenommen:
| 17.9.1950 | 3830 |
Gramm
|
Zunahme
|
205 |
Gramm
|
| 24.9.1950 | 3945 |
"
|
"
|
115 |
"
|
| 1.10.1950 | 4150 |
"
|
"
|
205 |
"
|
| 8.10.1950 | 4345 |
"
|
"
|
195 |
"
|
| 15.10.1950 | 4575 |
"
|
"
|
230 |
"
|
| 22.10.1950 | 4775 |
"
|
"
|
200 |
"
|
Man merkt, dass der Kleine
gut vorankommt. Er wächst zusehends und nimmt rundliche Form an. Nur
schade, dass Trude fast keine Milch mehr für ihn hat. Die Aufregung war
zu groß.
Habe heute mit Herrn Rechtsanwalt
Olle die Angelegenheit mit meiner Adoptivmutter besprochen. Er will sich für
mich beim Vizepräsidenten Dr. Jansen verwenden.
Unser Kindchen hat heute zum ersten Mal gelacht.
Habe heute für die
Firma Engels, Drogengroßhandlung, für die ich nebenbei Rechtskorrespondenz
erledige, in Zell an der Mosel einen Termin beim Amtsgericht wahrgenommen
und danach Vetter Josef und Familie besucht. Wurde sehr herzlich empfangen
und gut bewirtet.
Habe bei dieser Gelegenheit
im Weinkeller Kostproben vom "Federweißer" der diesjährigen
Ernte genommen und mir den Entstehungsweg des Weins erklären lassen.
Erneute Rücksprache
zwischen Dr. Pira und Dr. Römer auf nächste Woche vertröstet.
Unser Männlein schaut
schon dem Treiben um es herum recht interessiert zu.
Haben mit ABC-Schecks in der Stadt Einkäufe gemacht. Teils für Weihnachten.
Liesel aus Nonnweiler hat uns geschrieben und zwei Bilder von ihren Zwillingen Doris und Eleonore geschickt:
Habe den heutigen
Sonntag dazu verwandt, etwas Ahnenforschung zu betreiben, bzw. die Vorbereitungen
dazu zu treffen.
Zwar geahnt,
jedoch im Grunde unerwartet habe ich heute auf der Sparkasse erfahren, dass
mein Gehalt nicht überwiesen worden ist.
Die Oberjustizkasse
bestätigt mir, dass mein Gehalt gesperrt sei. Jetzt beginnt eine karge
Zeit.
Allerheiligen.
Trude, Hans-Helmut und ich waren auf dem Westfriedhof und haben Bukette an
den Gräbern unserer Großeltern und meines Vaters niedergelegt.
Trude hat Georg-Günter heute zum ersten Mal abgehalten.
Herr Dr. Pira
hat Herrn Dr. Römer mitgeteilt, dass er Herrn A.G. Rat Schlechter, der
das Adoptionsaufhebungsverfahren zu bearbeiten hatte, als Zeugen hören
wird.
Trude hat endgültig keine Milch mehr. Die Aufregung der letzten Tage
hat alle Milch weggenommen.
| 29.10.1950 | 5000 |
Gramm
|
Zunahme
|
225 |
Gramm
|
| 5.11.1950 | 5085 |
"
|
"
|
85 |
"
|
Bedenklich!
Ob es an der Nahrungsumstellung liegt.
Inzwischen
ist Herr A.G. Rat Schlechter von der Vormundschaftsabteilung in meiner Sache
von Herrn OLG Rat Dr. Pira gehört worden und hat bekundet, dass meine
Adoptivmutter eine boshafte und intrigante Frau ist.
Wie wird's nun weitergehen?
Unser Männlein
wiegt heute 5275 Gramm, Zunahme 180 Gramm.
Meine Adoptivmutter
hat mich mit einem Schreiben beehrt; sie fordert die Zahlung von DM 1,63 Wassergeld
und die Herausgabe eines Federbettes und Kopfkissens. Der passende Zeitpunkt,
uns zum beginnenden Winter das Bettzeug zu nehmen. Wir haben's hinuntergegeben;
nur kein Streit!
Was für
ein Glück, dass ich nebenbei bei Fa. Engels, Medro, arbeite und dort
etwas Geld verdiene. Sonst sähe es sehr schlimm bei uns aus.
Unser Männlein
wiegt heute 5400 Gramm und hat demnach 125 Gramm zugenommen. Die Aufregungen
der letzten Wochen beeinträchtigen sogar das Wachstum unseres lieben
Kindes.
Was haben wir viel Freude mit unserem Kind. Es lacht und jauchzt, wenn wir
mit ihm sprechen und ist immer guter Dinge. Ein Trost von nicht zu unterschätzender
Bedeutung in dieser trostlosen Zeit. An unser Männlein kann meine Adoptivmutter,
Gott sei Dank, nicht heran.
Bin seit dem
15. November bei der Zwangsvollstreckung; habe einen ausgezeichneten Richter.
Unser Männlein
wiegt 5705 Gramm und hat somit diese Woche 305 Gramm zugenommen. Eine Rekordzunahme;
ob das der Griesbrei tut, den Trude auf Anraten Mutters seit einigen Tagen
dem Kleinen gibt?
Abends war ich mit Herrn A.G. Rat Lienen in einer Zusammenkunft der Anucale
Granco-belgo-allemande. Meine Französischkenntnisse sind noch überraschend
gut.
Die beste Flasche
Wein ist gerade gut genug zu Mutters Geburtstag. Sie wird 51 Jahre alt. Ein
schöner Sonntagnachmittag.
Herr Dr. Römer
hat heute von Herrn Dr. Pira erfahren, dass meine Adoptivmutter noch nicht
vernommen worden sei, weil Herr Dr. Pira keine Zeit dazu gehabt habe. Es werde
wohl vor Weihnachten in meiner Sache nicht entschieden werden.
Schön und gut! Aber schon wegen der Gehaltseinbehaltung auf die Dauer
ein unerträglicher Zustand.
Eine Versicherung bietet jungen Referendaren eine Stelle als Schadensregulierungsbeamter.
Ob ich mich bewerben soll? Denn vielleicht ist meine Hoffnung, bei der Justiz
bleiben zu können, doch vergeblich.
Bei Herrn Drogisten Bergmann habe ich wegen des auf den Photoapparat zu zahlenden
Restbetrages Stundung erbitten müssen. Ein peinlicher Schritt; aber leider
Gottes unvermeidlich. Und ich wollte die Voigtländer Bessa so gerne in
eine Retina I umtauschen.
Herr Rechtsbeistand
Royer, der meine Adoptivmutter im Prozess gegen mich vertreten hatte, teilte
mir mit, dass meine Adoptivmutter Mitte Oktober (9.10.50) einen sehr ungehörigen
Brief an den seinerzeitigen Prozessrichter geschrieben habe. Ich habe daraufhin
den Brief in den Akten eingesehen. Wirklich ein Meisterstück satanischer
Boshaftigkeit. Die seinerzeitige Vergleichsverhandlung wird als "Kuhhandel"
bezeichnet. Ich selbst werde auf das Gröbste angegriffen mit dem Ziel,
mich zu diffamieren und beruflich unmöglich zu machen.
Nun werde ich mit dem Schritt, meine Adoptivmutter wegen meines Pflichtteilanspruchs
zu verklagen, nicht länger mehr zögern. Meine Adoptivmutter hat
wirklich keinerlei Rücksicht verdient.
Habe Herrn
Dr. Römer informiert; er wird Abschrift des Briefs meiner Adoptivmutter
an Herrn Dr. Pira weiterleiten, mit Kommentar.
Heute wird unser Söhnchen Georg-Günter 3 Monate und gleichzeitig
13 Wochen alt. Und er ist ein prächtiger Kerl geworden. Viel Freude macht
uns, wenn unser Männlein uns lacht.
Georg-Günter
wiegt 5885 Gramm; er hat 180 Gramm zugenommen.
1. Adventsonntag. Habe gestern für Hans-Helmut 1 Transformator gekauft.
Eine schöne Weihnachtsüberraschung wird das geben.
Wurde heute
wieder in meiner Disziplinarangelegenheit vernommen, nachdem zuvor Frau Schiele
ausgesagt hatte. Man eröffnete mir, dass das Verfahren aller Wahrscheinlichkeit
wegen Verjährung eingestellt und im Übrigen mit einer Missbilligung
enden werde. Hoffentlich bald; denn noch länger ohne Geld bedeutet eine
Katastrophe für unseren Haushalt.
Bei der Zwangsvollstreckungsabteilung
habe ich recht viel zu tun. Mein Richter ist erkältet und schiebt alle
Arbeit, soweit möglich, auf mich ab.
Habe heute,
den ganzen Sonntag, gearbeitet. Akten fürs Gericht und für Fa. Engels
waren zu bearbeiten. Trude ist sehr stark erkältet. Aber unser Männlein
ist brav und munter; es lacht und jauchzt und schaut uns allen recht interessiert
zu mit seinen großen Augen, hat aber in der letzten Woche nur 105 Gramm
zugenommen. Dabei sieht es aber prächtig aus.
Heute vor einem Jahr starb Opa Braß.
Eine weitere
Woche weniger auf dem Weg zum Weihnachtsfest. Große Erwartungen in Kinderaugen;
bei uns Erwachsenen ist es - leider, leider, nur noch die schwache Hoffnung
auf Besserung der politischen Lage. Mehr wagen wir von dieser verworrenen
Zeit nicht mehr zu erhoffen.
Habe mich entschlossen, den Machenschaften meiner Adoptivmutter ein Contra
entgegenzusetzen und habe sie auf Aufzahlung des Pflichtteils und Feststellung,
dass meine Erbeinsetzung zu Recht besteht, verklagt.
Ich bedaure diesen Schritt außerordentlich; aber immer die Faust in
der Tasche verdirbt den Charakter und lässt einen vor sich selbst als
Schwächling erscheinen. Und Güte bringt Frau Schiele nicht zur Besinnung.
Unser Männlein ist ein goldiges Kerlchen. Er lacht immerzu und freut
sich königlich, wenn wir mit ihm sprechen. Nur nimmt er nicht sonderlich
zu, obwohl er prächtig aussieht. Ein Hoffnungs- und Freudenlicht in unserem
etwas bedrängten Dasein.
Heute hat Hans-Helmut
Sperrholz und Leisten gekauft. Ich habe sodann abends mit dem Schreinern eines
Märklinbau-Holzkastens begonnen. Mit Begeisterung bin ich dabei.
Der Kasten
für Hans-Helmut geht gut voran. Heute Nachmittag bin ich mit Trude und
unserem Männlein zur Säuglingsfürsorge in der Volksschule Platenstraße
gegangen. Dort wurde unser Männlein für gut und genügend entwickelt
gefunden.
Da ich im Flur inmitten vieler Kinderwagen warten musste, habe ich Muße,
mich umzuschauen. Mi Genugtuung und Stolz habe ich feststellen können,
dass der Wagen unseres Kindchens das solideste Aussehen hat. Vor allem aber
fiel mir auf, dass unser Wagen der einzige war, der mit einem handgearbeiteten
Deckchen ausgestattet war, Man sieht, dass Trude ihr Kindchen mit aller Liebe
erwartet und ihre ganzen Fertigkeiten in den Dienst der Versorgung unseres
Kindchens gestellt hat. Ich habe allen Grund, auf Trude recht stolz zu sein.
Habe für
Hans-Helmut einen Märklin-Elektromotor gekauft, den Trude und ich ihm
zu Weihnachten schenken werden.
Abends brachte ich den Holzkasten für Hans-Helmut zu Onkel Peter in die
Chamissostraße, damit er ihn lackiere.
Jahrgedächtnis
für Opa Braß.
Anschließend machte ich eine Stunde Dienst bei der Zwangsversteigerung.
Ein Glück,
dass ich nebenbei noch bei Fa. Engels arbeite und wöchentlich 25,-- DM
erhalte; denn ohne das wären wir sehr arm und wüssten nicht, wovon
die Teller füllen.
Habe eine bereits
anbezahlte Schallplatte "Das Weihnachtslied" und "Kaukasisches
Gebet und Tanz", gesungen von den Don Kosaken, abgeholt, die ich morgen
Mutter und Trude schenken werde.
Dann habe ich bei Onkel Peter den Märklin-Holzkasten geholt; er ist sehr
schjön geworden.
Den Baum habe ich zurecht gesägt und in den Christbaumständer eingeschraubt
usw. Es ist vieles vor Weihnachten zu tun. Und Trude strickt seit Tagen mit
allem Eifer, denn sie will zum Heiligen Abend noch eine Strickweste fertig
bekommen. Auch Mutter ist bei der gleichen Arbeit. Gleich werde ich den Märklin-Baukasten
einräumen und noch das Album für mein Männlein ausfüllen.
Heute ist auch eine Kiste Wein aus Zell gekommen und nachmittags haben wir
eine Flasche Zeller Jungfernberg 1950er aufgemacht und uns gut munden lassen.
Jetzt ist für die alkoholische Untermauerung des Festes gesorgt.
Und nun noch eine Nacht ...
Dieser Engel in unserem Wohnzimmer war Zeuge unserer Festesfreude und unseres Frohgefühls.

Beim Brand im Gürzenich von
Opa Matthias Brahs gerettet
und ihm als Dank geschenkt worden
Und dieser
erfreute uns zu diesem schönen Fest, das wir unter einem silbergeschmückten
Weihnachtsbaum erlebten, mit seinem herrlichen Aroma. Der Tisch war reich
gedeckt, trotz der finanziellen Schwierigkeiten, die wir zur Zeit durchleben
müssen. An alle hat das Christkind gedacht. Am meisten aber an unseren
kleinen Hans-Helmut, der einen Märklin-Transformator, einen Märklin-Elektromotor
und viele Märklin-Ersatzeinzelteile von Großmutter und Matthias
und Karin bekam. Ich bekam vom Christkind einen vornehmen Schal, eine noch
vornehmere Krawatte und so notwendige Unterwäsche. Trude hatte sich eine
blaue Wolljacke gestrickt, erhielt ein Paar Strümpfe und eine Schachtel
Pralinen. Mutter war ebenfalls fleißig und strickte sich eine erikafarbene
Jacke, sodann bekam sie eine Glasschüssel, Unterwäsche und 2 Paar
Strümpfe sowie eine Schachtel Pralinen.
Wirklich ein reich gedeckter Tisch. Das Glück verlässt uns trotz
allem nicht.
Unser Männlein bekam ein Paar, das erste Paar Schühchen, rosafarben,
und einen Gummihund zum Aufblasen, der beim geringsten Druck quietscht.
Hans-Helmut erhielt noch, das darf ich nicht vergessen, einen stabilen Holzkasten
mit Etagen und Fächern für seine Märklinteile. Den Kasten hatte
ich vorher geschreinert und Onkel Peter, der Bruder Mutters, verfertigte einen
schönen Anstrich. Und zur klassischen Unterhaltung spielten wir eine
neue Schallplatte: Ein Weihnachtslied und ein Kaukasisches Gebet, von den
Don Kosaken gesungen. Hans-Helmut und ich beschlossen den Abend, nachdem wir
alle zuvor noch ausgezeichnet schmeckende Rouladen gegessen hatten, mit dem
Bau eines Krans.
Viel Weihnachtsbesuch.
Karin und Matthias, Onkel Peter, die Gebrüder Faber. Alle mit Festtagsminen;
ich empfange sie im schwarzen Anzug. Es herrscht eine Festtagsstimmung, wie
ich sie nie zuvor empfunden habe; vielleicht ausgelöst durch den Stolz,
mit dem Trude und ich unseren lieben Georg-Günter rund reichen können.
Allerdings war er heute sehr unruhig und verkehrt, die Zähne machen ihm
zu schaffen. Deshalb ließ sich unser Männlein heute auch gar nicht
fotografieren.
Großmutter
ist bei uns zu Besuch. Abends sind Richard und Günter Faber bei uns;
wir wollen einen netten Abend bei Bowle und Kerzenglanz verbringen. Zuvor
muss ich noch berichten, dass Günter Faber dem kleinen Männlein
ein silbernes Kinderbesteck mit Märchenmotiven geschenkt hat und mit
einem Begleitschreiben, welches die Liebe Günters zu Günter so recht
beleuchtet. Das Schreiben ist im Männlein-Album eingeklebt.
Und dann haben wir noch eine Menge Bilder von Georg-Günter und der Familie
unter dem Weihnachtsbaum aufgenommen.
Jedoch zuvor einige Bilder vom 2. Dezember und nach diesen in der Küche
aufgenommenen Fotos die vorerwähnten Weihnachtsbilder.
geknipst am 2.12.50
in der Küche
Mit einem ausgezeichneten
1949er Wein "Zeller schwarze Katz" haben wir die Weihnachtsbowle
angesetzt; Apfelsinen und Zucker kamen hinzu.
Und mit 2 Flaschen 1950er Wein "Zeller Jungfernberg" machten wir
die Bowlenglocke voll, und wieder leer; in guter Stimmung begleiteten Trude
und ich die Gebrüder Faber nach Hause. Eine Schneeballschlacht um 2 Uhr
früh beendete einen gemütlichen Abend.
Wir trinken
das alte Jahr hinaus; auf ein gleich gutes zu trinken ist wohl das Beste.
Denn das Jahr 1950 wahrte unserem Lande den Frieden. Und der Wunsch nach Frieden
wurde noch nie so aufrichtig gehegt wie heute um Mitternacht. Das alte Jahr
brachte uns viel viel Schönes, das Schönste wohl war unser Männlein,
das der Herrgott uns bescherte.
Und Böses war nicht viel, vielleicht die schlimmen Nachstellungen meiner
Adoptivmutter. Aber Schwamm drüber: