Du kannst ihm nur helfen, dasselbe in sich selbst zu entwickeln.
Galilei
"Orientieren" wird dort mit
- sich eine Richtung suchen, sich zurechtfinden
- informieren, unterrichten
- auf etwas einstellen, nach etwas ausrichten erläutert.
Somit ergibt sich wörtlich übersetzt für projektorientiertes Arbeiten:
Sich nach einem Plan ausrichten, nach einem
Plan unterrichten, sich mit einem Plan eine
Richtung suchen.
Hilfreich bei der Deutung des Themas kann in
diesem Zusammenhang auch die Definition von Entwicklung sein. Entwicklung
wird als Grundbegriff in den Wissenschaften verwendet und bedeutet: Die
Veränderung und Entfaltung von Organismen, Gegenständen oder
Sozialkörpern auf ein vorgeformtes Ziel hin. Das projektorientierte
Arbeiten z.B. zum Thema "Entwicklung von Holzspielzeug" läßt
sich dementsprechend deuten als Vorhaben, das auf die Veränderung
des Werkstoffes Holz zu Spielzeug (= Ziel) ausgerichtet ist.
Die Projektmethode im pädagogischem Sinne
Anerkannte Pädagogen und Didaktiker geben gleichermaßen Definitionen unter pädagogischen Gesichtspunkten.
In der Pädagogik wird der Projektgedanke aber unter dem Aspekt der Bildungsmöglichkeit gesehen. So definiert Reinhard Bader Projektarbeit als Unterrichtsmethode, die primär pädagogischer Natur ist. Karl Frey legt als Begriffsbestimmung fest: "Der Begriff Projektmethode meint den Weg, den Lehrende und Lernende gehen, wenn sie sich bilden wollen."
Ein Projekt in pädagogischem Sinne ist also eine planvolle, zielgerichtete Form der lernenden Betätigung an einem Thema oder - wie im vorliegenden Fall - an einem Projektgegenstand. Mit dieser Unterrichtsmethode sollte es dem Lehrer gelingen, der Lerngruppe die Entstehungs-geschichte des Projektproblemes und das damit verbundenen Handeln näherzubringen. In Anlehnung an Hans Aebli bedeutet dies: Wer ein Ziel hat und sieht noch nicht, wie er es erreichen wird, hat ein Problem. Wer zu sehen beginnt, wie man es lösen könnte, hat ein Projekt. Bezogen auf die geplante Unterrichtsreihe formulieren die Fragen: Womit spielen Kinder am liebsten und wie könnte man solches Spielzeug entwerfen? ein Problem. Der Gedanke, sich Informationen zu der Interessenslage von Kindern bei Fachleuten zu besorgen und danach entsprechendes zu entwerfen, ist ein Projekt.
Durch einen von den Schülern selbstgewählten Unterrichtsgegenstand und der damit verbundenen intrinsischen Motivation sollen die Schüler im Handeln Erfahrungen machen, die sowohl dem Einzelnen einen Lernzuwachs ermöglichen, aber auch die gesellschaftliche Bedeutung erkennen lassen. Damit die Bedeutung für die Gesellschaft erzielt werden kann, muß nach pädagogischer Auffassung mit der Projektidee eine Öffnung der Schule einhergehen.
John Dewey schreibt, "daß sich Volksbildung
und überhaupt jeder Unterricht auch an der Lebenspraxis zu orientieren
habe". Er zeigt hierfür einzelne Stufen zur Problemlösung auf.
1. Begegnung mit einer Schwierigkeit
2. Lokalisieren und Bestimmen der Schwierigkeit
3. Vorschlag möglicher Lösungen
4. Betrachten der Konsequenzen
5. Annahme der Lösungen.
Die Projektmethode wird von Hilbert Meyer
und Albert Hurtz/Dr. Heinrich Schleucher als methodische Großform
dargestellt, in welcher den Schülern ein hohes Maß an Selbständigkeit
und Freiräumen eingeräumt wird. Weiteres Kennzeichen ist die
Interdisziplinarität also der fächerübergreifende Unterricht.
Im Gegensatz zum lehrgangsmäßigen Unterricht mit seinen genau
vorausgeplanten Lernsequenzen und entsprechend festgelegten Zielen werden
Projekte mit offenem Verlauf und Ziel vorgeplant. Das Ziel wird dann zu
Beginn von den Schülern festgelegt und anschließend über
den Ablauf, die Planung des Weges entschieden.
"Ein Projekt stellt den gemeinsam von Lehrern, Schülern, hinzugezogenen Eltern, Experten usw. unternommenen Versuch dar, Leben, Lernen und Arbeiten derart zu verbinden, daß ein gesellschaftlich relevantes, zugleich der individuellen Bedürfnis- und Interessenslage der Lehrer und Schüler entsprechendes Thema oder Problem innerhalb und außerhalb des Klassenzimmers aufgearbeitet werden kann. ... Projekte eröffnen die Chance, die gesellschaftlich vorgegebene Trennung von Kopf- und Handarbeit ein Stück weit aufzuheben." (Meyer, H., Unterrichts-methoden I, S.143)
Damit ist als ein maßgebendes Element des Projektunterrichtes die Offenheit und der pädagogische Spielraum für die Schüler zu gewährleisten. Dies impliziert die Notwendigkeit ein geeignetes Kommunikationsverhalten in der Klasse, sowie fächerübergreifendes Denken zu fördern und den nötigen Theorie-Praxisbezug herzustellen. Die Schüler müssen sich in jedem Fall mit der Projektidee identifizieren, damit die Bearbeitung des Projektes zum eigenen Anliegen wird und die intrinsische Motivation zum Lern- und Handlungserfolg führen kann. Der Planungsphase des Projektes kommt daher eine besondere Bedeutung zu. Hierin müssen die Schüler ihr zukünftiges Handeln bereits gedanklich vorwegnehmen. Daher sollte das Projekt in Teilaufgaben gegliedert werden, um durch den Überblick der Handlungen den Schülern eine selbständige Zielerreichung zu ermöglichen.
Hans Aebli und auch Reinhard Bader erläutern zum Thema Projekt, daß das Ziel, sowie das Lernen am Projekt auch durch rein "gedanklich nachkonstruierte Handlungen anderer Menschen" erreicht werden kann. Sie geben jedoch beide in einem Nachsatz zu, daß ein reelles Handlungsprodukt zumindest für den Projektneuling leichter nachvollziehbar und auch eindrucksvoller ist. Motivierender und erfolgversprechender erscheint somit für den Anfänger das tatsächlich erstellte Handlungsprodukt zu sein.
Ein weiteres typisches Kennzeichen für
die Projektmethode ist die zeitliche Begrenzung, d.h. das Projekt hat einen
Anfang und ein vorgeplantes Ende. Angestrebt wird in diesem Zeitraum die
erfolgreiche Erreichung des Zieles.
Zur Geschichte des Projektgedankens
In den letzten Jahrzehnten ließen zunehmende Probleme in der industriellen Wirtschaft erkennen, daß das nötige Wissen expandierte und schon nach wenigen Jahren (ca. 5 Jahre) bereits erneuerungsbedürftig ist. Aus dieser Erkenntnis entstand die Forderung nach einer Ausbildung, die den selbständig problemlösenden Schüler erzieht. In dieser Diskussion wurden oft Äußerungen aus Hugo Gaudigs Schrift "Die Arbeitsschule als Reformschule" von 1912 aufgegriffen. Dadurch erinnerte man sich an die in der Zeit der Reformpädagogik (ca. 1890-1930) geprägte Projektmethode. Diese entstand vor allem in den ersten drei Jahrzehnten dieses Jahrhunderts, vorwiegend in den USA und Europa. In den USA wurde die Projektmethode von den Pragmatisten geprägt und in Deutschland von den Reformpädagogen. Zeitgleich entwickelten sich in Rußland mit anderen Zielsetzungen aber ähnlichen Vorstellungen die Arbeitsschulkonzepte.
Erste Ideen in diese Richtung entstanden jedoch bereits durch Jean-Jacques Rousseau (*28.06.1712 - = 02.07.1778) und Johann Heinrich Pestalozzi (*12.01.1746 - = 17.02.1827).
Der Kulturphilosoph Jean-Jacques Rousseauwar nicht nur Schrittmacher für die Französische Revolution, sondern beeinflußte mit seinem Werk (u.a. Contrat social - 1762) die Pädagogik nachhaltig.
Auch der Schweizer Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi forderte bereits zu seiner Zeit den anschaulich lebensnah gestalteten Unterricht. Sein Streben galt damit einer umfassenden Menschenbildung und nicht nur der Aneignung von Wissen. Ihm wird der in diesem Zusammenhang gern zitierte Ausspruch "lernen mit Kopf, Herz und Hand" zugeschrieben.
Heute wird die Projektmethode unweigerlich mit dem amerikanischen Sozialphilosophen und Pädagogen John Dewey (*1859-= 1952) und William Heard Kilpatrick (*1871-= 1965) verbunden.
Obwohl beide dem Pragmatismus zugerechnet werden, wurden Deweys Gedanken zunächst von W.H. Kilpatrick in die Projektmethode umgesetzt. Die Erziehung ist nach Deweys Auffassung an den sozialen Zielen und Forderungen orientiert, sie steht in unmittelbarer Wechselwirkung zur gesellschaftlichen Wirklichkeit. Einer seiner bekanntesten Aussprüche "learning by doing" spiegelt dieses Verständnis wieder. Nach seiner Meinung bieten Aufgaben mit möglichst geringen künstlichen Anteilen die ideale Ausgangsposition für Bildung.
Für Kilpatrick ist die charakterbildende Leistung und damit verbundene Einführung in demokratisches Leben entscheidend.
Beide entwerfen ein Bild der Projektmethode, auf das sich auch heute noch viele Didaktiker stützen. Aber auch viele andere Reformpädagogen im In- und Ausland trugen zahlreiche Ideen zur Projektmethode bei. Eine weitergehende Untersuchung der Einflüsse der Reformpädagogen auf die Projektmethode würde diesen Rahmen sprengen. Aus diesem Grund sind nachfolgend nur einige wenige Reformpädagogen mit stichwortartigen Randbemerkungen zitiert, um einen Eindruck der zugrundeliegenden Ideen zu vermitteln:
Georg Kerschensteiner (*1854 -= 1932)
Er setzt sich maßgeblich für die Arbeitsschulbewegung und die Wiederangliederung der Bildung an das konkrete Leben ein.
Die Selbständigkeit und das Gemeinschaftsgefühl wird bei ihm besonders betont.
"Die Aufgabe des Schülers ist dann gelöst, wenn die Funktion erfüllt und das Material sachgerecht eingesetzt worden ist." Berühmtes Projekt: "Der Starenkasten."
Er stützt sich auf die Theorien Deweys.
Maria Montessori (*1870 -= 1952 )
Bekannt für: Selbständiges und selbsttätiges Lernen durch Einführung in die Methode des geistigen Arbeitens und in die sie ergänzenden didaktischen Materialien. Die Freiarbeit.
Janus Korczak (*22.07.1878 - = 1942)
Magna Charta Libertatis: "Das Recht des Schülers auf Achtung."
"Die Motivation eines Schülers muß aus ihm selbst entstammen."
"Kinderspiele und Spielzeug stellen nur ein Ersatz für die Realität dar."
Peter Petersen (*1884 - = 1952)
Übersetzte "The Project Method" von Kilpatrick ins Deutsche.
Projektarbeit bildet in seinem Schulplan von Jena ein tragendes Element.
Der Mensch gilt als Gemeinschaftswesen, das durch menschliches
Zusammenleben zu Humanität und Toleranz erzogen wird.
"Schule sollte Lebensraum sein, statt Unterrichtsanstalt."
Anton Semjonowitsch Makarenko (*1888 -= 1932)
"Das Kind muß dazu erzogen werden, Schwierigkeiten zu überwinden."
"Ein Lehrer muß verstehen, Unterricht lebendig zu gestalten."
Als durchgängige reformpädagogische Prinzipien können genannt werden:
Phasenkonzepte der Projektmethode
Im Laufe der Jahre wurden entsprechende Raster zur Durchführung von Projekten entwickelt. Auch wenn diese nicht als stringente Mustervorlagen für die Durchführung von Projekten gelten können, sollen nachfolgend einige der bekanntesten aufgeführt werden.
Die Konzeptionen von John Dewey und Karl Frey sind hierbei sicherlich die angesehensten.
Hans Aebli greift den Namen Projekt nur selten
auf. Statt dessen erläuterte er die Struktur eines Handlungsablaufes,
die Grundlage des handlungsorientierten Projektunterrichts sein sollte.
Daher wurde er in diese Übersicht als unverzichtbare Grundlage aufgenommen.
|
William. H. Kilpatrick 1918 (übersetzt 1935) |
|
an William H. Kilpatricks Aufsatz "The Project Method" von 1935 |
Herbert Gudjons 1986 |
|
einen Handlungsablauf erarbeiten |
| Stufe der
Zielfindung
(purposing) |
Arbeitsziel festsetzen | Projektinitiative | Für
den Erwerb von Erfahrungen geeignete problemhaltige Sachlage auswählen.
Merkmale hierfür:
|
Informieren,
Aufgaben-/Problemstellung übernehmen; Handlungsziel erkennen, klären und eingrenzen; Handlungsziel begründen |
Ausgangspunkt ist die konkrete Handlung, die es mit möglichst vielen Sinnen zu erfassen gilt und die an Erfahrung und Motivation der Lernenden anknüpft. |
| Planung
(planing) |
Arbeitsplan
entwerfen
Arbeitsmittel suchen, prüfen und ordnen |
Auseinandersetzung
mit der Projektinitiative
(Ergebnis = Projektskizze), danach möglicher Abschluß des Projektes. |
Gemeinsam
einen Plan zur Problemlösung entwickeln.
|
Planen,
Ausgangslage klären und beurteilen; Aufgabe / Problem analysieren; Informationen gewinnen (erkennen, sammeln, ordnen) und auswerten; Lösungsmöglichkeiten grob abschätzen. |
Klärung, Begründung und Rechtfertigung der Zielvorstellung |
| Ausführung
(Executing) |
Arbeitsschritte ausführen | Gemeinsame Entwicklung des Betätigungsgebietes u.U. auch mit indirekt Beteiligten (Ergebnis = Projektplan) danach möglicher Abschluß des Projektes | Sich mit
den Problemen handlungsorientiert auseinandersetzen
Merkmale hierfür:
|
Entscheiden,
Aufgaben / Probleme in Teilaufgaben / Teilprobleme aufgliedern; Arbeits-Problemlösungsplan entwickeln; Arbeits-/Lösungsschritte festlegen; Arbeits-/Lösungsmethoden auswählen/entwickeln; Arbeits-/Lösungsplan darlegen (evtl. protokollieren) |
Beurteilung der Ausgangslage |
| Auswertung
(judging) |
Arbeitsergebnisse beurteilen, sichern und einordnen | (Verstärkte)
Aktivitäten im Betätigungsgebiet/ Projektdurchführung (einzeln,
in Untergruppen,
in Gesamtgruppe) |
Die erarbeitete
Problemlösung an der Wirklichkeit überprüfen
Merkmale hierfür:
|
Ausführen
Arbeits-/Lösungsplan ausführen: gegebenenfalls Planung korrigieren |
Bestimmung
der einzelnen Lösungsschritte
|
| Beendigung
des Projektes
(1) durch bewußten Abschluß oder (2) durch Rückkopplung zur Projektinitiative oder (3) durch Auslaufenlassen |
Weiteres
Merkmal:
|
Kontrollieren,
Arbeitsergebnis kontrollieren und nach Kriterien bewerten; Arbeitsergebnis sprachlich erläutern, evtl. dokumentieren oder/und präsentieren |
Beurteilung des Plans | ||
| Im Verlauf des Projektes eingeschobene Fixpunkte und Metainteraktionen | Bewerten
Arbeits-/Problemlösungsplan, dessen Ausführung sowie das erzielte Ergebnis rückblickend analysieren und bewerten, gegebenenfalls Korrekturen oder Alternativen entwickeln; gewonnene Einsichten zu bisher Gelerntem in Beziehung setzen |
Handlungsergebnisse in Erfahrungen integrieren und gesellschaftlichen Nutzen reflektieren |
Dies entspricht Freys dritter terminologischer Festlegung von projektartigem Lernen: "Oft entspricht ihr Tun nicht voll der Projektmethode oder stützt sich nur auf zwei oder drei Komponenten. Dies ist projektartiges Lernen".
Auch Herbert Gudjons hält es nicht nur für bescheidener, sondern sachlich für konsequenter, wenn statt von "Projektunterricht" von projektorientiertem Unterricht gesprochen wird. Er trifft diese Differenzierung auf dem Hintergrund der ursprünglichen gesellschaftspolitischen Intention des Projektgedankens.
Dem Verfasser ist die Projektmethode seit mittlerweile 20 Jahren bekannt. Er konnte im Rahmen seiner außerschulischen Jugendarbeit und in der studentischen Selbstverwaltung Erfahrungen in vielfältiger Form als Teilnehmer, aber auch als Moderator / Leiter vieler Projektinitiativen sammeln. Bei diesen Projekten handelte es sich allerdings um Veranstaltungen, an denen die Teilnehmer in ihrer Freizeit - also ohne institutionellen Druck - teilgenommen haben. Daraus entwickelte sich die Erkenntnis, daß bei rein theoretisch konstruierten Handlungen und einem nicht umgesetzten (realisierten) Projekt, die Motivation und Aufgeschlossenheit zu neuen Projektinitiativen besonders gering ist. Diese Erfahrung bestätigte sich bislang auch im Unterricht mit anderen Lerngruppen.
Die nachweisliche Tendenz der Schüler der Tischlerunterstufen zum "handfesten" Lernen soll deswegen genutzt werden. Es sollte daher versuchtwerden, Realisierungsmöglichkeiten für die entwickelten Handlungsprodukte zu finden. Aus Sicht des Autors kann dies in erster Linie durch Kooperation mit den Partnern des Dualen Ausbildungssystems gelingen.
Ansatzpunkt kann hierfür die Grundintention der "Selbstverpflichtung des Westdeutschen Handwerkskammertages und des Ministeriums für Schule und Weiterbildung NRW in der Handreichung zur Kooperation von Berufsschulen, Ausbildungsbetrieben des Handwerkes und überbetrieblicher Ausbildungsstätten" sein.
Soweit zunächst ein theoretischer Ansatz zur Unterrichtsgestaltung
Ich bitte um gefällige Beachtung des Copyrights, da ich diesbezüglich bereits einmal rechtliche Konsequenzen in Erwägung ziehen mußte.
Also bitte zuerst mailto : nc-heckinhe3@netcologne.de
(Es wäre auch nett, wenn Ihr/Sie mir mitteilen könntet, wie ihr hier auf die Seite gekommen seid, da ich diese bislang nur meinen Referendaren und einigen Kollegen genannt habe interessiert mich das einfach)
Grundsätzlich erhebe ich
diesbezüglich keine Einwände, möchte aber im Vorfeld über
weitere Nutzungen informiert werden.
Besonders gilt dies für
komerzielle Verwendungen.
ã by Heinz-Georg Hecking
Aufgrund von vermehrten Anfragen aus ganz Deutschland
in den letzten Tagen (Warum bloß? Ich habe meine HP-Adresse doch
gar nicht veröffentlicht!) , habe ich mich entschlossen ein weiteres
Kapitel zu veröffentlichen. Dies ist jedoch nicht das Folgekapitel.
Im Folgekapitel wird die Klasse mit Ihren
Lernvorraussetzungen genauestens beschrieben. Da mir jedoch der Aufwand
im Sinne des Datenschutzes zu hoch ist diesen Teil zu anonymisieren, möchte
ich darauf verzichten.
Dennoch sollte darauf hingewiesen werden,
daß eine entsprechende Bedingungsanalyse der Lerngruppe Grundvoraussetzung
- wenn nicht gar das Wichtigste überhaupt- für ein weiteres Vorgehen
ist.
Erfahrungen aus meiner Lehrtätigkeit
zeigen immer wieder das eine ordentliche Bedingungungsanalyse das A&O
der Arbeit mit Menschen ist.
Nach einem ersten projektorientierten Arbeitsversuch zeigte
sich in der Versuchsklasse eine erstaunliche Begeisterung für den
von der Lehrperson eingebrachten Handlungsgegenstand - die 80 cm lange
und 50 cm hohe Spielzeuglokomotive. Daraufhin wurden durch persönliche
Gespräche mit Schülern, Eltern und Betrieben nach Gründen
für diese Begeisterung gesucht.
Es stellte sich heraus, daß einerseits das Medium Spielzeuglokomotive
diese Begeisterung auslöste, die den direkten Praxisbezug der Thematik
sichtbar und greifbar machte. Außerdem konnte eine große Affinität
der Schüler zu Kindern und Spielzeug festgestellt werden. Mehrere
Schüler waren privat z.B. als Babysitter oder Nachhilfelehrer für
Grundschüler tätig. Weiterhin liegt besonders für die jüngeren
Schüler die Zeit des eigenen Spieltriebes noch nicht in all zu ferner
Vergangenheit. Einige Schüler hatten allerdings ein gespaltenes Verhältnis
zu Kindern, weil sie sich einerseits durch eigene kleinere Geschwister
belästigt fühlten, andererseits kleine Kinder „süß“
fanden.
Da gerade Kinderspielzeug in der Tischlerausbildung häufig zu
Übungszwecken herangezogen wird (z.B. in Zwischenprüfungen) und
die Lehrpersonen ebenfalls an diesen Handlungsprodukten interessiert waren,
wurde dies im Einvernehmen mit den Fachlehrern zum Gegenstand der Unterrichtsreihe
vorgeschlagen. Ihre Popularität verdanken die in aller Regel kleinen,
überschaubaren Produkte der Tatsache, daß sich an ihnen grundsätzlich
alle fachbezogenen Fragestellungen behandeln lassen. Außerdem hält
sich die Herstellung im finanziell überschaubaren Rahmen. Auch das
Prinzip der vollständigen Handlung wird mit der Themenwahl durch den
Beginn der Entwicklung bis hin zur eventuellen Produktion des Spielzeuges
möglich.
Obwohl das Thema von der Lehrperson eingebracht wird, läßt
es die offene Lernsituation zu, weil die Schüler sich aus dem vielfältigen
Gebiet der Spielzeuge ihre Handlungsgegenstände weiterhin frei auswählen
können. Diese günstigen Sachverhalte fanden Berücksichtigung
bei der Auswahl des Themas.
Eine Entwicklung im Sinne einer Neuschöpfung kann jedoch von
der Klasse nicht erwartet werden, besonders wenn berücksichtigt wird,
daß derzeit zwischen 35000 und 40000 verschiedene Spielzeuge
allein auf dem Deutschen Markt zu erhalten sind. Thematisch wird deshalb
unter Entwicklung die Rückführung vom fertigen Endprodukt Kinderspielzeug
auf den Herstellungsprozess mit den Stufen der Idee, Planung und Ausführung
verstanden . Im Einzelnen gehören hierzu die Zwischenprodukte der
Entwurfsskizze, eine Liste der Materialkosten und Werkzeuge sowie eine
produktionsreife Zeichnung in Dreitafelprojektion. Dadurch kann dann die
erwünschte Verbindung zwischen geistiger und handwerklicher Fähigkeit
im fächerübergreifenden Unterricht von den Schülern hergestellt
werden. Dies soll unter Einbeziehung aller Sinne geschehen und die Steigerung
der Handlungsfähigkeit, insbesondere aber die Planungs- und Kooperationsfähigkeit
der Schüler fördern. Erreicht werden soll dies durch ganzheitliches,
stärker selbstorganisiertes, erfahrungsorientiertes, aber auch exemplarisches
Lernen.
Trotz der oben genannten ersten Hinführung zum projektorientierten
Arbeiten wird diese Vorgehensweise für die Versuchsklasse ein ungewohntes,
neues Übungsfeld eröffnen.
Hier können sie erstmalig in ihrem Schulleben Erfahrungen in dieser
Dimension zur Koordinierung ihrer Handlungspläne sammeln.
Damit die Schüler dennoch Orientierungspunkte haben und eine
Umsetzung in einer Zwischenprüfung nicht ausgeschlossen ist, werden
ihnen als Vorgabe einige Rahmenvorstellungen an die Hand gegeben.
· Der Gesamtaufwand soll 12 Unterrichtsstunden nicht überschreiten.
· Die eigentliche Anfertigungszeit ihres Produktes soll nicht
länger als vier Stunden dauern .
· Es sollten in diesem Produkt fachmännische Holzverbindungen
eingesetzt werden.
· Der Materialaufwand soll 25 DM nicht übersteigen.
· Nach jeder Stunde werden die Ziele, Tätigkeiten und
Probleme mit Lösungswegen in den ausgegebenen Kurzberichten dokumentiert
(vgl. Anlage 13 a-c).
· Zum Abgabetermin (eine Woche vor Osterferienbeginn) soll
ein veröffentlichungsfähiges Ergebnis der Unterrichtsarbeit vorliegen
.
Unter den geschilderten Voraussetzungen, der Klassensituation,
des Themeninteresses und der schulischen Situation, ist die Wahl der simulativen
Lernorganisation konsequent.
In der Folge können nun vergangene Unterrichtsinhalte integrativ
wiederholt, aber vor allem auch neue Inhalte und Handlungserfahrungen praxisrelevant
eingeübt werden. Dies kann durch die Selbstorganisation und mit hoher
Selbstverantwortung der Schüler geschehen. Die Schüler können
durch direkte argumentative Auseinandersetzungen in den Projektgruppen
ihr Beziehungsgefüge überdenken und damit ihre Sozialkompetenz
schulen.
In vorausgegangenen Unterrichtseinheiten zeigte sich mehrfach, daß
sich bei den Schülern ein wesentlich höherer Lernerfolg einstellte,
sobald die Praxisrelevanz und die entsprechende Anschaulichkeit hergestellt
war . Deshalb wurde konsequenterweise die Einbindung externer Fachleute
in die Vorplanung einbezogen. Dadurch ergab sich zugleich die Perspektive,
anhand einiger kooperativer Elemente den Schülern auch vorbildhaft
eine Zusammenarbeit und gemeinsame Zielsetzung der schulischen und betrieblichen
Seite demonstrieren zu können.
Auf diese Weise versprach das projektorientierte Arbeiten eine:
· Steigerung des Lerninteresses und auch der Eigeninitiative
der Schüler (berufliche Handlungskompetenz) durch das produktorientierte
Arbeiten (Produktorientierung).
· Steigerung der Sozialkompetenz der Schüler durch die
kooperativen Elemente z.B. durch Umgang mit Kindern, Kindergärtnerinnen,
Meistern und in ihren „gemischten“ Gruppen.
· Steigerung der Fachkompetenz durch die Notwendigkeit fächerübergreifend
denken zu müssen.
Diese Methodenwahl wurde auch vorgenommen, da sie von der Konzeption
und den lerntheoretischen Grundlagen dem Grundverständnis des Verfassers
von einer handwerklichen Ausbildung entgegen kam. Auch aufgrund der eigenen
praktisch theoretischen Ausbildung wird in der projektorientierten Arbeit
durch die nötige Kooperation und Abstimmung eine große Chance
für die manchmal unbeabsichtigte Zwei- (Drei-) teilung des Dualen
Ausbildungssysthems gesehen. (Gemeint sind die Institutionen:
Schule, überbetriebliche Ausbildungsstätten und Betriebe)
Aus oben genannten Gründen soll in dieser Arbeit versucht
werden, die kooperativen Elemente sinnvoll in den Rahmen des projektorientierten
Lernens einzufügen.
Nach der Vorplanung durch die Lehrperson könnten grundsätzlich
folgende schulexternen Institutionen für eine Kooperation zur Verfügung
stehen:
1) Stadtjugendamt,
2) vier Kindergärten der verschiedensten Konfession und pädagogischen
Ausrichtung,
3) die sozialpädagogischen Schulen für Erzieherinnen ,
4) eine örtliche Berufsbildungsstätte,
5) der örtliche Prüfungsausschuß für das Tischlerhandwerk,
6) die Lehrherren,
7) die überbetriebliche Ausbildungsstätte.
Schulintern werden Kooperationsmöglichkeiten innerhalb der
Fachlehrer gesucht (vgl. Anlage 2) und der Werkstattlehrer der Schule einbezogen.
Auch die Parallelklasse und Mittelstufe können involviert werden.
Die Zielsetzung der Unterrichtsreihe im kognitiven Bereich soll
als erreicht gelten, wenn die Schüler ihre Vorhaben durch die sachgerecht
durchdachte Zeichnung in Dreitafelprojektion inklusiver Zinkeneinteilung
mit dazugehörigen Werkzeug- und Materiallisten erstellt haben. Außerdem
muß in Ansätzen als Transferleistung erkennbar sein, daß
die Schüler in der Lage sind, ihre Produktionsvorbereitungen für
weitere Vorhaben zu verallgemeinern.
Da diese kognitiven Zielvorhaben nur durch ein entsprechendes affektives
Verhalten erreichbar sind, soll sowohl die kreative, selbständige
Arbeitsweise der Gruppen wie auch die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit
den Fachleuten Zeichen für die gewünschte kooperative Einstellung
der Schüler sein. Dabei soll die Selbständigkeit, Eigeninitiative
der Schüler und das Ausmaß der benötigten Lehrerhilfe beobachtet
werden. Die Kreativität kann unter anderem am Einfallsreichtum der
Handlungsprodukte und deren Präsentation festgestellt werden.
Mit besonderer Spannung wird erwartet, inwieweit die Schüler
nach dieser Unterrichtsreihe eigene Lerndefizite entdecken konnten und
aufgrund dessen Forderungen nach weiteren Informationen zu bestimmten Themen
vorbringen.
Fortsetzung folgt vielleicht bei entsprechender
Nachfrage
und entsprechend meinem Zeitkontingent.
Ich bitte auch hier um gefällige Beachtung des Copyrights, da ich diesbezüglich bereits einmal rechtliche Konsequenzen in Erwägung ziehen mußte.
Also bitte zuerst mailto : nc-heckinhe3@netcologne.de
Grundsätzlich erhebe ich
diesbezüglich keine Einwände, möchte aber im Vorfeld über
weitere Nutzungen informiert werden.
Besonders gilt dies für
komerzielle Verwendungen.
ã
by Heinz-Georg Hecking