3. Umgebung und Nebengebäude.

Stießen wir schon bei der Bestimmung der Schloßgebäude auf Schwierigkeiten, so mehren sich diese in steigendem Maße, wenn wir die Umgebung des Schlosses ins Auge fassen, so manches muß Mutmaßung bleiben, da Pläne aus alter Zeit fehlen und die Umgebung durchaus Uhr Gesicht im Laufe der Jahre verändert hat. Aus diesem Gesichtspunkte müssen die nachfolgenden Ausführungen aufgefaßt werden. Das Schloß lag auf einer durch Wipper und Mühlengraben gebildeten Insel im Südosten der Stadt. Wie wir gesehen haben, waren die ältesten Teile die parallelen West- und Ostflügel, beide verbunden durch den Turmflügel, durch den ursprünglich der einzige Zugang zur Burg führte. Flach der Stadt zu war der Schloßhof wohl anfangs nur durch eine starke Mauer abgeschlossen, an der vorbei ein Graben führte, an dessen jenseitigem Ufer sich ein Wall befand; denn König Erich ließ hier Kanonen aufstellen, um die Stadt zu beschießen. Als dann die "Torbude" hier aufgebaut wurde, ließ man von ihr eine Zugbrücke über den Graben hinüber. Zwischen Stadt und Schloß floß dann noch ziemlich In feinem heutigen Bett der Mühlengraben, über den später eine Steinbrücke führte: "Diese Brücke nach der Stadt ist gesteindammet und ausgemauert. An beiden Seiten unter der Mühle sein 2 Schwibbogen, wodurch das Wasser, der Mühlengraben genannt, fließt." Auf dieser so gebildeten Vorinsel lag ungefähr an Stelle der heutigen die alte Schloßmühle. Dieser Zugang am Mühlengraben war wohl von beiden Seiten hin durch ein Tor gesichert; denn hier stießen Stadt und Schloß unmittelbar aneinander. Die Städter verschlossen einst ihr Tor dem König Erich, um ihm den Zugang zu wehren.

An beiden Seiten der Schloßpforte finden sich auf dem ältesten Stadtplan je ein Wiekhaus eingezeichnet, dazu längs des Mühlengrabens die alte Stadtmauer. Das Feldtor bestand noch nicht. Den Zugang zur Stadt sperrte hier auch ein Wiekhaus. Durch 5 derartige Aufbauten hatte die Stadt ihre Mauern am Mühlengraben verstärkt. Der einzige Zugang zum Schloß führte demnach durch die Schloßpforte zur Stadt, und die Herzöge hatten ihrerseits auch ein Torhäuschen aufgesetzt.

Nach Süden zu war auch ein Graben aber näher dem Schlosse zu als der heutige, hier führte in späterer Zeit dann eine Brücke über die Wipper. Diesen Zugang von Süden sicherte gleichfalls ein Torhaus, in dem 1511 eine Frau Karsten erwähnt wird, die dem Kloster Marienkron einen Hecht schenkte.

Auf dieser eigentlichen Schloßinsel lagen im Süden und Osten das Back- und das Brauhaus, die alte Rentherey, der Luft-, Baum- und Wildgarten und der Marstall. Dazu kam später an der Stelle, wo sich das ehemalige Direktorialgebäude erhebt, das Haus für den Schloßprediger. 1779 wird diese Stelle ausdrücklich als "wüste Schloßpredigerstelle" bezeichnet, woraus hervorgeht, daß das alte Haus entweder einem Brande zum Opfer gefallen oder aus einem andern Grunde abgebrochen war. Aus derselben Grundbuchakte geht hervor, daß sich daneben ein altes Sumpfloch befand. Als dann später diese Stelle in Privatbesitz überging, mußte sich der Ersteher verpflichten, das Sumpfloch mit guter Erde auszufüllen und den ganzen Platz mit einem 4 Fuß hohen Zaun, der oben mit Kaddigstrauch (Wacholder) ausgefochten war, zu umgeben. Bei Ausschachtungsarbeiten stieß man 1922 auf den alten Kaddigstrauch. Ebenso fand man unter der Erde verzweigte Gewölbe, die eine Verbindung zwischen Schloß und Predigerhaus einmal hergestellt haben. Ihren weiteren Verlauf konnte man leider nicht verfolgen. 1810 ging das neuerbaute Haus in den Besitz des Oberamtmanns Göden über und dann in dem gemeinschaftlichen des Senators Kutscher und Kaufmanns Keyling, von denen es die "Loge zur Einigkeit an der Ostsee" pachtete. Es wechselte dann noch dreimal seinen Besitzer, bis es 1848 die Provinz ankaufte, um Beamtenwohnungen darin zu errichten, Seit 1899 befindet es sich wieder in Privatbesitz.

Nach dem Tode der Herzogin-Witwe Elisabeth ging das Amt an die Kurfürsten von Brandenburg über, die es anfangs von Rentmeistern verwalten ließen, bis es Friedrich Wilhelm I. an einen Generalpächter gab, nachdem schon Friedrich I. einen solchen Versuch gemacht hatte, der aber wohl fehl ausschlug; denn der Amtmann Göring wurde 1711 strafweise nach Köslin versetzt. Die Generalpächter bewirtschafteten die 489 Morgen große Schloßhofdomäne selbst und gaben die übrigen an Arrendatoren-Pächter. Die Wirtschaftsgebäude der Domäne Schloßhof befanden sich dort, wo heute Kranken- und Siechenhaus und der städtische Ackerhof liegen. Der Stadtpark war zuerst Wildgarten, später Amtsgarten. Die Weinbergschnecken, die man noch heute dort findet, sind einmal im Mittelalter eingeführt und als Fastenspeise gezüchtet worden. Hier ist der alte Schloßwall mit seinen vorspringenden Bastionen noch gut erhalten, auch der Laufgang hinter der Wallkrone. Als Rügenwalde Garnison war, soll hier eine Lärmkanone gestanden haben. Wenn ein Soldat desertierte, wurde sie abgefeuert, um der ganzen Umgegend das Alarmzeichen zu geben. Die Wiese hinter dem Wall an der Oberwipper war die alte Bleichkoppel. Über die einzelnen Nebengebäude seien hier einige Nachrichten gebracht.

Das Back- und Brauhaus, hierin befand sich später das Rentamt, dann die Forstkasse, heute die landwirtschaftliche Winterschule. Im Backhaus waren 2 Backöfen, 2 eingemauerte Kessel, 1 Backstube mit 2 Backtrögen und 1 Brotkammer. Im Brauhaus war eine kupferne Braupfanne für 18 Tonnen Wasser eingemauert, 6 Bierkufen, wovon später 3 für Sauerkraut gebraucht wurden, 1 Faßkessel, 4 Pfannen, 3 Bütten, 2 Trichter, 2 Zuber, 1 Winde und 1 Darre. Das Brauhaus hatte 3 Böden.

Die alte Renterey ist nicht mehr vorhanden, auch die Stelle nicht mehr zu bestimmen. In ihr befanden sich Käften und Spinde zum Aufbewahren von Akten.

Der Luft- und Baumgarten zur linken Hand war durch ein Hakelwerk abgeschlossen. Durch Gänge war er in 9 Viertel eingeteilt, davon 3 mit Buschbäumen bepflanzt und 6 mit "allerley Küchenspeis". In diesem Garten stand eine "übergebogene Linde, statt des Sommerhäuschens gebraucht".

In dem Marstall waren 6 kleine Kammern, 1 Stallstube, ausgedehnte Viehställe und 2 Kornböden.

Neben der Torbude an der Wipper lag eine Scheune für Heu und Stroh. Die Schloßbrücke an der Wipper hatte eine Zugbrücke. Daneben befand sich das Schlachthaus mit 1 Schlachtstube und 1 Ställchen für das Schlachtvieh.

Eine Brücke führte dann südlich über den Graben zum "Hauptmannsstall" der im Obergeschoß Wohnräume enthielt. Daneben stand das Waschhaus, worin die "Altfraw" wohnte. An "Bettgewand" wurden 1637 berechnet 72 Betten, 60 Pfühle, 15 Kissen; an "Leinengerät" 26 1/2 Paar Laken, 18 Kissentücher, 83 Handtücher, 30 Tischtücher, 3 Bettebühren, 1 Bahrlaken.

Es folgten dann der große und kleine Fleischspeicher und das Wagenhaus, worin auch die Böttcherei betrieben wurde. Im Obergeschoß war der Kleiderboden, auf dem die Wäsche getrocknet wurde.

In dem Jägerhaus wohnten auch der Schloßfischer und Weber. Es wurden im Torweg 26 Wolfsnetze und 18 Hasennetze aufbewahrt. Daneben standen das Gärtnerhaus und die Schmiede. In dem Marschall-Logiament waren im Untergeschoß 3 Pferdeställe. zum Schluß wird noch ein Klein-Logiament beschrieben, in dem "anjetzo der Schütze wohnet". Es ist klar, daß es unmöglich ist, auch nur annähernd die Stelle bestimmen zu wollen, wo diese Gebäude alle gelegen haben.