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(ae) Am 22. April erlebte die Oper Die Edelweißpiraten
im Kölner TheaterHaus vor 150 Besuchern, darunter ihre Schöpfer
und einige der überlebenden, ehemaligen Edelweißpiraten,
ihre gelungene Uraufführung.
Als Edelweißpiraten werden informelle Gruppen Jugendlicher
mit unangepasstem, teilweise oppositionellem Verhalten im Dritten
Reich bezeichnet. Die Namensgebung entstammt einer Verballhornung
durch Gestapo-Beamte um 1939: Das "Edelweiß" war
eines unter vielen Kennzeichen der nach 1936 verbotenen Bündischen
Jugend. Einige dieser Gruppen beteiligten sich aktiv am Widerstand
gegen den Nationalsozialismus. Die vermutlich bekannteste Gruppe
sind die Köln-Ehrenfelder Edelweißpiraten, deren Aktivitäten
nach 1980 durch Jean Jülich ins öffentliche Bewusstsein
gebracht wurden.
Vor gut zwei Jahren war Kerstin Weiß, Oberspielleiterin am
Theater Nordhausen, auf den spannenden Stoff gestoßen, als
sie das damals gerade erschienene Buch Kohldampf, Knast und
Kamelle von Jean Jülich las. Sie war fasziniert von den
dort porträtierten Jugendlichen, die sich mit wenig politischer
Bildung, aber mit viel Herz und gesundem Menschenverstand im dritten
Reich gegen den Naziterror zur Wehr setzten.
Zu ihrem daraufhin verfassten Libretto vergab die Junge Kammeroper
Köln, deren ehemalige künstlerische Leiterin Kerstin Weiß
ist, einen Kompositionsauftrag an Sneana Neic. Die junge
Künstlerin schuf die Musik in enger Zusammenarbeit mit Kerstin
Weiß und der Regisseurin Enke Eisenberg.
Herausgekommen ist eine gut einstündige Kammeroper für
6 Sänger und 2 Schauspieler sowie Kammerorchester (Flöte,
Bratsche, Akkordeon, Kontrabass und Schlagzeug). Zur Uraufführung
spielte die Komponistin Sneana Neic, die als mehrfach
preisgekrönte Interpretin dazu prädestiniert ist, das
Akkordeon selbst. Die anderen Musiker und Sänger sind ebenfalls
junge Leute. Die Kammeroper Köln beschäftigt Absolventen
von Musikhochschulen, die vor einem Festengagement praktische Erfahrung
am Theater suchen.
Die Bühne für Die Edelweißpiraten gestaltete
Georgios Zisopoulos, die Kostüme lagen in der Verantwortung
von Susanne Haaf.
Besonders stolz sind die Schöpfer des neuen Musiktheaterwerkes,
dass sich die über achtzigjährigen Veteranen in der neuen
Oper mit der ganz modernen Musik entdeckten und die Uraufführung
begeistert wie das gesamte Publikum mit Bravos feierten.
Die Aufführungsrechte an der neuen Oper liegen noch bei den
Urhebern, die Inszenierung kann bei der Jungen Kammeroper Köln
als Gastspiel gebucht werden.
Text: Anja Eisner [ Fr, den 28.04.2006 ]
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