8. Die Schloßkirchengemeinde.

Das Rügenwalder Schloß besaß ursprünglich nur eine Schloßkapelle. König Erich hatte einen Teil seiner Schätze zu ihrer Ausschmückung hergegeben. Die Kleinodien standen noch in der Kapelle, als Bugenhagen 1534 hier die Reformation einführte und in ihr predigte. Die Fürsten hielten sich einen Hofkapellan. Später übernahmen die Stadtgeistlichen die Gottesdienste mit.

Als unter Bogislaw XIV. 1624 die Marienkirche durch Feuer fast ganz zerstört wurde und wegen eines langwierigen Jagdstreites ein ziemlich gespanntes Verhältnis zwischen Fürst und Stadt entstanden war, fing dieser 1625 mit dem Ausbau der Kapelle an. Seine Witwe, Fürstin Elisabeth, ließ den Bau vollenden und am Neujahrsfeste 1639 durch den Superintendenten Pegelow einweihen. Mit der Einweihung war die Einführung des 1. ordentlichen Schloßpredigers Christian Bilang verbunden. Die Kirche erhielt jetzt den Namen Elisabethkirche.

In die Schloßkirche waren eingepfarrt alle auf dem Schlossen wohnenden und zum Hofstaate gehörenden Personen in Hinsicht auf Abendmahl, Taufe und Trauung. Ein eigener Kirchhof war nicht vorhanden. Darum gehörten in Hinsicht auf Beerdigung die Gemeindemitglieder zur Marienkirche. Unter Kurfürst Friedrich III. hatte sich hier auch eine kleine reformierte Gemeinde gebildet, die sich an die Stolper angeschlossen hatte, da diese schon seit 1683 einen besonderen Prediger hatte. In der Kirche der Stolper reformierten Prediger finden wir auch 1802-04 den bekannten Schleiermacher. Filialen von Stolp waren Rügenwalde, Marienfelde und Tuchel sowie die Dörfer Wilhelmine und Coccejendorf. 1707 verfügte der König, daß der reformierte Hofprediger von Stolp zu gewissen Zeiten predigen und das Abendmahl austeilen mußte. Vorher waren die reformierten Rügenwalder immer nach Stolp gefahren.

Auf Bilang folgte als Schloßprediger Zulichius, der in einem Anfall von Geistesgestörtheit den Silberaltar stark beschädigte. Diese Beschädigungen sind noch heute erkennbar, besonders an der großen Tafel im Mittelfelde. Darauf verfügte der Große Kurfürst, daß die Elisabethkirche wegen Kleinheit der Gemeinde überhaupt geschlossen werden sollte, erlaubte aber 1667 auf inständiges Bitten der Gemeinde die fernere Verrichtung des Gottesdienstes und die Bestellung eines Schloßpredigers.

Am 18. 6. 1805 wurde durch königliches Reskript die

Sehr kleine Schloßgemeinde mit der Stadtgemeinde vereinigt. Die Ausstattungsstücke der Kirche kamen zum Teil in die Marien- und Gertrudkirche, die Glocken 1809 nach Schlawin. Das fixierte Bargehalt des Schloßpredigers wurde teilweise zur Fundierung der neu eingerichteten Pfarre in Poehlen, Kreis Neustettin verwandt.

Schloßprediger.

1. Christian Bilang 1639- 57, vorher Kantor in Rügenwalde.

2. Christian Zulichins 1657-59, vorher Pfarrer in Peest.

3. Alexander Hamilton 1659-66, zugleich Diakonus in Rügenwalde.

4. Lucas Karnspeck 1667-73, aus Rügenwalde, war hier erst Kantor und dann 20 Jahre Rektor.

5. Daniel Friedrich Pauli 1675-81 1, zugleich Diakoni

6. Jacob Spielenberger 1681-86 1 in Rügenwalde

7. Bogislaw Ernst Sporges 1686-1711. 1663 Pfarrer in Abtshagen, wurde 1694 auch zugleich Präpositus.

8. Johannes Gabriel 1701-1718, zuerst als Adjunkt des Sporges.

9. Christian Grolock 1719-56, war vorher 4 Jahre Feldprediger beim Inftr. Reg. v. Borck.

10. Christoph Millies 1757-80, anfangs Kabinettsprediger beim Reichsgrafen von Erbach, später Feldprediger beim Lehwald‘schen Rgt., dann Verwalter der Pfarrstelle zu Falkenberg.

11. Samuel Cristoph Dreist 1780-1805, zuerst Hauslehrer in Stettin. 1805 ging er nach Barzwitz, wo er ein Landschullehrerseminar einrichtete, in welchem er bis zum Jahre 1832 gegen 200 Lehrer bildete. 1826-27 war er Superintendantur-Verweser der damaligen Synode Lanzig, gestorben 12.11. 1840.

Sein Sohn war Karl August Gottlieb Dreist, geb. am 20.12. 1784 in Rügenwalde, verlebte seine Jugend in seiner Vaterstadt, besuchte das Ratslyzeum in Stettin und studierte in Halle. Durch seinen Freund Henning (später Seminar-Direktor in Köslin) wurde er veranlaßt, als Schüler Pestalozzis nach Ifferten zu gehen, um sich in pädagogischer und musikalischer Bildung zu vervollkommnen. Mit Henning arbeitete er dann gemeinsam an der Schulanstalt zu Bunzlau. Darauf wurde er zur Teilnahme an der obersten Leitung des Unterrichts nach Berlin berufen und 1831 Regierungs- und Schulrat in Stettin. Er starb am 11. 9. 1836. Beiträge von ihm finden sich in der von Harnisch herausgegebenen "Erziehungs- und Schulnot an der Oder", in der "Christlichen Monatsschrift" des Bunzlauer Waisenhauses, in der "Musikalischen Zeitung" von Breitkopf & Härtel und in dem ,,Christlichen Wochenblatt".