Du kannst einem Menschen nichts lehren -

Du kannst ihm nur helfen, dasselbe in sich selbst zu entwickeln.

Galilei

Die Projektmethode

Allgemeine Definitionen des Projektbegriffes

Der Projektbegriff (aus dem Lateinischen projicere = vorauswerfen, entwerfen, planen, sich vornehmen) gewinnt gerade in den letzten Jahren im alltäglichen Leben in vielen Zusammenhängen an Bedeutung: bei geschäftlichen Projekten in der Automobil- und Elektroindustrie, im Baugewerbe u.a. (vgl. Projektdefinition in der DIN 69901 / August 1987: "Vorhaben, das im wesentlichen durch die Einmaligkeit der Bedingungen in ihrer Gesamtheit gekennzeichnet ist, wie z.B. Sinnentsprechend findet man im Fremdwörterbuch die Bedeutung von Plan, Vorhaben, Entwurf.

"Orientieren" wird dort mit
                -  sich eine Richtung suchen, sich zurechtfinden
                -  informieren, unterrichten
                -  auf etwas einstellen, nach etwas ausrichten erläutert.

Somit ergibt sich wörtlich übersetzt für projektorientiertes Arbeiten:

Sich nach einem Plan ausrichten, nach einem Plan unterrichten, sich mit einem Plan eine
Richtung suchen.

Hilfreich bei der Deutung des Themas kann in diesem Zusammenhang auch die Definition von Entwicklung sein. Entwicklung wird als Grundbegriff in den Wissenschaften verwendet und bedeutet: Die Veränderung und Entfaltung von Organismen, Gegenständen oder Sozialkörpern auf ein vorgeformtes Ziel hin. Das projektorientierte Arbeiten z.B. zum Thema "Entwicklung von Holzspielzeug" läßt sich dementsprechend deuten als Vorhaben, das auf die Veränderung des Werkstoffes Holz zu Spielzeug (= Ziel) ausgerichtet ist.
 
 

Die Projektmethode im pädagogischem Sinne

Anerkannte Pädagogen und Didaktiker geben gleichermaßen Definitionen unter pädagogischen Gesichtspunkten.

In der Pädagogik wird der Projektgedanke aber unter dem Aspekt der Bildungsmöglichkeit gesehen. So definiert Reinhard Bader Projektarbeit als Unterrichtsmethode, die primär pädagogischer Natur ist. Karl Frey legt als Begriffsbestimmung fest: "Der Begriff Projektmethode meint den Weg, den Lehrende und Lernende gehen, wenn sie sich bilden wollen."

Ein Projekt in pädagogischem Sinne ist also eine planvolle, zielgerichtete Form der lernenden Betätigung an einem Thema oder - wie im vorliegenden Fall - an einem Projektgegenstand. Mit dieser Unterrichtsmethode sollte es dem Lehrer gelingen, der Lerngruppe die Entstehungs-geschichte des Projektproblemes und das damit verbundenen Handeln näherzubringen. In Anlehnung an Hans Aebli bedeutet dies: Wer ein Ziel hat und sieht noch nicht, wie er es erreichen wird, hat ein Problem. Wer zu sehen beginnt, wie man es lösen könnte, hat ein Projekt. Bezogen auf die geplante Unterrichtsreihe formulieren die Fragen: Womit spielen Kinder am liebsten und wie könnte man solches Spielzeug entwerfen? ein Problem. Der Gedanke, sich Informationen zu der Interessenslage von Kindern bei Fachleuten zu besorgen und danach entsprechendes zu entwerfen, ist ein Projekt.

Durch einen von den Schülern selbstgewählten Unterrichtsgegenstand und der damit verbundenen intrinsischen Motivation sollen die Schüler im Handeln Erfahrungen machen, die sowohl dem Einzelnen einen Lernzuwachs ermöglichen, aber auch die gesellschaftliche Bedeutung erkennen lassen. Damit die Bedeutung für die Gesellschaft erzielt werden kann, muß nach pädagogischer Auffassung mit der Projektidee eine Öffnung der Schule einhergehen.

John Dewey schreibt, "daß sich Volksbildung und überhaupt jeder Unterricht auch an der Lebenspraxis zu orientieren habe". Er zeigt hierfür einzelne Stufen zur Problemlösung auf.
                1. Begegnung mit einer Schwierigkeit
                2. Lokalisieren und Bestimmen der Schwierigkeit
                3. Vorschlag möglicher Lösungen
                4. Betrachten der Konsequenzen
                5. Annahme der Lösungen.
Die Projektmethode wird von Hilbert Meyer und Albert Hurtz/Dr. Heinrich Schleucher als methodische Großform dargestellt, in welcher den Schülern ein hohes Maß an Selbständigkeit und Freiräumen eingeräumt wird. Weiteres Kennzeichen ist die Interdisziplinarität also der fächerübergreifende Unterricht. Im Gegensatz zum lehrgangsmäßigen Unterricht mit seinen genau vorausgeplanten Lernsequenzen und entsprechend festgelegten Zielen werden Projekte mit offenem Verlauf und Ziel vorgeplant. Das Ziel wird dann zu Beginn von den Schülern festgelegt und anschließend über den Ablauf, die Planung des Weges entschieden.

"Ein Projekt stellt den gemeinsam von Lehrern, Schülern, hinzugezogenen Eltern, Experten usw. unternommenen Versuch dar, Leben, Lernen und Arbeiten derart zu verbinden, daß ein gesellschaftlich relevantes, zugleich der individuellen Bedürfnis- und Interessenslage der Lehrer und Schüler entsprechendes Thema oder Problem innerhalb und außerhalb des Klassenzimmers aufgearbeitet werden kann. ... Projekte eröffnen die Chance, die gesellschaftlich vorgegebene Trennung von Kopf- und Handarbeit ein Stück weit aufzuheben." (Meyer, H., Unterrichts-methoden I, S.143)

Damit ist als ein maßgebendes Element des Projektunterrichtes die Offenheit und der pädagogische Spielraum für die Schüler zu gewährleisten. Dies impliziert die Notwendigkeit ein geeignetes Kommunikationsverhalten in der Klasse, sowie fächerübergreifendes Denken zu fördern und den nötigen Theorie-Praxisbezug herzustellen. Die Schüler müssen sich in jedem Fall mit der Projektidee identifizieren, damit die Bearbeitung des Projektes zum eigenen Anliegen wird und die intrinsische Motivation zum Lern- und Handlungserfolg führen kann. Der Planungsphase des Projektes kommt daher eine besondere Bedeutung zu. Hierin müssen die Schüler ihr zukünftiges Handeln bereits gedanklich vorwegnehmen. Daher sollte das Projekt in Teilaufgaben gegliedert werden, um durch den Überblick der Handlungen den Schülern eine selbständige Zielerreichung zu ermöglichen.

Hans Aebli und auch Reinhard Bader erläutern zum Thema Projekt, daß das Ziel, sowie das Lernen am Projekt auch durch rein "gedanklich nachkonstruierte Handlungen anderer Menschen" erreicht werden kann. Sie geben jedoch beide in einem Nachsatz zu, daß ein reelles Handlungsprodukt zumindest für den Projektneuling leichter nachvollziehbar und auch eindrucksvoller ist. Motivierender und erfolgversprechender erscheint somit für den Anfänger das tatsächlich erstellte Handlungsprodukt zu sein.

Ein weiteres typisches Kennzeichen für die Projektmethode ist die zeitliche Begrenzung, d.h. das Projekt hat einen Anfang und ein vorgeplantes Ende. Angestrebt wird in diesem Zeitraum die erfolgreiche Erreichung des Zieles.
 
 

Zur Geschichte des Projektgedankens

In den letzten Jahrzehnten ließen zunehmende Probleme in der industriellen Wirtschaft erkennen, daß das nötige Wissen expandierte und schon nach wenigen Jahren (ca. 5 Jahre) bereits erneuerungsbedürftig ist. Aus dieser Erkenntnis entstand die Forderung nach einer Ausbildung, die den selbständig problemlösenden Schüler erzieht. In dieser Diskussion wurden oft Äußerungen aus Hugo Gaudigs Schrift "Die Arbeitsschule als Reformschule" von 1912 aufgegriffen. Dadurch erinnerte man sich an die in der Zeit der Reformpädagogik (ca. 1890-1930) geprägte Projektmethode. Diese entstand vor allem in den ersten drei Jahrzehnten dieses Jahrhunderts, vorwiegend in den USA und Europa. In den USA wurde die Projektmethode von den Pragmatisten geprägt und in Deutschland von den Reformpädagogen. Zeitgleich entwickelten sich in Rußland mit anderen Zielsetzungen aber ähnlichen Vorstellungen die Arbeitsschulkonzepte.

Erste Ideen in diese Richtung entstanden jedoch bereits durch Jean-Jacques Rousseau (*28.06.1712 - = 02.07.1778) und Johann Heinrich Pestalozzi (*12.01.1746 - = 17.02.1827).

Der Kulturphilosoph Jean-Jacques Rousseauwar nicht nur Schrittmacher für die Französische Revolution, sondern beeinflußte mit seinem Werk (u.a. Contrat social - 1762) die Pädagogik nachhaltig.

Auch der Schweizer Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi forderte bereits zu seiner Zeit den anschaulich lebensnah gestalteten Unterricht. Sein Streben galt damit einer umfassenden Menschenbildung und nicht nur der Aneignung von Wissen. Ihm wird der in diesem Zusammenhang gern zitierte Ausspruch "lernen mit Kopf, Herz und Hand" zugeschrieben.

Heute wird die Projektmethode unweigerlich mit dem amerikanischen Sozialphilosophen und Pädagogen John Dewey (*1859-= 1952) und William Heard Kilpatrick (*1871-= 1965) verbunden.

Obwohl beide dem Pragmatismus zugerechnet werden, wurden Deweys Gedanken zunächst von W.H. Kilpatrick in die Projektmethode umgesetzt. Die Erziehung ist nach Deweys Auffassung an den sozialen Zielen und Forderungen orientiert, sie steht in unmittelbarer Wechselwirkung zur gesellschaftlichen Wirklichkeit. Einer seiner bekanntesten Aussprüche "learning by doing" spiegelt dieses Verständnis wieder. Nach seiner Meinung bieten Aufgaben mit möglichst geringen künstlichen Anteilen die ideale Ausgangsposition für Bildung.

Für Kilpatrick ist die charakterbildende Leistung und damit verbundene Einführung in demokratisches Leben entscheidend.

Beide entwerfen ein Bild der Projektmethode, auf das sich auch heute noch viele Didaktiker stützen. Aber auch viele andere Reformpädagogen im In- und Ausland trugen zahlreiche Ideen zur Projektmethode bei. Eine weitergehende Untersuchung der Einflüsse der Reformpädagogen auf die Projektmethode würde diesen Rahmen sprengen. Aus diesem Grund sind nachfolgend nur einige wenige Reformpädagogen mit stichwortartigen Randbemerkungen zitiert, um einen Eindruck der zugrundeliegenden Ideen zu vermitteln:

Georg Kerschensteiner (*1854 -= 1932)

Er setzt sich maßgeblich für die Arbeitsschulbewegung und die Wiederangliederung der Bildung an das konkrete Leben ein.

Die Selbständigkeit und das Gemeinschaftsgefühl wird bei ihm besonders betont.

"Die Aufgabe des Schülers ist dann gelöst, wenn die Funktion erfüllt und das Material sachgerecht eingesetzt worden ist." Berühmtes Projekt: "Der Starenkasten."

Er stützt sich auf die Theorien Deweys.

Maria Montessori (*1870 -= 1952 )

Bekannt für: Selbständiges und selbsttätiges Lernen durch Einführung in die Methode des geistigen Arbeitens und in die sie ergänzenden didaktischen Materialien. Die Freiarbeit.

Janus Korczak (*22.07.1878 - = 1942)

Magna Charta Libertatis: "Das Recht des Schülers auf Achtung."

"Die Motivation eines Schülers muß aus ihm selbst entstammen."

"Kinderspiele und Spielzeug stellen nur ein Ersatz für die Realität dar."

Peter Petersen (*1884 - = 1952)

Übersetzte "The Project Method" von Kilpatrick ins Deutsche.

Projektarbeit bildet in seinem Schulplan von Jena ein tragendes Element.

Der Mensch gilt als Gemeinschaftswesen, das durch menschliches

Zusammenleben zu Humanität und Toleranz erzogen wird.

"Schule sollte Lebensraum sein, statt Unterrichtsanstalt."

Anton Semjonowitsch Makarenko (*1888 -= 1932)

"Das Kind muß dazu erzogen werden, Schwierigkeiten zu überwinden."

"Ein Lehrer muß verstehen, Unterricht lebendig zu gestalten."

Als durchgängige reformpädagogische Prinzipien können genannt werden:

Diese Zielsetzungen beeinflußten die Diskussion der neuen Bildungskonzepte der letzten zwei Jahrzehnte. Einige Ideen finden sich deshalb heute in vielen Rahmenlehrplänen und Richtlinien wieder. Im Zuge der Einführung des handlungsorientierten Unterrichtes gewinnt der Projektgedanke natürlich an entsprechender Bedeutung, denn es gibt nicht viele Situationen, die das Handeln so zwingend erfordern.
 
 

Phasenkonzepte der Projektmethode

Im Laufe der Jahre wurden entsprechende Raster zur Durchführung von Projekten entwickelt. Auch wenn diese nicht als stringente Mustervorlagen für die Durchführung von Projekten gelten können, sollen nachfolgend einige der bekanntesten aufgeführt werden.

Die Konzeptionen von John Dewey und Karl Frey sind hierbei sicherlich die angesehensten.

Hans Aebli greift den Namen Projekt nur selten auf. Statt dessen erläuterte er die Struktur eines Handlungsablaufes, die Grundlage des handlungsorientierten Projektunterrichts sein sollte. Daher wurde er in diese Übersicht als unverzichtbare Grundlage aufgenommen.
 
 
 
J. Dewey / 

William. H. Kilpatrick 1918 (übersetzt 1935)

Phasenmodell der Arbeitserziehung von Hugo Gaudig (1860-1923) / Otto Scheibner
Karl Frey lehnt sich 1982 u.a.

an William H. Kilpatricks Aufsatz "The Project Method" von 1935 

Johannes Bastian / 

Herbert Gudjons 1986

Reinhard Bader 1995
Hans Aebli 1991

einen Handlungsablauf erarbeiten

Stufe der Zielfindung

(purposing) 

Arbeitsziel festsetzen Projektinitiative Für den Erwerb von Erfahrungen geeignete problemhaltige Sachlage auswählen. 

Merkmale hierfür:

  • Situationsbezug und Lebensweltorientierung.
  • Orientierung an den Interessen der Beteiligten.
  • Gesellschaftliche Praxisrelevanz.
Informieren, 

Aufgaben-/Problemstellung übernehmen; Handlungsziel erkennen, klären und eingrenzen; Handlungsziel begründen

Ausgangspunkt ist die konkrete Handlung, die es mit möglichst vielen Sinnen zu erfassen gilt und die an Erfahrung und Motivation der Lernenden anknüpft.
Planung

(planing)

Arbeitsplan entwerfen 

Arbeitsmittel suchen, prüfen und ordnen

Auseinandersetzung mit der Projektinitiative 

(Ergebnis = Projektskizze), danach möglicher Abschluß des Projektes.

Gemeinsam einen Plan zur Problemlösung entwickeln.
  • Merkmale hierfür: Selbstorganisation und Selbstverantwortung
  • Zielgerichtete Projektplanung
Planen,

Ausgangslage klären und beurteilen; Aufgabe / Problem analysieren; Informationen gewinnen (erkennen, sammeln, ordnen) und auswerten; Lösungsmöglichkeiten grob abschätzen.

Klärung, Begründung und Rechtfertigung der Zielvorstellung
Ausführung

(Executing)

Arbeitsschritte ausführen Gemeinsame Entwicklung des Betätigungsgebietes u.U. auch mit indirekt Beteiligten (Ergebnis = Projektplan) danach möglicher Abschluß des Projektes Sich mit den Problemen handlungsorientiert auseinandersetzen 

Merkmale hierfür:

  • Einbeziehung vieler Sinne
  • Soziales Lernen
Entscheiden, 

Aufgaben / Probleme in Teilaufgaben / Teilprobleme aufgliedern; Arbeits-Problemlösungsplan entwickeln; Arbeits-/Lösungsschritte festlegen; Arbeits-/Lösungsmethoden auswählen/entwickeln; Arbeits-/Lösungsplan darlegen (evtl. protokollieren)

Beurteilung der Ausgangslage
Auswertung

(judging)

Arbeitsergebnisse beurteilen, sichern und einordnen (Verstärkte) Aktivitäten im Betätigungsgebiet/ Projektdurchführung (einzeln, in Untergruppen, 

in Gesamtgruppe)

Die erarbeitete Problemlösung an der Wirklichkeit überprüfen

Merkmale hierfür:

  • Produktorientierung
  • Interdisziplinarität
Ausführen 

Arbeits-/Lösungsplan ausführen: gegebenenfalls Planung korrigieren

Bestimmung der einzelnen Lösungsschritte
 
  • progressiv
  • regressiv
    Beendigung des Projektes 

(1) durch bewußten Abschluß oder (2) durch Rückkopplung zur Projektinitiative oder (3) durch Auslaufenlassen

Weiteres Merkmal: 
  • Grenzen des 
Projektunterrichtes
Kontrollieren,

Arbeitsergebnis kontrollieren und nach Kriterien bewerten; Arbeitsergebnis sprachlich erläutern, evtl. dokumentieren oder/und präsentieren

Beurteilung des Plans
    Im Verlauf des Projektes eingeschobene Fixpunkte und Metainteraktionen   Bewerten 

Arbeits-/Problemlösungsplan, dessen Ausführung sowie das erzielte Ergebnis rückblickend analysieren und bewerten, gegebenenfalls Korrekturen oder Alternativen entwickeln; gewonnene Einsichten zu bisher Gelerntem in Beziehung setzen

Handlungsergebnisse in Erfahrungen integrieren und gesellschaftlichen Nutzen reflektieren

 
 

      Projekt = projektorientiert?

In der Literatur zur Projektmethode werden die Begriffe Projekt und Projektorientierung häufig synonym verwandt. Bei Reinhard Bader findet sich hingegen eine klar abgegrenzte Definition von projektorientiertem Unterricht zu reiner Projektarbeit. Da Bader der Meinung ist, daß die Anforderungen an ein Projektergebnis selten in der Praxis zu erfüllen sind (insbesondere den "Gebrauchswert des Produktes" betreffend) hält er den Begriff "projektorientiertes Arbeiten" bei jenen Konzepten für sinnvoll, in denen nicht alle Kriterien der Projektziele erfüllt werden können.

Dies entspricht Freys dritter terminologischer Festlegung von projektartigem Lernen: "Oft entspricht ihr Tun nicht voll der Projektmethode oder stützt sich nur auf zwei oder drei Komponenten. Dies ist projektartiges Lernen".

Auch Herbert Gudjons hält es nicht nur für bescheidener, sondern sachlich für konsequenter, wenn statt von "Projektunterricht" von projektorientiertem Unterricht gesprochen wird. Er trifft diese Differenzierung auf dem Hintergrund der ursprünglichen gesellschaftspolitischen Intention des Projektgedankens.

Dem Verfasser ist die Projektmethode seit mittlerweile 20 Jahren bekannt. Er konnte im Rahmen seiner außerschulischen Jugendarbeit und in der studentischen Selbstverwaltung Erfahrungen in vielfältiger Form als Teilnehmer, aber auch als Moderator / Leiter vieler Projektinitiativen sammeln. Bei diesen Projekten handelte es sich allerdings um Veranstaltungen, an denen die Teilnehmer in ihrer Freizeit - also ohne institutionellen Druck - teilgenommen haben. Daraus entwickelte sich die Erkenntnis, daß bei rein theoretisch konstruierten Handlungen und einem nicht umgesetzten (realisierten) Projekt, die Motivation und Aufgeschlossenheit zu neuen Projektinitiativen besonders gering ist. Diese Erfahrung bestätigte sich bislang auch im Unterricht mit anderen Lerngruppen.

Die nachweisliche Tendenz der Schüler der Tischlerunterstufen zum "handfesten" Lernen soll deswegen genutzt werden. Es sollte daher versuchtwerden, Realisierungsmöglichkeiten für die entwickelten Handlungsprodukte zu finden. Aus Sicht des Autors kann dies in erster Linie durch Kooperation mit den Partnern des Dualen Ausbildungssystems gelingen.

Ansatzpunkt kann hierfür die Grundintention der "Selbstverpflichtung des Westdeutschen Handwerkskammertages und des Ministeriums für Schule und Weiterbildung NRW in der Handreichung zur Kooperation von Berufsschulen, Ausbildungsbetrieben des Handwerkes und überbetrieblicher Ausbildungsstätten" sein.

Soweit zunächst ein theoretischer Ansatz zur Unterrichtsgestaltung


Ich bitte um gefällige Beachtung des Copyrights, da ich diesbezüglich bereits einmal rechtliche Konsequenzen in Erwägung ziehen mußte.

Also bitte zuerst mailto : nc-heckinhe3@netcologne.de

(Es wäre auch nett, wenn Ihr/Sie mir mitteilen könntet, wie ihr hier auf die Seite gekommen seid, da ich diese bislang nur meinen Referendaren und einigen Kollegen genannt habe interessiert mich das einfach)

Grundsätzlich erhebe ich diesbezüglich keine Einwände, möchte aber im Vorfeld über weitere Nutzungen informiert werden.
Besonders gilt dies für komerzielle Verwendungen.

ã by Heinz-Georg Hecking

Aufgrund von vermehrten Anfragen aus ganz Deutschland in den letzten Tagen (Warum bloß? Ich habe meine HP-Adresse doch gar nicht veröffentlicht!) , habe ich mich entschlossen ein weiteres Kapitel zu veröffentlichen. Dies ist jedoch nicht das Folgekapitel.
Im Folgekapitel wird die Klasse mit Ihren Lernvorraussetzungen genauestens beschrieben. Da mir jedoch der Aufwand im Sinne des Datenschutzes zu hoch ist diesen Teil zu anonymisieren, möchte ich darauf verzichten.
Dennoch sollte darauf hingewiesen werden, daß eine entsprechende Bedingungsanalyse der Lerngruppe Grundvoraussetzung - wenn nicht gar das Wichtigste überhaupt- für ein weiteres Vorgehen ist.
Erfahrungen aus meiner Lehrtätigkeit zeigen immer wieder das eine ordentliche Bedingungungsanalyse das A&O der Arbeit mit Menschen ist.
 

Schwerpunktsetzung

 Thematische Voraussetzungen

Nach einem ersten projektorientierten Arbeitsversuch  zeigte sich in der Versuchsklasse eine erstaunliche Begeisterung für den von der Lehrperson eingebrachten Handlungsgegenstand - die 80 cm lange und 50 cm hohe Spielzeuglokomotive. Daraufhin wurden durch persönliche Gespräche mit Schülern, Eltern und Betrieben nach Gründen für diese Begeisterung gesucht.
Es stellte sich heraus, daß einerseits das Medium Spielzeuglokomotive diese Begeisterung auslöste, die den direkten Praxisbezug der Thematik sichtbar und greifbar machte. Außerdem konnte eine große Affinität der Schüler zu Kindern und Spielzeug festgestellt werden. Mehrere Schüler waren privat z.B. als Babysitter oder Nachhilfelehrer für Grundschüler tätig. Weiterhin liegt besonders für die jüngeren Schüler die Zeit des eigenen Spieltriebes noch nicht in all zu ferner Vergangenheit. Einige Schüler hatten allerdings ein gespaltenes Verhältnis zu Kindern, weil sie sich einerseits durch eigene kleinere Geschwister belästigt fühlten, andererseits kleine Kinder „süß“ fanden.

Da gerade Kinderspielzeug in der Tischlerausbildung häufig zu Übungszwecken herangezogen wird (z.B. in Zwischenprüfungen) und die Lehrpersonen ebenfalls an diesen Handlungsprodukten interessiert waren, wurde dies im Einvernehmen mit den Fachlehrern zum Gegenstand der Unterrichtsreihe vorgeschlagen. Ihre Popularität verdanken die in aller Regel kleinen, überschaubaren Produkte der Tatsache, daß sich an ihnen grundsätzlich alle fachbezogenen Fragestellungen behandeln lassen. Außerdem hält sich die Herstellung im finanziell überschaubaren Rahmen. Auch das Prinzip der vollständigen Handlung wird mit der Themenwahl durch den Beginn der Entwicklung bis hin zur eventuellen Produktion des Spielzeuges möglich.
Obwohl das Thema von der Lehrperson eingebracht wird, läßt es die offene Lernsituation zu, weil die Schüler sich aus dem vielfältigen Gebiet der Spielzeuge ihre Handlungsgegenstände weiterhin frei auswählen können. Diese günstigen Sachverhalte fanden Berücksichtigung bei der Auswahl des Themas.
Eine Entwicklung im Sinne einer Neuschöpfung kann jedoch von der Klasse nicht erwartet werden, besonders wenn berücksichtigt wird, daß derzeit zwischen 35000 und 40000   verschiedene Spielzeuge allein auf dem Deutschen Markt zu erhalten sind. Thematisch wird deshalb unter Entwicklung die Rückführung vom fertigen Endprodukt Kinderspielzeug auf den Herstellungsprozess mit den Stufen der Idee, Planung und Ausführung verstanden . Im Einzelnen gehören hierzu die Zwischenprodukte der Entwurfsskizze, eine Liste der Materialkosten und Werkzeuge sowie eine produktionsreife Zeichnung in Dreitafelprojektion. Dadurch kann dann die erwünschte Verbindung zwischen geistiger und handwerklicher Fähigkeit im fächerübergreifenden Unterricht von den Schülern hergestellt werden. Dies soll unter Einbeziehung aller Sinne geschehen und die Steigerung der Handlungsfähigkeit, insbesondere aber die Planungs- und Kooperationsfähigkeit der Schüler fördern. Erreicht werden soll dies durch ganzheitliches, stärker selbstorganisiertes, erfahrungsorientiertes, aber auch exemplarisches Lernen.

Trotz der oben genannten ersten Hinführung zum projektorientierten Arbeiten wird diese Vorgehensweise für die Versuchsklasse ein ungewohntes, neues Übungsfeld eröffnen.       Hier können sie erstmalig in ihrem Schulleben Erfahrungen in dieser Dimension zur Koordinierung ihrer Handlungspläne sammeln.
Damit die Schüler dennoch Orientierungspunkte haben und eine Umsetzung in einer Zwischenprüfung nicht ausgeschlossen ist, werden ihnen als Vorgabe einige Rahmenvorstellungen an die Hand gegeben.
· Der Gesamtaufwand soll 12 Unterrichtsstunden nicht überschreiten.
· Die eigentliche Anfertigungszeit ihres Produktes soll nicht länger als vier Stunden dauern .
· Es sollten in diesem Produkt fachmännische Holzverbindungen eingesetzt werden.
· Der Materialaufwand soll 25 DM nicht übersteigen.
· Nach jeder Stunde werden die Ziele, Tätigkeiten und Probleme mit Lösungswegen in den ausgegebenen Kurzberichten dokumentiert (vgl. Anlage 13 a-c).
· Zum Abgabetermin (eine Woche vor Osterferienbeginn) soll ein veröffentlichungsfähiges Ergebnis der Unterrichtsarbeit vorliegen .
 

Die Begründung der Methodenwahl


Unter den geschilderten Voraussetzungen, der Klassensituation, des Themeninteresses und der schulischen Situation, ist die Wahl der simulativen Lernorganisation konsequent.
In der Folge können nun vergangene Unterrichtsinhalte integrativ wiederholt, aber vor allem auch neue Inhalte und Handlungserfahrungen praxisrelevant eingeübt werden. Dies kann durch die Selbstorganisation und mit hoher Selbstverantwortung der Schüler geschehen. Die Schüler können durch direkte argumentative Auseinandersetzungen in den Projektgruppen ihr Beziehungsgefüge überdenken und damit ihre Sozialkompetenz schulen.
 
In vorausgegangenen Unterrichtseinheiten zeigte sich mehrfach, daß sich bei den Schülern ein wesentlich höherer Lernerfolg einstellte, sobald die Praxisrelevanz und die entsprechende Anschaulichkeit hergestellt war  . Deshalb wurde konsequenterweise die Einbindung externer Fachleute in die Vorplanung einbezogen. Dadurch ergab sich zugleich die Perspektive, anhand einiger kooperativer Elemente den Schülern auch vorbildhaft eine Zusammenarbeit und gemeinsame Zielsetzung der schulischen und betrieblichen Seite demonstrieren zu können.

Auf diese Weise versprach das projektorientierte Arbeiten eine:
· Steigerung des Lerninteresses und auch der Eigeninitiative der Schüler (berufliche Handlungskompetenz) durch das produktorientierte Arbeiten (Produktorientierung).
· Steigerung der Sozialkompetenz der Schüler durch die kooperativen Elemente z.B. durch Umgang mit Kindern, Kindergärtnerinnen, Meistern und in ihren „gemischten“ Gruppen.
· Steigerung der Fachkompetenz durch die Notwendigkeit fächerübergreifend denken zu müssen.

Diese Methodenwahl wurde auch vorgenommen, da sie von der Konzeption und den lerntheoretischen Grundlagen dem Grundverständnis des Verfassers von einer handwerklichen Ausbildung entgegen kam. Auch aufgrund der eigenen praktisch theoretischen Ausbildung wird in der projektorientierten Arbeit durch die nötige Kooperation und Abstimmung eine große Chance für die manchmal unbeabsichtigte Zwei- (Drei-) teilung des Dualen Ausbildungssysthems gesehen. (Gemeint sind die Institutionen: Schule, überbetriebliche Ausbildungsstätten und Betriebe)
 

Die Kooperationsmöglichkeiten


Aus oben genannten Gründen soll in dieser Arbeit versucht werden, die kooperativen Elemente sinnvoll in den Rahmen des projektorientierten Lernens einzufügen.
Nach der Vorplanung durch die Lehrperson könnten grundsätzlich folgende schulexternen Institutionen für eine Kooperation zur Verfügung stehen:
1) Stadtjugendamt,
2) vier Kindergärten der verschiedensten Konfession und pädagogischen Ausrichtung,
3) die sozialpädagogischen Schulen für Erzieherinnen ,
4) eine örtliche Berufsbildungsstätte,
5) der örtliche Prüfungsausschuß für das Tischlerhandwerk,
6) die Lehrherren,
7) die überbetriebliche Ausbildungsstätte.

 
Schulintern werden Kooperationsmöglichkeiten innerhalb der Fachlehrer gesucht (vgl. Anlage 2) und der Werkstattlehrer der Schule einbezogen. Auch die Parallelklasse und Mittelstufe können involviert werden.
 

Beobachtungskriterien und Beurteilungsmaßstab


Die Zielsetzung der Unterrichtsreihe im kognitiven Bereich soll als erreicht gelten, wenn die Schüler ihre Vorhaben durch die sachgerecht durchdachte Zeichnung in Dreitafelprojektion inklusiver Zinkeneinteilung mit dazugehörigen Werkzeug- und Materiallisten erstellt haben. Außerdem muß in Ansätzen als Transferleistung erkennbar sein, daß die Schüler in der Lage sind, ihre Produktionsvorbereitungen für weitere Vorhaben zu verallgemeinern.

Da diese kognitiven Zielvorhaben nur durch ein entsprechendes affektives Verhalten erreichbar sind, soll sowohl die kreative, selbständige Arbeitsweise der Gruppen wie auch die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den Fachleuten Zeichen für die gewünschte kooperative Einstellung der Schüler sein. Dabei soll die Selbständigkeit, Eigeninitiative der Schüler und das Ausmaß der benötigten Lehrerhilfe beobachtet werden. Die Kreativität kann unter anderem am Einfallsreichtum der Handlungsprodukte und deren Präsentation festgestellt werden.
Mit besonderer Spannung wird erwartet, inwieweit die Schüler nach dieser Unterrichtsreihe eigene Lerndefizite entdecken konnten und aufgrund dessen Forderungen nach weiteren Informationen zu bestimmten Themen vorbringen.

Fortsetzung folgt vielleicht bei entsprechender Nachfrage
und entsprechend meinem Zeitkontingent.

Ich bitte auch hier um gefällige Beachtung des Copyrights, da ich diesbezüglich bereits einmal rechtliche Konsequenzen in Erwägung ziehen mußte.

Also bitte zuerst mailto : nc-heckinhe3@netcologne.de

Grundsätzlich erhebe ich diesbezüglich keine Einwände, möchte aber im Vorfeld über weitere Nutzungen informiert werden.
Besonders gilt dies für komerzielle Verwendungen.

ã by Heinz-Georg Hecking