2. Beschreibung des Schlosses

Das Schloß bildet einen rechteckigen Hof, der von vier aus Ziegeln aufgeführten Gebäuden umgeben war. Wir wollen sie der leichteren Unterscheidung wegen den Wipper-, Turm-, Kirchen- und Torflügel nennen.

Im Stettiner Staatsarchiv befindet sich ein "Inventarienverzeichnis des fürstlichen Witthumbs Rügenwalde de anno 1648", das uns Zustand und Einrichtung des Schlosses in damaliger Zeit genau schildert und deshalb der Beschreibung zugrunde gelegt ist.

1. Der Kirchenflügel.

"Die fürstliche Hofkirche welche von unserem hochseligen Herren Bogislaff XIV. et ultimo zu bauen angefangen. Der Flur von eitel Quadersteinen. Der Boden ist getäfelt und mit Maalwerk geziert. Der Predigtstuhl ist zwar fertig gewesen, aber nicht an seine Stelle gesetzt. Außerdem ist alles so fertig gewesen, daß nichts gefehlt habe, nur die Taufe hat gefehlt, weil sie bei dem Maler verbrannt ist."

Es sind noch einige 21x21 cm große und 7 cm dicke gebrannte Tonplatten vorhanden. Der Saal hatte 5 achtteilige Sterngewölbe, deren Anfänge sich noch an mehreren Stellen zeigen. Auf der Außenseite waren anscheinend keine Öffnungen, dagegen zeigt die Hofseite "in reich gegliederten spitzbogigen Nischen eine folge von Fenstern und Türanlagen". Aus dem schönen, vollroten Mauerwerk schließt Schmid auf eine Bauzeit im 14. Jahrhundert, die oberen Geschosse wären dann um 1570-80 aufgesetzt.

Über die innere Ausstattung der Kirche schreibt Brüggemann: "Der Altar in dieser Kirche ist mit seinen Säulen von schwarzem Ebenholz erbaut, inwendig oben mit echten silbernen Platten von getriebener Arbeit und verschiedener Größe geziert. Die oben in der Spitze in der Länge und Breite eines halben Bogens angebrachte stellt David mit der Harfe vor. Die in der Mitte mit den heil. 3 Königen ist 1. mit einem silbernen aufwärts gehenden Rande, wobey einige ausgetriebene Bilder und 6 güldene Cherubim sind, 2. mit 12 Tafeln in der Größe eines Quartblattes umgeben, auf welchen die Geschichte Jesu von der Einsetzung des Abendmahles an bis zu seiner Auferstehung abgebildet ist. Unten ist wieder in der Mitte eine Tafel mit der Vorstellung der Taufe Christi, die von 12 kleineren umgeben ist, auf welchen die 12 Apostel in getriebenem Silber vorkommen. Der Künstler Johann Körver aus Braunschweig soll dies Werk in Stettin nach den ihm vom Herzog Philipp II. vorgelegten Kupferstichen verfertigt haben und 1607 über der Arbeit verstorben sein. Die Kanzel fällt sowohl wegen ihrer sauberen Bildhauerarbeit als auch der Malerey und reichen Vergoldung gut in die Augen. Der Stuhl oder das sogenannte Chor der ehemaligen fürstlichen Hofbeamten ist mit gewürkten Tapeten beschlagen und die Wände sind mit einigen schönen Gemälden behangen, unter welchen die von Lukas Cranach verfertigten Gemälde die vorzüglichsten sind. Die Decke ist schön auf Leinwand gemalt und der Fußboden mit viereckigen weißen und braunen in Form eines Brettspiels gelegten Quadersteinen bedecket."

5. Beschreibung des Altars, in der Kunstgeschichte unter dem Namen "Rügenwalder Silberaltar" bekannt, enthält eine Fülle von Unrichtigkeiten. Wer sich für dies Meisterwerk mittelalterlicher Silberschmiedekunst interessiert, sei auf folgende Veröffentlichungen verwiesen :

1. Dr. F. Kugler, Pommersche Kunstgeschichte, Stettin 1840, veröffentlicht in den baltischen Studien, 8. Jahrgang, die erste ausführliche Beschreibung.

2. Julius Lessing, Jahrbuch der Königl. Preußischen Kunstsammlungen, Jahrgang 1883 Heft 1, leider ohne bildliche Darstellungen.

3. Julins Lessing "Der Silberaltar in Rügenwalde" in "Beiträge zur Geschichte der Altertumskunde Pommerens" Stettin 1898, bringt auf 6 Seiten eine gedrängte Beschreibung und Würdigung mit der Abbildung einer Platte "David mit der Harfe".

4. Prof. Dr.. H. Lemcke, "Der Rügenwalder Silberaltar", veröffentl. in "Baltische Studien" Neue Folge, Band XXIII, beschreibt den Altar auf 11 Seiten ausführlich, nachdem er ihn im Sommer vorher genau untersucht hatte. Dem Texte sind 22 Tafeln mit Reproduktionen beigefügt, die bis ins kleinste Detail hinein alle Schönheiten des Altars zeigen, soweit das bei seinem damaligen Zustande möglich war. Für das Studium des Altars ist diese Arbeit unentbehrlich. Auf Veranlassung des Prov.-Konservators wurde der Altar im September 1920 durch den Bildhauer Ehlert-Stettin restauriert, wobei sich im rechten Sockel unten eine Urkunde fand, die über den Künstler Auskunft gab, der einst den Barockrahmen anfertigte, und dessen Zeichen die untere Schwelle des Rahmens zeigt E. H. F. = Elias Hepp hat gemacht (1636). Das gab Lemcke Veranlassung, im folgenden Jahre eine Ergänzung seiner Arbeit erscheinen zu lassen.

5. Nachträge zum Rügenwalder Silberaltar (Baltische Studien 1922).

Somit scheinen denn alle Rätsel des Silberaltars gelöst zu fein. Durch Kab.-Ordre vom 5.3.1806 kam der Altar an die St. Marienkirchen-Gemeinde, wo er frei auf dem kleinen Altar zwischen Mittelschiff und Chorraum stand. 1853 wurde er in den Hochaltar eingefügt und 1897 erhielt er feinen jetzigen Platz. Der Schloßkirche entstammt auch das kleine Jesusgemälde im Giebelaufsatz des Hochaltars.

Über die beiden, im vorigen Jahr ebenfalls renovierten Cranachbilder sei folgendes gesagt: Die großen deutschen Portraitmaler des 16. Jahrhunderts, Dürer, Holbein und Amberger haben niemals Luther gesehen. Wie viel wir daran verloren haben, kann man beurteilen, wenn man die Melanchthonbilder Cranachs neben den Kupferstich Dürers und die Rotstiftzeichnung Holbeins hält. Auf den Cranachschen Bildern sieht er so hungrig, elend und armsünderhaft aus, daß einem das Herz im Leibe dabei wehtut Bei Dürer und Holbein wird einem sofort klar, dass der praeceptor Germaniae ein außerordentlich kluger und geistreicher Mann war. Dabei stammen die Rügenwalder Bilder wahrscheinlich nicht einmal von Lukas Cranach dem Älteren (1472-1559), worauf schon Kugler hinweist, S. 225. Dieser Cranach hatte eine leichte Hand, eine unersättliche Arbeitsgier‘ eine selten technische Meisterschaft und Farbenkunst, eine früherworbene hohe und sichere Lebensstellung und ein langes Leben. Aber durch Mangel an Selbstzucht und künstlerischem Gewissen hat er nicht die Aufgaben erfüllt, für die er bestimmt war. Er wurde zwar zum "deutschesten der Maler", weil er feine Gestalten bieder, treuherzig und fromm malte, hat aber niemals "eigene Gedanken und inwendige Gesichte" gemalt. Seine Werkstatt glich einer Fabrik, in der er 2 Söhne, Hans und Lukas, und zahlreiche Gehilfen beschäftigte. Von den unzähligen Lutherbildern, die Cranachs Monogramm, die geflügelte Schlange, zeigen, sind bis heute nur 3 Bilder in Oel und 2 Kupferstiche als unzweifelhaft echte Cranachs erwiesen. Der klassische Typus des Lutherbildes, den auch das Rügenwalder zeigt, ist von Lukas Cranach dem Jüngeren 9 Jahre nach Luthers Tode geschaffen worden. Der alte Cranach war immerhin noch der tüchtigste von den wenigen Künstlern, die Luther zu Gesicht bekommen. Sein Sohn konnte sehr viel weniger. Man kann feststellen, daß nicht eines der echten Portraits aus der Hand des Aelteren ganz zu der Beschreibung von Luthers Gestalt und Antlitz paßt. Diese Falkenaugen, Löwenaugen, Basiliskenaugen, "die da blinzeln und zwinkerln wie ein Stern, also, daß sie nicht wohl können angesehen werden", und die höchst charakteristische und imposant wirkende, reckenhafte Haltung, die fehlen auf sämtlichen Bildern des alten Cranach. Wir müssen zugeben, daß sich unter den Bildern Cranachs nicht ein einziges wirklich gutes und ganz ähnliches Portrait befindet, daß wir also nicht mehr genau wissen, wie Luther ausgesehen hat. (Weiteres darüber in dem sehr lesenswerten Buche: Luther im Lichte der neueren Forschung von Heinrich Boehmer, 3. Auflage bei Teubner.)

Das fiel schon Kugler bei Betrachtung der beiden Bilder auf. Er urteilt darüber: "Das Portrait Luthers mit dem bekannten Cranachschen Monogramm, der Schlange versehen, ist ein gutes Bild, nicht ohne feines Gefühl in den Gesichtsformen, doch halte ich es für eine Arbeit des jüngeren Cranach. Das Portrait Melanchthons, ohne die Schlange, aber mit der Jahreszahl 1557, ist weder von dem einen noch von dem anderen Cranach gemalt; es ist härter in der Behandlung, gleichwohl nicht ganz ohne Wert."

1806 wurden diese beiden Bilder auf das Rathaus gebracht, von wo sie in feierlichem Aufzuge am Reformationsfeste 31.10.1817 in die Marienkirche übergeführt und bei der Kanzel aufgehängt wurden. Seit 1897 befinden sie sich an der rechten Seite des Chorraumes.

Die Kanzel, ein Prachtstück mittelalterlicher Holzschneidekunst, befindet sich seit 1806 in der Gertrudkirche. Wir kennen nicht den Künstler, der sie geschaffen, auch sonst gibt sie dem Forscher noch viele Rätsel auf. Damit ist die Liste der noch erhaltenen Ausstattungsstücke aus der Elisabeth-Schloßkirche erschöpft, wenn wir noch der Flügel des Silberaltars gedenken, die in der Marienbibliothek aufbewahrt werden. Heute ist die Kirche zweigeschoßig als Speicher ausgebaut, unter ihr befindet sich ein Keller mit Tonnengewölbe.

"Neben der Schloßkirche ist die Silberkammer mit einer Luft von 4 Fenstern, eisernen Gittern, 2 Thüren, 1 Spind und Kachelofen. Über der Silberkammer ist die Angstkammer."

Die Silberkammer ist südlich der Kirche, der Zugang zur Folterkammer heute von der Durchfahrt aus.

"Oben der Schloßkirche ist der fürstliche Bröte Sahl. Darauf sind bei der Übergabe gefunden 3 rote und ein grüner Tisch, 2 lauge Tafeln, alle Banken, runtumbher 14 Hirschköpfe mit Geweihen, 2 fertige Kachelöfen, der eine weiß, der andere grün, 11 Fensterlufte, in jeder Luft 6 Fenster, 2 fertige Türen mit Hängen und Schlössern, sowie der Trompeter- und Musikantengang. Hinter dem großen Sahl ein Vorgemach mit 2 Kammern, darinnen 1 Luft von 6 Fenstern. Item die Musikanten Kammer, dafür 4 große Fenster in den großen Saal gehende."

Dieses Geschoß gibt manche Rätsel auf. Der Name "Brötesaal" ist bisher ungedeutet, das Vorgemach nicht mehr vorhanden, nur der zugemauerte Zugang. Erklärt ist auch nicht die eigentümliche Nischenarchitektur des Saales. "Zwischen dem Saal und dem Vorderzimmer sowie dem Musikantenzimmer ist danach noch ein Gang gewesen, der sich nach dem Saale in 4 großen Bogenstellungen geöffnet hat." (Wrede.) Wahrscheinlich ist die dem Musikantengang gegenüber im Brötesaal angeordnete doppelte Bogenstellung ein Herrensitz gewesen.

"Oben dem größeren Sahl ist von der Stockwerks das grüne Logiament, 2 Fensterluften, jede zu 6 Fenstern, 1 Kachelofen, 1 Kammin (welcher aber erst eben verfertigt ist), 2 fertige Thüren mit Hangen und Schlossern. Hierbei eine Kammer mit zwei großen Bettstanden, 4 Fensterlufte jede zu 6 Fenstern. Noch eine Kammer zur Ohrtstube gehörig mit 2 Bettstanden, 4 Fensterlufte mit je 6 Fenstern. Hiernegst folget die Ohrtstube nach dem Garten mit 1 Tisch und dazu gehörigen Banken, 4 Fensterlufte mit je sechs Fenstern und einem mit 4 Fenstern. An den Wänden haben sie kleine schwarze Gesimse umbher, 1 Kachelofen, Kammine, 3 fertige Thüren mit Hangen und Schloßern."

Auch dieser Saal hat tiefe Fensternischen. Die Ortstube lag in dem heute nicht mehr vorhandenen Gebäudeteil. Zu ihr gelangte man durch einen Verbindungsgang, der vor dem Burgfriet vorbeiführte. Aus den Bettstanden geht hervor, daß die Kammern als Schlafraum dienten. Wahrscheinlich sind grünes Logiament und Ortstube Wohnräume gewesen. Die Abortanlagen lagen frei über der Luft, worauf noch Spuren eines Erkers an der Außenseite hinweisen.

"Über der grünen und Ohrtstube auf dem alten Frawenzimmer unter dem Dach ist Fenster, bodenlos, aber unter gutem Dach." Hier befanden sich demnach Kammern für das weibliche Gesinde.

II. Der Turmflügel (Südflügel).

"In dem 2. Stock von oben zu nach dem Gartenwerts ist der Turm gedecket mit Dielen, in der Spitze darin eine feine Schlagglocke, hierunter eine Uhr, die aber schon ziemlich alt und abgelaufen ist. Hiernegst die alte Pulver- und Rüstkammer. In dieser Rüstkammer sind 6 Fenster und 2 Luften mit schwarzen Beschlägen. Worin vorhanden 76 Halskragen, 52 Bruststücke, 223 Kaßkolb, 1 Alte Fahne gelb und schwartz, 4 Mußqueten, 2 alte Lanß, 1 Trummel so entzweygeschlagen. Bei J. H. Zeiten und der Schwedischen Armee Ankunft sind 100 Mußqueten hiervon abgeliefert worden. Unter der Rüstkammer ist die alte Apotheke, worin 1 fertiger Kachelofen. 6 Fensterlufte mit fertigen Fenstern.

Sonst befinden sich zwischen dem ersten und zweiten Stock drei Gänge mit gedrehten hölzernen Säulen. Der unterste führt zur Kirche, der mittelste nach dem großen Saal, der dritte nach der Ohrtstube. Unter der Apotheke im 2. Stock ist noch ein Logiament, worin der Hauptmann wohnet, in demselben sind 2 Fensterlufte, jede mit 6 Fenstern. In der Kammer daneben 1 Luft mit 4 Fenstern. Unter demselben sein 2 Fleischkammern, darin 3 Lufte mit zwölf Fenstern, hierunter der Weinkeller.

Zwischen des Herrn Hauptmann Logiament und der Gerichtsstube befindet sich ein kleiner Gang und 1 Kammer mit 1 Himmelbett und einem andern kleinen Bettstande in der Mauer nebst 1 Luft mit 4 Fenstern.

Die Gerichtsstube ist gewölbt mit 4 Fensterluften, 2 mit 6, 2 mit 4 Fenstern, 1 fertiger Kachelofen, umbhere Plancelte mit Riecheln. Unter der Gerichtsstube ist das Tor, woselbst ein kupferne Sprütze.

Neben dem Thore ist die Kalchkammer, darüber ansetzo die neue Rentherey, 11 Fuß tief, 11 lang, 11 hoch, 3 Fensterlufte, jede mit 4 Fenstern und eisernem Gitterwerk, 1 eiserne Lade mit 5 Gliedern. Hierbei eine Schlafkammer, darinnen ein Bettstand, 1 Luft mit 4 Fenstern und eisernen Gittern.

Unter dem Thore nach dem Backhause auf der linken Seite sind 2 Gefängnisse. Noch ein Gefängnis liegt unter der Stiegen nach der Gerichtsstube.

Oberbaurat Schmid nennt den Turm "ein hervorragendes Denkmal mittelalterlicher Wehrbaukunst voll baukünstlerischer Eigenart". Er hat noch heute 25 Meter Höhe und diente als Torbefestigung, Wohnung und Burgfriet. Über der Durchfahrt mit ihren Zellen an den Seiten liegt ein Raum mit einem Kreuzgewölbe, in dem Schmid die älteste Burgkapelle vermutet Dann folgt ein Raum mit Tonnengewölbe, vielleicht eine Wachtstube, zu der eine geradlinige Treppe in der Nord- und Ostwand führt und weiter zu einem dunkeln Gewölbe, in dem man seit altersher die Schatzkammer vermutet Es soll früher nicht zugänglich gewesen sein; denn auch "Fürsten haben ihre Heimlichkeiten". Dann kommt ein Wehrgang, der das Gewölbe umschließt und den alten Abschluß des Turmes bildet was darauf folgt, ist später aufgesetzt. Wie die übrigen Räume im Südflügel eingeteilt waren, läßt sich infolge zahlreicher Umbauten heute nicht mehr feststellen. Der Treppenturm ist 1538 angebaut. Über dem Eingange befand sich das Pommersche Wappen, der Greif, das alte Wahrzeichen der Stadt für die wandernden Handwerksgesellen. Eine Vertiefung in der Wand deutet die Stelle an, wo es sich befand. Als man die Gasleitung durch den Schloßhof legte, stieß man auf unterirdische Gefängniszellen. Vom Bodenraum über der Silberkammer stieß man durch Zufall vor Jahren auf einen Luftschacht, der zu einem heute unzugänglichen Raum führt. Alte Schlösser haben eben ihre Geheimnisse. Im Südflügel befinden sich jetzt Gefängniszellen, die Wohnung eines Justizwachtmeisters und Schleusenwärters.

III. Der Wipperflügel (Westflügel)

"Der dritte Stock. Hier ist ein kleiner Durchgang zum dritten Stock von oben zu mit 2 fertigen Thüren in Hang und Schlössern. Darauf folget das Logiament, oder Ihr. Füstl. Leibgemach gegen dem Frawen Zimmer, worinnen 1 Kachelofen, 2 Lufte mit je 4 Fenstern, wobei das Kunststübchen mit 3 gedoppelten Richeln, 3 Fensterlufte, jede mit 4 Fenstern. Die Flure alle mit Ziegel und gebrannten Fliesen wohlbeleget. Hierbei befindlich 1 Schlafkammer nach dem Platze, darinnen 1 Kammin, 2 Fensterlufte je 4 Fenster. Hierneben ist die kleine Küche gewandt nach der Mühlenwerts mit 11 Luft, je 6 Fenstern, allenthalben fertigen Thüren mit Hangern und Schlössern. Hiernegst nach dem Backhause 1 Kammer und 1 Luft mit 4 fertigen Fenstern, 1 Bettstande mit einem Auszuge. Hierunter ist die Badestube, jetzo die neue Apotheke, so Ihre fürstl. Gnaden zur Apotheken gelegt mit 4 Fenstern. Was darauf vorhanden, haben Ihro fürstl. Gnaden darauf bringen lassen. In dem Vorgemach vor der Badestube ist ein groß rot Schapf, 1 roter Tisch und grüne Bänke umbher nebst 2 Luften, jede mit 4 Fenstern, gegenüber nach der Apotheken 5 Fenster. Folget 1 Gang nach Ihro herzogl. Gn. Logiament, darin 1 gemauerte Bettstätte. Außerhalb diesem Stock ist oben ein hölzerner Gang mit hölzernen Säulen gedreht, worauf man nach dem Lachsfang und der Wipper einen lustigen Prospekt hat.

Ihrer fürstl. Gn. Leibgemach ist ganz fertig mit steinernem Tisch und das andere alles haben Ihre fürstl. Gn. darin geschaffet mit 2 Fensterluften, jede mit 4 Fenstern, 1 fertiger Kachelofen, 1 Kammin. Hierbei ein Vorgemach mit 1 durchbrochenen Unterscheidt, darinnen auch 1 Kammin und 1 Luft mit 4 Fenstern. Unter dem Leibgemach ist die Küchstube, worin 1 Luft mit 4 Fenstern, eisernen Gittern, 1 fertigen Ofen, 1 Spind mit 2 Thüren 1 Tisch und 2 Richeln, 2 Banken herumb, fertige Thür mit Hengern und Schloß, in der Küche an Zinn 14 Schüsseln, 24 Teller, 3 Commenth (Willkommen), 3 Kaunen. An Kupfer und Eisen 7 Brathspieß, 5 breite weite Kessel, 5 andere Kessel, darunter 2 große, 1 eisern, 1 kupfern Küchenpfann, 1 kupfern Topf, 1 lange Grap, 1 groß Grap, 1 klein Grap, 2 Bücke, 1 Bratpfann, 1 Reibe, 2 messingsche Pfannen, 2 große, 2 kleine Dekeln, 2 große, 1 kleine Röste, 1 Mörser mit Keule, 1 Anrichtetisch, darunter 1 Spind, 1 alt Tisch, 2 dicke Banken.

Vor der Küchstube 1 Kammer, worinnen 1 Luft mit 4 Fenstern, eisernen Gittern, 1 Bank, fertige Thüren mit Hangen und Schlössern.

Negst dieser großen Küchen eine kleine Backstube, welche jetzo des Kochs Logiament ist mit fertigen Ofen und Thüren nebst Hangeren und Schloß, 4 Fenstern.

Kleine Küche, worinnen 4 Fenster und 1 eisernem Gitter dafür. Hiernegst die große Ritterstube nach den Mühlen, darinnen 1 lange Tafel, 1 Tisch, Banken herumb, 1 alter Kachelofen, sodann auch 4 Lufte, jede mit 6 Fenstern und 2 eisernen Gittern. Eine Kammer hierbei, so aber in den vierten Stock gehöret, worinnen 6 Fenster und 2 eiserne Stangen. Dafür mit fertigen Thüren, Hangen und Schlössern.

Über der großen Küche ist der Stechboden mit 4 Luften, darinnen 16 Fenster. Über dem Stechboden die Eßstube, worinnen 3 Lufte, jede mit 4 Fenstern. Hierbei eine Nebenkammer, darinnen 6 Fenster, 1 Bettstand.

Für die Eßstube sein 2 große gemalte Schreine nebst einem kleinen Kämmerchen mit gitterner Thür, Hangen und Schloß.

Ober der Eßstube ist das Frawenzimmer. Vor demselben ein groß Kleiderschapf, noch 1 alt Kleiderspint, 1 klein Kammerchen, item 1 Luft, darinnen 4 Fenster.

Auf dem Frawenzimmer sein 2 Tisch, 1 lange, 1 kurze Bank, 4 Kammin, 1 Richel, 4 Lufte jede mit 4 Fenstern, 3 Thüren mit fertigen Hangern und Schlössern. In der Kammer nebst dem Frawenzimmer 3 große Bettstanden, 2 Fensterlufte mit 4 Fenstern.

Oben dem Frawenzimmer ist ein Boden allenthalben fertig unter dem Steindach. Alles unter diesem 3 Stock ist der große Kostkeller, noch ein klein Keller und ein klein fertig Stübchen."

Nur mit Wehmut kann man diese Beschreibung des Wipperflügels lesen, Wehmut darüber, daß dieses herrliche Bauwerk in pietätlosester Weise zerstört wurde. Dieser Flügel bildete das Hauptgebäude des Schlosses, das eigentliche fürstliche Wohngebäude, den Pallas. Aus der Aufzählung der zahlreichen Räumlichkeiten geht hervor, daß er viergeschossig gewesen sein muß. Das geht auch aus der Abbildung auf der Lubin‘schen Karte hervor, die sonst stark verzeichnet ist, worauf an anderer Stelle eingegangen werden wird. Aus Anlaß der 600 jährigen Jubelfeier der Stadt ließ der verstorbene Schloßmühlenbesitzer auf photogr. Wege Vergrößernngen in verschiedenem Format herstellen, die das noch genauer zeigen. Das Erdgeschoß hatte der größeren Sicherheit wegen nach außen zu keine Fensteröffnungen, wie ja auch das unterste Geschoß im gegenüberliegenden Kirchenflügel. Den unteren Rand der Fensteröffnungen im 1. Obergeschoß hat der Zeichner in eine Höhe mit dem unteren Dachrande der dicht dabei liegenden Schloßmühlengebäude gesetzt. Im Wipperflügel waren danach vorhanden:

Im Erdgeschoß die große und kleine Küche, eine Backstube, die große Ritterstube und 2 Kammern. In der Ritterstube befand sich ein pommersches Wappen mit einem lateinischen Spruche, beginnend : Grypifer illustris Bugslav lux alma dierum, darunter die Jahreszahl 1480.

Über diese Inschrift schreibt Dr. Hermann Kügler Berlin in Nr. 6 "Aus der Heimat", 1923 :

Sie stand unter dem Wappen in der Ritterstube auf dem Schloß und wird zum ersten Male angegeben, "doch ein wenig gebessert", bei Daniel Cramer in der "Grossen Pommerschen Kirchen-Chronik" 2. Band, 46. Kapitel, S.118, Stettin 1628, und danach von Georg Pepelow in der "Einweihungspredigt der von der Pommerschen Herzogin Elisabeth 1639 zu Stande gebrachten Rügenwaldischen Fürstlichen Neuen Hofkirche". Greifswald 1640, S. 182.

"Erlauchter Greifträger Bogislaw, holdes Licht der Tage,
Herzog, Du bist unsere Zier, der Ruhm so vieler Dinge.
Wenn du vom Altare aus lobpreisen oder hochgeschätzt werden willst, 
Sei an jedwedem Feste des Königs der Könige eingedenk.
So möge das Wesen der Geistlichkeit sein:
Führe ein aufrichtiges Herz, Dein Urteil sei wahr.
Wähle die Person aus, wenn du die Kronen vermehren willst.
Wer sparsam ist, den mache zum Beamten.
Die Blume, die feststeht, wächst; die entwurzelte kann nicht wachsen.
Ich mahne, verteile Deine Geschenke freigebig den Soldaten. 
Erhebe die wahrhaftigen, die Falschen fliehe, vertreibe die Zudringlichen.
Gegen die Klagen der Witwen habe kein verschlossenen Ohren.
Beschütze die Waisen, vernichte den, der sie bedrückt.
Hüte Dich im Glück vor dem Unglück.
Die Demütigen verschonen, die hochmütigen bezwingen.
Die Demütigen verschonen kann kein unedler Mensch."

Im 1. Obergeschoß: Badstube, Vorgemach, Gang, Leibgemach, davor ein Balkon, dann noch ein Vorzimmer und der Stechboden. Dieser war besonders geräumig (16 Fenster), weil hier die Waffenübungen abgehalten wurden.

Im 2. Obergeschoß : wieder ein Leibgemach, Kunststübchen, Schlafkammer, noch eine kleine Küche, Eßstube und 3 Kammern.

Im 3. Obergeschoß: Frauenzimmer und eine Kammer.

Das Kellergeschoß enthielt außer dem Kostkeller noch einen andren Keller und ein kleInes Stübchen.

Von diesem herrlichen fürstlichen Wohnhause gilt heute auch das Dichterwort:

"Und bist von der Erde verschwunden."

Außer dein Keller und einigen traurigen Umfassungsmauern des Erdgeschosses ist nichts mehr vorhanden. Der Keller ist durch Mauerpfeiler In 2 Reihen von je 5 Kreuzgewölben geteilt. Leider hat er sehr von der von oben hereindringenden Feuchtigkeit zu leiden.

IV. Der Tor- (Nord-) flügel.

Von oben zu fertig unter dem Steindach. Unter demselben ein fertig Logiament, darauf der Schneider wohnt, worauf 1 groß grün Kleiderspinde, 2 Tische, 2 Banken, 8 Fenster, 1 Kachelofen, 2 fertige Thüren mit Hangern und Schlössern 2 Richeln hierbei 1 Schlafkammern, worin 1 Bettstande, 8 Fenster. Vor diesem Logiament ist ein Gang. Hierunter ist des jungen Prinzen Christian von Holstein Logiament.. Alles in fertigem Stande nebst der dabei befindlichen Schlafkammer. Vor des Prinzen Logiament ist ein Gang nach dem Frauenzimmer. Unter demselben ist die kleine Eßstube, darinnen 1 Kachelofen, 1 Kammin mit fertigen Richeln, Banken, 4 Lufte mit 16 Fenstern, 1 Tisch 1 Spind mit 2 fertigen Thüren Hang und Schlössern. Hierbei ist eine Kammer als ein unfertiger Sahl mit 5 Luften, jede mit 5 Fenstern, mehrenteils ganz unfertig und ganz weg. Hiervor ist ein ganzer Uebergang, inwendig mit Ziegeln bedecket und von Ihro fürstl. Gnaden vergangen Jahr allererst verfertigt. Alles unter dem 4. Stockwerk ist die Thorbude, darinnen 3 kleine Fensterchen mit eisernen Gittern, 1 Spind, 1 Schlagtisch, 1 Bettstanden nebst 1 Ofen, fertigen Thüren mit Hang und Schlössern, wie auch ein Viehstall, gegenüber eine Holzkammer."

Hieraus geht hervor, daß auch der Nordflügel früher 1 Stockwerk höher gewesen ist. Dem Vandalismus fielen 1833 demnach zum Opfer der ganze Wipperflügel, der südliche obere Teil des Kirchenflügels, das oberste Stockwerk des Torflügels und seine Verbindung mit dem Hauptgebäude. Jedes Geschoß in diesem Flügel hatte ein größeres Zimmer, eine Kammer und einen Gang davor, nämlich im obersten das Logiament des Schneiders, daneben eine Kammer, davor ein Gang, im mittleren das Logiament des Prinzen von Holstein, daneben eine Schlafkammer, davor ein Gang zu dem Frauenzimmer im Wipperflügel, beide standen also miteinander in Verbindung, im unteren die kleine Eßstube, daneben eine Kammer, davor ein Gang. Das Erdgeschoß enthielt die Torbude und einen Viehstall. Der im 2. Geschoß erhaltene Kammin hat daher im Zimmer des Prinzen Christian gestanden. Auch aus dem Fehlen jeder Kunstform in den jetzigen Giebelanschlüssen kann man auf eine Veränderung des Dachgeschosses schließen. Diesem Flügel fehlen heute alle Kennzeichen mittelalterlicher Bauweise. Der mächtige Torflügel in der Durchfahrt ist nach Schmid "ein bemerkenswertes Ausstattungsstück des 16. Jahrhunderts". Auf der vergrößerten Lubinschen Zeichnung fällt im obersten Geschoß eine Türöffnung in der Außenwand ins Auge, vielleicht der Zugang zu einem Balkon. 1806 befanden sich in diesem Flügel die Wohnungen für den Schloßprediger und Küster, darunter das Archiv und die Gerichtsstube; heute sind die Räume als Wohnung eingerichtet und vermietet.

Der Stadtplan von Rügenwalde um 1500.

a) Rathaus. b) Scharren c) Marienkirche d) Stadthof. e) Wedem.
f) Kaland. g) Badstube. h) Wippertor. i) Erbtor k) Wendetor.
l) Klappertor. m) Neues Tor. n) Steintor o) Schloßpforte.
p) Fürstl. Mühle. q) Walkmühle. r) Lausnitz (Hirtenkaten).