RDA VII

Nach den Ereignissen auf Arilon war es Zeit für hohe Politik. Nicht weniger als Cardis, die Hauptstadt von Etraklin, sollte Schauplatz der nächsten großen Ratsversammlung sein, wo so mancher vorstellig werden konnte und Vertreter anderer Länder ihre Aufwartung machen konnten.

Der gesamte Rat (inzwischen voll besetzt) kam in RDA VII zusammen. Es war Zeit für den eisernen Besen. Grundlegende Änderungen bahnten sich an, die mit der zwangsweisen Entfernung der Kleriker aus dem Rat ("Regierungsgeschäfte sind doch nichts für Kleriker") begann, wobei im Ergebnis sämtliche Vertreter von Kultur, Recht und Bildung nichts mehr zu sagen hatten. Die Provinzfürsten waren sich einig, das sei eine gute Idee, und überdies sei es wieder Zeit für eine Monarchie. Auch die sechs Edlen aus der Gruft hingen am König, allein, Skander II. war auf Kirson verlorengegangen.

Der Rest des Rates faßte den Beschluß, nach Verwandten der leiblichen Linie zu suchen, ob sich da nicht vielleicht Ersatz finden ließe. Man muß kein Gnordinkleriker sein, um sich auszurechnen, daß dies ein recht später Einfall war: immerhin waren seitdem schon eineinhalb Jahre vergangen.

Während die Fürsten (aufwendige Gewandungen!) Audienzen gaben, wurde im Hof ein Turnier veranstaltet. Nicht nur bei dessen Organisation war die Stadtwache lobend hervorzuheben. Deren Angehörige waren einheitlich uniformiert, höflich, gaben ordentliche Auskünfte, waren nicht herablassend und reden nicht einmal mit Akzent. Daß sie allerdings sogar Orks mit Passierscheinen in die Burg ließen, war des Guten fast zuviel. Und daß der jüngste Wachsoldat beim Ausholen mit der Axt den hinter ihm stehenden Herold unglücklich in den Hals traf (allerdings nicht tödlich), sei nur am Rande erwähnt.

Nachdem die Gnordinkleriker eine ergebnislose Audienz beim Rat hatten und schroff hinauskomplimentiert worden waren, sahen sie sich in Cardis um und begegneten einem Paar, das gerade auf dem Weg in die Burg war.

Wer nicht mit Audienzen und Wettkampf beschäftigt war, konnte sich in der recht reichhaltigen Bibliothek umsehen. Der bewährte Halb-Halbling Butterbeutel versah auch hier sorgfältig seinen Dienst (eine Paraderolle). Es gab Schriftrollen, Karten, Chroniken und Landesbeschreibungen. So mancher ausländische Staatsgast steuerte Gastgeschenke zur Erweiterung des Bestandes bei; so kamen allein vier daumendicke Bücher aus Dria.

Gegen Abend tauchten gespenstische grüne Frauen in der Burg auf: Waldnymphen (rechtschreibreformiert wahrscheinlich eher "Waltnümpfen"), welche lockend, aber überwiegend schweigsam für Besorgnis unter den Anwesenden sorgten. Durch den Einsatz einiger Waldläufer und Kleriker, darunter selbstverständlich Dajaan Laurin Lion, erfuhr man, daß es um die Freundschaft zum Walde gehe, welche durch ein Ritual erneuert werden müsse. Bevor sich diese Informationen in der ganzen Burg verbreitet hatte, war das Ritual (der klassische Kreis) schon fast zu Ende, und danach fand man wenig Bereitschaft vor, nähere Auskunft zu geben. So zogen sich viele in die Taverne oder in die winkligen Flure und Zimmer zurück. Die Taverne war übrigens endlich mal von ausreichender Größe für die Masse der Charaktere und stets gut besucht.

In dieser Nacht hatte der Uhlum-Priester, welcher zu den sechs Edlen gehörte, eine Vision vom endgültigen Tode des alten Königs. Inzwischen waren vier Gnordinanhänger zusammen mit dem fremden Paar wieder auf die Burg zurückgekehrt, und die beiden Neuankömmlinge sahen sich neugierig die ganzen Leute, vor allem in der Taverne, an.

Am nächsten Tag fand eine große Ratsaudienz statt, als plötzlich die beiden Fremden im Gefolge der Gnordinkleriker auftauchten und darauf drängten, wegen einer unaufschiebbaren Sache vorgelassen zu werden. Es stellte sich heraus, daß die beiden niemand anders waren als Perengar und seine Frau, und da Perengar der letzte der königlichen Erblinie war, standen auf einmal König und Königin im Saal!

Die Fürsten waren teils erschrocken, teils erfreut. Ihre anfänglichen Zweifel legten sich rasch, als die Identität der beiden mittels Dokumenten und deren Prüfung durch die juristisch geschulten Kleriker bestätigt werden konnte. Perengar I. gestattete dem Rat, die Amtsgeschäfte noch kurze Zeit weiterzuführen, damit er sich über Art und Umfang des Handlungsbedarfs informieren konnte, und berief später jeden einzelnen Provinzverwalter zu sich, um ihm die Unzulänglichkeiten seiner Amtsführung vor Augen zu halten. Die Fürsten waren bald recht zerknirscht und kamen überein, daß ein solcher König schon lange gefehlt hätte. (Ich muß dazusagen, daß Rudi auch wirklich königlich gespielt hat).

Am Nachmittag erfolgte die Proklamation an das Volk. Am Jubel war erkennbar, daß der König auch hier bereitwillig angenommen wurde - manche zeigten sich allerdings mehr von der Königin begeistert.

So endete das Ratstreffen von Cardis mit großen politischen Veränderungen, die lange noch nicht abgeschlossen sind.

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