Geschichte des Güterverkehrs bei der Kölner Straßenbahn

Mit Ausbruch des ersten Weltkriegs fielen der Straßenbahn neben der Personenbeförderung auch Aufgaben zur Versorgung von Militär und Bevölkerung zu. Um die in der Stadt befindlichen Forts mit kriegswichtigen Gütern zu Versorgen wurden an vielen Stellen des Netzes Gleisanschlüsse gebaut.
Im weiteren Verlauf des Krieges wurde zusätzlich, auf Anordnung der Militärverwaltung die Bevölkerung mit Gemüse und vor allem Kohlen versorgt. Hierzu wurden verschiedene Fahrzeuge für den Gütertransport angeschafft. Welche Ausmaße der Güterverkehr in der zweiten Kriegshälfte erreichte belegt folgende Zahl, im Jahr 1917 wurden durch die Straßenbahn 190.000 t Kohle befördert.
Da am Ende des Krieges die britische Militärverwaltung den Wert dieser Transportmöglichkeit schnell erkannte, wurde der Güterverkehr nicht eingestellt sondern weiter ausgebaut. Hierzu wurden weitere Fahrzeuge beschafft. Bald stellte sich jedoch heraus, dass die Beförderung der Güterzüge durch die schwach motorisierten Triebwagen zu Problemen im Betrieb führte. Weshalb für die Beförderung der Güterzüge im Jahr 1921 15 Einheiten beschafft wurden. Zu dieser Lieferung gehört auch die im Museum ausgestellte Lok 6108. Drei Fahrzeuge dieser Serie waren mit Zug- und Stoßeinrichtung für Eisenbahnwagen der Staatsbahn ausgestattet. Diesen kam eine besondere Bedeutung im Verkehr mit der Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn zu. Im Jahr 1925 wurden noch einmal 4 Lokomotiven mit Zug- und Stoßeinrichtungen für Eisenbahnwagen beschafft. Zu dieser Serie gehört die zweite im Museum gezeigte Lok 6113.
Mit dem Abzug der Besatzungstruppen im Januar 1926 und der Normalisierung der Lage störte der Güterverkehr den Personenverkehr empfindlich, so das fast alle Gleisanschlüsse aufgegeben wurden und der Güterverkehr eingestellt wurde. Die vorhandenen Fahrzeuge wurden zum großen Teil für innerbetriebliche Zwecke weitergenutzt.
Die genauen Einsatzbereiche der Lokomotiven lassen sich nicht mehr komplett restaurieren jedoch ist durch Fotos belegt, dass die Lokomotiven als Zugmaschinen für Züge die Schutt, Baumaterialien und Schienen transportierten eingesetzt wurden. Auch die am Weg des Karnevalszugs als Tribünen eingesetzten Loren wurden durch die Loks befördert. Zusätzlich diente die Lok 6113, bis in die sechziger Jahre, auf dem Bauhof West als Vorschublokomotive für Eisenbahnwagen.

Die Loks werden in Kürze als HO-Modelle von der Firma Spieth als Bausätze angeboten.

Lok 6108 im Straßenbahnmuseum Thielenbruch
Lok 6113 im Straßenbahnmuseum Thielenbruch
Lok 6108
Wagen-Nr.: 2032 (ab 1921), 3108 (ab 1948), 6108 (seit 1957)
Baujahr: 1921
Hersteller: van der Zypen & Charlier
Gewicht: 10.000 kg
Länge: 5.740 mm
Breite: 2.100 mm
Höhe: 3.050 mm
Leistung: 2 x 50 kW
Spannung: 750 V
Achsstand: 2.000 mm