3. Obergeschoss.

Innungsraum, Vorgeschichte, Kriegsandenken.

Im Vorraum: An den Wänden vorgeschichtliche Bilder und Herbergsschild für Maurergesellen 1823. 1894.

Im Innungsraum: Nordwand Herbergsschild der Schuhmachergesellen 1825. 1893. Darunter eine eisenbeschlagene Geldtruhe vom Rügenwalder Magistrat.
An der Ostwand auf 2 Wandbrettern und in einer Wandnische. Innungs-Willkomm.

Aus Rügenwalde: 1. Bäckerinnung zwei Willkomm von 1695 und 1716. 2. Schuhmacherinnung: 3 Willkomm, 2 Becher und 1 Willkomm der Schuhmachergesellenbrüderschaft 1799. 3. Schmiede-, Schlosser-, Klempner- und Uhrmacher-Innung: 1 Willkomm mit Einsatz. 4. Schneiderinnung: 1 Willkomm

Aus Schlawe: 5. Tischlerinnung: 4 Willkomm. 6. Schuhmacherinnung: 1 Willkomm mit Einsatz. 7. Willkomm des Stell- und Rademacher-Gewerks 1846.

Im unteren Fache der Wandnische stehen 3 Taufschalen, die in der Mitte aus Messing ist aus Pribstow. An der Wand Herbergsschild der Zimmergesellen 1785. 1892.

An der Westwand Fahne der Schuh- und Pantoffelmacher-Innung 1861 mit dem deutschen Doppeladler und dem Bilde des Königsberger Schustergesellen Hans von Gagan, der sich in der Schlacht bei Rudau gegen die Polen ausgezeichnet und das Banner des Deutschen Ordens zurückeroberte.

Fahne der Böttcher- und Stellmacher-Innung 1865, ein Faß von 2 gekrönten Löwen flankiert, mit einem Rad darauf.

Darunter stehen 4 Innungsladen: a) Brauerzunft 1731; b) Müllerinnung mit Intarsien 1742; c) Maurer-Gewerk von 1742. Die Lade enthält ein Geheimfach.

2) Willkomm der Rügenwalder Bäckerinnung; 3) Dolch aus Feuerstein;
 4) Rasiermesser aus Bronze; 5) Spiralkopfnadel aus Bronze.

 

a. Steinzeit bis etwa 1800 v. Chr.
Pultschrank an der Nordwand

Wann der Mensch zuerst in unserer Gegend auftrat, wissen wir nicht. Erst zur Endperiode der Gegenwart, als um 10 000 v. Chr. die skandinavischen Gletscher das Land freigegeben hatten, zogen Dauersiedler heran. (Kunkel, Pommersche Urgeschichte in Bildern.) Sie folgten dabei demRenntier am Rande der Eiswüsten. Die Ostsee änderte mehrmals ihr Aussehen. In der ?oldia-Zeit war sie ein Teil des nördlichen Eismeeres. In ihr lebten Robben und Wale. Das Land war eine Tundra mit Birken- und Kieferngesträuch, von Renntieren und Wildpferden belebt; das Klima rauh mit langen Wintern. Durch Landhebung wird in der Ancylus-Zeit die Ostsee ein Binnenmeer. Das Klima hat sich in ein feucht-warmes umgeändert. Ulmen,Weiden, Haseln, auch Eichen, Ahorne und Linden stellen sich ein wie Riesenhirsche, Auerochsen und Wildschweine. In der Litorina-Zeit steht die Ostsee in offener Verbindung mit der Nordsee, das Klima ist trockener geworden. Die Wälder lichten sich stark, die Bevölkerung nimmt zu und nährt sich von Jagdt, Fischerei, Wurzeln und Früchten. In der Jüngeren Steinzeit treibt sie Ackerbau, Viehzucht und Töpferei und stellt einfach Gewebe her zu derselben Zeit, als in Ägypten die Pyramiden entstanden.

Die Großsteingräger (Hünengräber) dieser Zeit weisen darauf hin, das religiöse Ideen nuu zum Bewustsein kamen, davon 2 Lichtbilder an der Rückwand des Pultes aus Borkow und Scheddin.

Der Schrank zeigt Hacken aus Elch- und Renntiergeweih, jungsteinzeitliche Feuersteingeräte: Beile, Meißel, Messer, Pfeilspitze, Lanzenspitze, Dolch, Schaber. Besondere Beachtung verdient ein poliertes Beil aus gebändertem Feuerstein Jannewitz. Es folgen Geräte aus Felsgestein, hauptsächlich aus den mannigfaltigen Quarziten unserer Geschiebe: Undurchbohrte und durchbohrte Beile und Äxte. Von steinzeitlichen Gefäßen sind nur Scherben vorhanden.

b. Bronzezeit 1800 -800 v. Chr.
Pultschrank an der Westwand und Urnen darüber.

In der Steinzeit saßen in Pommern Indogermanen, die zum Teil nach Süden abwanderten. Von Norden her über die Ostsee kommt germanischer Nachschub und besetzt zunächst Rügen und Vorpommern. Diese Germanen rücken immer weiter nach Osten vor und haben am Ende der Bronzezeit die Weichsel überschritten. Die Bestandteile der Bronze, Kupfer und Zinn, kommt aus Spanien, den Ostalpen, Ungarn und den Britischen Inseln zu uns. Der Handel zu Wasser und zu Lande nimmt einen gewaltigen Aufschwung. Durch Kaufleute und Erzgießer werden Geräte, Waffen und Schmucksachen der verschiedensten Art verbreitet. Kein anderer Stamm in Europa kann sich messen mit den Germanen in der Herstellung von Bronzewaffen, Bronzeschmuck und Bronzegeräten. Der kriegerische Germane hat in der Bronze einen Stoff gefunden, worin er seinen höchsten künstlerischen Wollen und Können Ausdruck verleiht. Es hat sich ein bodenständisches Erzgießerhandwerk herausgebildet.

Es sei hingewiesen auf

1. Den Bronzedepotfund von der Insel im Niedersee bei Sydow mit Halssichelkragen und Speerspitze.

2. Den Bronzedepotfund von Körlin bei Lanzig mit seinen Nierenringen, der Plattenfibel, den Zierscheiben und Klappergehängen.

3. Die beiden Hohlwulste von Peest

4. Die Spiralknopfnadel von Borkow.

4. Die Funde von Preetz mit Rasiermesser, Nähnadel, Pinzetten und Fiebeln.

Außerdem finden sich in dem Pult Bronzeschwert, Armspiralen, Armringe, Armbänder, Tüll- und Lappenbeil.

Etwa bis zur Hälfte des 2. Jahrtausend v. Chr. setzen die Germanen ihre Toten in Steinkisten oder Baumsärgen bei. Sie geben ihnen Waffen, Schmucksachen und Töpfe mit Speisen mit. Darüber wurden große Hügel errichtet (Hügelgräber). Dann aber ging man zum Leichenbrand über. Die übrig gebliebenen Knochen wurden zerstoßen und mit der Asche in Urnen beigesetzt. Diese Urnen stehen oft dicht gedrängt in vorgeschichtlichen Friedhöfen. Manchmal stehen sie in Kisten aus Steinplatten, manchmal in Steinpackung, oft auch frei in der Erde, oder man hat den ganzen Brandschutt einfach in eine bloße Grube gepackt. Die Seeleder Verstorbenen hatten auch im Jenseits Bedürfnisse; aber das konnten natürlich keine irdischen Dinge, sondern nur deren Seelen sein. Diese Beigaben mußten daher auch dem Feuer ausgesetzt und geläutert werden. Man macht die Waffen künstlich unbrauchbar, indem man sie verbiegt und zerbricht. Das Grab, die Urne ist die Behausung der Seele, die sie in gewissen Zeiten verläßt, um als Vogel, Schlange oder Maus zu erscheinen. Die Bronzezeit verdankt einen großen Teil ihres Glanzes dem damals hier bei uns herrschenden wärmeren und trockeneren Klima.

Der an der Südwand aufgetellte Einbaum von Thym stammt nicht aus vorgeschichtlicher Zeit, sondern mag bis zu 400 Jahren alt sein. In Form und Ausmaß waren die vorgeschichtlichen wie dieser.

 

c. Die Eisenzeit 800 v. Chr. bis 500 n. Chr.

1. Vorrömische Zeit bis Christi Geburt.

Zu Beginn der Eisenzeit setzt ein kühleres und fruchtbares Klima ein. Der Wald wird dichter, die Lebensbedingungen schwieriger. Hungersnöte, Sturmfluten, Kämpfe veranlassen Auswanderungen. Von Skandinavien aus über die Ostsee kommen neue Scharen von Germanen zu uns, setzen sich im Weichseldelta fest als Ostgermanen und drängen die bisherigen Herren des Landes, die Westgermanen zurück. Man ist jetzt dabei, die Wohnsitze und Züge der geschichtlich bezeugten Stämme der Vandalen, Burgunden, Rugier, Goten und Gepiden festzulegen. Die Bronze wir als Stoff für Waffen und Hausgeräte vom Eisen verdrängt, für Schmucksachen bleibt sie in Gebrauch. Das Eisen werden die Bewohner wohl durch den "illyrischen Kulturkreis" übernommen haben; aber dann stellt man es selber her aus dem häufig vorkommenden Raseneisenstein, wie Schmelzfunde bei Altwarschow, Schlawin und Nemitz beweisen.

2. Die römische Kaiserzeit bis 500 n. Chr.

Durch die Abwanderungen der Germanen wurden die Eroberungszüge der Gallier in Deutschland eingedämmt.Auch gegen die Römer kämpften die Abgewanderten. Hauptsächlich durch Handel auf dem Landwege aber auch zu Wasser kam viel Römisches Gut wie Münzen, Bronzegefäße, Schmucksachen, Glasperlen, Spiegel in unsere Gegend. Die Funde aus jener Periode bei Rügenwalde, Zizow, Pustamin und Segenthin befinden sich im Provinzial-Museum in Stettin. Unser Museum besitzt zur Zeit nur 2 römische Glasperlen. Im Pultschrank des 3. Zimmers sind die Funde aus der Eisenzeit aufbewahrt, darüber auf dem Wandbrett stehen kaiserzeitliche Urnen. Reichen Zuwachs dürfen wir aus dem kaiserzeitlichen Gräberfelde bei Altwarschow erwarten. Gegen Ende dieser Periode treten wieder Sklettgräber auf. Das Sklett einer Gepidenfrau aus dem Dornberg liegt im 3. Zimmer, die Beigaben im Pultschrank. DasKlima ist während der Kaiserzeit trockener geworden, die Buche tritt auf.

3. Die Wendisch-wikingische Zeit 700 v. Chr. bis 1200 n. Chr.

Etwa 2 Jahrhunderte hindurch lag Pommern jetzt ziemlich verödet. Am Heimatboden blieben aber doch immer Germanen haften, wie am Ostseestrande und bei Nemitz. Da wanderten nach 700 n. Chr. von Osten her die Wenden ein. Sie treten nicht als Eroberer auf, sondern nehmen nur unbewohntes Land in Besitz. An der Wipper und Grabow legen sie ihre Rundwälle an: Sydow, Crangen, Wusterwitz, Altschlawe, Dirlow, Kophan. Hier findet man Urnen mit dem Wellenornament, Knochen und Eisengeäte. Im Pultschrank rechts liegen die wendischen Funde, die Urnen stehen auf dem 1. Wandbrett über dem Gepidensklett, am Boden lagern wendische Handmühlen.

Da Museum besitz im Drenziger Fund Hunderte von sogenannten Wendenpfennigen, auch Finkenaugen oder Heidenpfennige genannt. Die Wenden prägen selbst keine Münzen, sondern tauschen sie gegen kleine Leinentücher ein. Diese Wendenpfennige zeigen alle deutsches Gepräge und stellen den Geschäftsgewinn wendischer Handler dar.

Die Wenden trieben Durchgangshandel von Süden von der Netze her ins Tal der Küddow zur Wippr bei Rügenwalde nach den Wikingerreichen. Die Wikinger, wohl meist Dänen, hatten Faktoreien an der pommerschen Küste eingerichtet. Eine solche muss sich auch im Kreise Schlawe befunden haben. Davon zeugt ein Wikingerschwert bei sydow und ein Faltstuhlknauf aus dem Nestbach bei Zarnow. Das Museum besitzt keine Wikingerfunde.

Im Pultschrank finden sich einige Funde aus dem Mittelalter und ebenso mittelalterliche Gefäße auf dem oberen Wandbrett über dem Gepidensklett. Besonderes Kennzeichen dieser Gefäße sind die Gurtrillen.