Billard in Bergisch Gladbach
Ein Sport mit Tradition

 

Bereits in den 20er Jahren entwickelte sich in Bergisch Gladbach aus dem Unterhaltungsspiel am grünen Tisch der Billard-Sport. Maßgeblichen Anteil daran hatte Peter Klever,  der mit großem Können und mit Begeisterungsföhigkeit starke Spieler im väterlichen Hotel um sich scharte und ihnen sein Wissen weitergab. Seit seiner ersten Deutchen Meisterschaft im Jahre 1937 stehen regelmäßig Gladbacher Billard-Spieler in den Bestenlisten, von Edgar Klever über Matthias Metzemacher, Helmut Grosser bis zu Jürgen Keul. Junge Talente wachsen heran und versprechen auch für die Zukunft die Fortführung dieser erfolgreichen Tradition. Mit der Einweihung seines neuen Clubheims ist ein entscheidender Schritt zur langfristigen Sicherung dieser Spielstärke getan.

Schon in den 20er Jahren war das Billardspiel in Bergisch Gladbach sehr beliebt. Sowohl die Jugend als auch die „älteren Herren“ fanden in rund einem Dutzend Gaststätten Gelegenheit zum Spiel.
So unter anderem in den Lokalen „Sporthotel Klever", „Gladbacher Hof" (Karl Wielpütz), „Alt Heidelberg" (Joh. Büchner), bei Theodor Greis und Willi Schmidt in der Hauptstraße, bei Heines in Strundorf,  Kierspel in Heidkamp sowie in Odenthal und Hebborn.
Peter Klever, damals schon ohne ernsthaften Gegner in Gladbach, spielte auch oft in Köln mit den Meistern Max Bergmann und Oskar Förster und sah bei diesen Könnern, wie das Billard als „richtiger Sport" betrieben wurde.


Gesellige Billardrunde in den 20er Jahren - vorne
in der Mitte Erich Henselmann, rechts davon Peter Klever.

Diese Spieler beherrschten bereits die „Treibserie", kurz „Amerika" genannt,  und die fürs Cadre-Spiel wichtige „Strichserie". Durch den Einfluß von Peter Klever entwickelte sich bald darauf auch in Bergich Gladbach aus dem reinen Unterhaltungsspiel der bis heute so erfolgreiche Billard-Sport.
Die stärksten Spieler aus den  genannten Lokalen trafen sich immer  häufiger „beim Klever" und profitierten von seinem Können, das er bereitwillig  -  und offenbar mit pädagogischem Geschick  -  an sie weitergab. Die Leistungsstärke der einzelnen Spieler wuchs beträchtlich, und die natürliche Folge war, daß man dieser „sportlichen Interessengemeinschaft" einen festen Rahmen schuf: damit war der „Bergisch Gladbacher Billard-Club" gegründet.
Alle Erfolge im Gladbacher Billard-Sport waren fortan mit einem Namen verbunden: Peter Klever. Er sicherte sich schon in den 30er Jahren die Gaumeisterschaft in der freien Partie, wurde wiederholt in die Kölner und die Mittelrhein-Auswahl berufen und qualifizierte sich für über ein Dutzend Deutscher Meisterschaften in den verschiedenen Disziplinen.
1937 schließlich holte er sich in Koblenz ungeschlagen die Deutsche Meisterschaft in der 2. Klasse der Freien Partie und wurde damit über die Grenzen seiner Heimatstadt hinaus bekannt. Diese Einzelleistung sorgte  im Bergisch Gladbacher Billard-Sport für einen weiteren Aufschwung.
 


Edger un Peter Klever beim "Einstoßen"
  vor der Landesmeisterschaft in der Freien

Partie 1959/60 im Hotel Adler in Bonn Beuel.

Durch den Ausbruch des Krieges wurde natürlich auch das Sportgeschehen in Bergisch Gladbach stark beeinträchtigt. Aber bereits 1945 sorgt Adolf Feldmann, in der Folgezeit lange Jahre ein engagierter Vorsitzender des Clubs, für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebes. Unter seiner Leitung kam es zu vielen nennenswerten Erfolgen. Gladbach wurde zu einer Billard-Hochburg im Landesverband, und der Verein erwarb sich über die Grenzen des Landes hinaus seinen bis heute erhaltenen guten Ruf.


Matthias Metzemacher gestrorben 1995

1957 war es wieder soweit: Matthias Metzemacher wurde Bundesmeister in der 2. Klasse Cadre 35/2. Es folgte  1960 die Doppelmeisterschaft in der Freien Partie und im Cadre 35/2,  diesmal in der 1. Klasse. Nach seinem Wechsel an das große Brett wurde er  schließlich 1965 Sieger in der Sonderklasse Freie Partie und vertrat die Gladbacher Farben bei der Europameisterschaft in Barcelona.
Mittlerweile war Edgar Klever in die Fußstapfen seines Vaters getreten: bereits 1958 qualifizierte er sich mit 18 Jahren für die Bundes-Jugendmeisterschaft in Berlin, wurde ein Jahr später Dritter bei der Junioren-Meisterschaft und erzielte 1960 vor heimischer Kulisse als jüngster Teilnehmer bei der Bundesmeisterschaft einen hervorragenden Generaldurchschnitt von 55,14. Nur ein Jahr später holte er sich die Bundesmeisterschaft der 1. Klasse Freie Partie.
Helmut Grosser, seit langen Jahren als Trainer und Jugendbetreuer ein Glücksfall für den Verein, fehlte lange Zeit das Quentchen Glück, um bei einer großen Einzelmeisterschaft ganz oben zu stehen. Neben einem Dritten Platz stand auf seinem Erfolgskonto die Vizemeisterschaft in der Freien Partie, errungen 1988 in Hamburg. 1998 gelang ihm der erste Einzeltitel: im Cadre 38/2 wurde er Deutscher Meister bei den Senioren.

   

Helmut Grosser               Jürgen Keul

Mehr Erfolg hatte in den letzten Jahren Jürgen Keul: 1980 und 1990 wurde er Bundesmeister in der Freien Partie; 1993 holte er den Titel im Cadre 35/2, dem er 1994 die Meisterschaft im Cadre 52/2 folgen ließ.  Dazu sammelte er diverse hervorragende Plazierungen, mittlerweile auch bei Deutschen Meisterschaften am großen Billard, für die er sich in den vergangenen Jahren qualifizieren konnte.
Diese Erfolge der Spitzenspieler motivierten  natürlich auch die anderen  Clubmitglieder. Bald war  eine spielstarke 1. Mannschaft  vorhanden, die 1960 in der Besetzung Matthias Metzemacher, Peter und Edgar Klever, Franz Steven sowie Herbert  Grimminger in Münster mit  einem zweiten Platz bei der Bundesmannschaftsmeisterschaft im Cadre 35/2 erstmals auf sich aufmerksam machte. Nach weiteren „Medaillenrängen" folgte 1968 der erste große Sieg mit der Erringung der Bundesmeisterschaft in der Freien Partie. Es spielten Matthias Metzemacher, Edgar Klever, Herbert Hoef-Emden und Helmut Grosser. Nach gleichmäßig guten Leistungen folgte 1984 erneute ein Meistertitel in der Besetzung Jürgen Keul, Helmut Grosser, Herbert Hoef-Emden und Edgar Klever.
Seine führende Stellung im Landesverband Mittelrhein unterstrich der Bergisch Gladbacher Billard-Club  in all den Jahren darüberhinaus durch eine wahre Flut von Kreis- und Landesmeisterschaften. Daß diese hier nicht aufgezählt werden, soll keinesfalls die Erfolge der beteiligten Spieler schmälern, allein es würde den Rahmen eines solchen Überblicks sprengen.
Daß diese Bilanz solch kontinuierliche Form aufweist, war allerdings nicht immer sichergestellt. Als Peter Klever seinerzeit das Sporthotel aus Altersgründen verpachtete, mußten die Billard-Spieler nach kurzer Zeit mit ihren Tischen nach Hoffnungstal umziehen  -  es ist halt nicht so einfach, einen Raum zu finden, der genügend Platz bietet.
Dann konnte in Gladbach doch wieder gespielt werden, der Club aber spaltete sich, da ein Teil der Mitglieder sich mittlerweile in Hoffnungstal  heimisch fühlte. Darüberhinaus stritt man sich um das Recht, wer den Traditionsreichen Namen „erben" sollte. Nun, so etwas „kommt in den besten Familien vor". Über die Jahre legte man den Streit zu den Akten, lebte aber weiter getrennt, auch als die „Hoffnungstaler Fraktion" 1979 nach Moitzfeld übersiedelte.Schließlich kam es dann 1988 doch zur Wiedervereinigung. Mit ausschlaggebend dafür war das Bestreben, in eigenen Räumlichkeiten ein Billard-Leistungszentrum aufzubauen. Damit würde endlich das  Handicap beseitigt,  das die Nachwuchsarbeit entscheidend erschwert: Nach wie vor haftet dem Billard-Sport das Vorurteil an, ein Kneipenvergnügen zu sein. Deshalb ist es nur natürlich, daß Eltern zunächst Hemmungen haben, ihre Kinder zu einem Sport zu schicken, der im Hinterzimmer einer Wirtschaft betrieben wird. Zudem sind die Spielmöglichkeiten meist auf die Abendstunden beschränkt.
In eigenen Räumen könnte dagegen „rund um die Uhr" unter der Aufsicht erfahrener Senioren trainiert werden. Und mit einer entsprechenden Ausstattung  könnte darüberhinaus  auch vermieden werden,  daß zur Spitze strebende Talente abwandern: Guido Bellman, Manfred Roder, Niki Persidis und Stefan Henze sind vier solcher Spieler,  die beim BGBC „groß wurden", dann aber  -  leider unter fremden Fahnen  -  bereits in der 2. Bundesliga spielten, da in Gladbach bis vor kurzem nur auf „kleinen Tischen" gespielt werden konnte.
Mit der Einweihung des neuen Clubheims am 17. März 1996 im ehemaligen Fahrradkeller der Integrierten Gesamtschule Paffrath waren dann aber endlich die Voraussetzungen geschaffen, durch gezielte und erfolgreiche Nachwuchsarbeit auch in Zukunft nahtlos an die Erfolge der Vergangenheit  anzuknüpfen.