Berichte über Wanderreiten und andere Gedanken


Auf Christi Himmelfahrt war es wieder soweit; die Wanderreitsaison des VFD Kreisverbandes Bergisch Land war eröffnet. Die verlängerten Wochenenden laden gerade dazu ein. Und es standen einige Ritte bevor.

Zuerst kam der obligatorische Rundritt durch das Kreisgebiet. Vier Tage sollte er dauern. Gestartet wurde im kleinen Olpe bei Kürten, dann an Lindlar vorbei, rund ums Schloß Ehreshoven an der Agger und durch das Naafbachtal nach Lohmar ritt eine Schar von sieben Reitern. Diese hatten sich trotz der schlechten Wettervorhersage aufgemacht, um den Unbilden der Natur zu trotzen. An diesem Tag ging es noch, es war sehr kühl und windig.

Aber dann! Am zweiten Tag von Lohmar nach Nümbrecht durchlitten Ross und Reiter alle Variationen von Wetter. Sturm und Platzregen, Blitz und Donner, und dazwischen Aufheiterungen mit herrlichem Sonnenschein. Die Krönung war eine Hagelschauer kurz vor dem Etappenziel; es wurde Winter. Mitten im dichten Tannenwald standen sie nun, eingehüllt in Regenponchos, und warteten auf den Weltuntergang. Der kam aber nicht, sondern die Sonne schien wieder, wie an einem schönen warmen Frühlingstag. Am dritten Tag, auf dem Weg nach Gummersbach stießen noch zwei weitere Reiter zu uns, und eine wohl große Gruppe schritt zügig gegen Norden. Das Wetter vom Vortag war Schnee von gestern und wird nur noch Gesprächstoff sein. Dazu gehört aber auch, das sich eine gewisse Regelmäßigkeit des Wetters zeigte. Klaus und Mirjam wechselten sich tageweise beim Reiten ab, und genauso gab es Regen oder keinen. Auch am letzten Tag, von Gummersbach zurück nach Kürten, blieb es so.

Man könnte nun meinen, daß das Wetter einen Wanderritt vermiesen muß, aber das stimmt nicht. In einer Gruppe, in der sich alle gut verstehen, macht es immer Spaß zu reiten. Sich zusammen gegen die peitschenden Regenböen stemmen oder in der Mittags- sonne am Waldrand Pause machen, dazu abends im Gasthof einkehren und lecker essen, im Strohlager übernachten, glücklich und zufrie- den sein mit sich und der Welt, alles das macht einen guten Wanderritt aus.

Und so kam es wie es kommen mußte, wieder machten sich einige auf, um mit Kamerad Pferd die Heimat zu durchstreifen. Dabei hat Heimat nichts mit Nationalstolz zu tun, sondern beschreibt die örtliche Verbundenheit zu einem Gebiet und Kulturkreis, wo man sich gerne aufhält, wo man zuhause ist. In diesem Sinne ging es in den Westerwald, wo der Wind so kalt...; stimmt. Von Kürten-Olpe aus direkt nach Nümbrecht zu einem Bauern, der in der Scheune aus Strohballen und großen Decken ein riesiges Bett baut, und in dessen Küche es ein herrliches Frühstück gibt.

Der zweite Tag führte über einen Höhenrücken namens Nutscheid, runter an die Sieg und dann wieder steil bergauf nach Helpenstell. Wer oder was ist Helpenstell. Helpenstell ist ein Ort, etwas kleiner als New York oder Tokyo, am nördlichen Rand des Westerwaldes, wo eine Familie wohnt, die sich auf Wanderreiter freut und wunderbar bewirtet. Auch die zwei kleinen Schweine der Familie freuten sich auf uns bzw. die Pferde und führten sogleich eine Tanz auf. Unsere Pferde machten vor lauter Begeisterung unverzüglich mit, und zeigten unseren Gastgebern direkt was in ihnen steckt und demnächst wohl auch in den Prüfungen der VFD verlangt wird. Traversalen im Trab, Passagen, fliegende Galoppwechsel usw. bildeten eine Zeitlang ein Schauspiel, wobei sich Schweine und Pferde die Heldenrollen teilten.

Nachdem wohl der fehlende Applaus unsererseits eine weitere Aufführung beendete, gingen Schauspieler und Zuschauer zum Fressen über. Die anschlies sende Nacht wurde dann von der Dorfjugend akustisch untermalt, Musik war es wohl nicht, was Lautsprecher und Kehlen hergaben. Über Geschmack läßt sich eben nicht streiten. Das Finale Furioso bestand aus einem brutalen Crash zwischen Auto und Hauswand. Die Scheune blieb noch stehen und wir konnten unseren Schlaf fortsetzen.

Im nachhinein läßt sich nicht mehr sagen, ob es an mangelndem Schlaf oder der Eintönigkeit des Sieghöhenweges lag, daß sich die Begeisterung fürs Wanderreiten durch große Waldgebiete in Grenzen hielt. Eine breite Schotterbahn durch endlose Monokulturen schlängelt sich gen Westen. Vier Stunden kein Mensch, kein Haus, kein gar nichts. Einsam und langweilig. Es war auch unpassend, daß wir eine Ehrenrunde einlegten, weil Landkarte und Wegbeschriftung sich nicht einig waren. Eine Stunde später als geplant erreichten wir unser Etappenziel bei Eitorf, herzlich begrüßt von unseren Gastgebern. Sie mußten kurzfristig als Quartierersatz einspringen und es kam sogar noch besser als geplant.

Die Planung und Quartiersuche für Wanderritte beschert immer wieder Überraschungen, und dann ist es gut, wenn man Kontakte pflegt. Adressen für Wanderreiter kann man nicht genug haben, deshalb auch die Initiative im Internet.

Der letzte Tag der Tour war landschaftlich wieder herrlich mit schönen Aus sichten über den Westerwald, durch nette Orte ( wo lebte Raiffeisen ? ) ausgezeichnetem Reitwetter und einer hervorragenden Stimmung. Ein sonntäg liches Konzert bei einem Dorffest konnten wir aus zeitlichen Gründen leider nicht besuchen, und so mußte man eben selber singen. Es gibt so viele schöne Lieder, nicht die aus der Volkstüm(-däm)lichen Hitparade, sondern welche zum Gebrauch für Wandern, Reiten und Lagerfeuer atmosphäre. Weil die Lieder den meisten unbekannt sind, oder weil sich auch viele nicht trauen selber zu singen, könnte man ja mal als VFD Veranstaltung zwei, drei Liederabende im Jahr organisieren. Wie das Pferd ein Kulturgut und ein Teil der Natur ist, ist auch die menschliche Stimme ein Stück Natur, und Lieder gehören zur Kultur. Auch zum Cowboy mit seinem Pferd und der bereits erwähnten Lagerfeuerromantik gehört Musik, Mundharmonika, Gitarre und Lieder.

Nach einigen euphorischne Gedankengebilden und der im Überschwang der Gefühle entstanden Wiedergabe von Wanderritten kommt man im Alltag wieder zum Berichtsstil: Wer hat Was, Wann, Wo und Wie veranstaltet. Im Rahmen seiner Wochenendritte zu den benachbarten Kreisverbänden besuchte der KV Bergisch Land am 5. Juli das Koppelfest des KV Oberberg in Wiehl Alpe.
Wie bei den zehn kleinen Negerlein wurde die Anzahl der Reiter immer weniger, drei starteten schließlich in Overath. Auf bekannten Wegen ging es nach Osten durch Wälder und über Höhen. In der Mittagsrast am Waldrand konnten die Pferde den abgesperrten Wiesenweg abgrasen und die Reiter ein Nickerchen machen. Ständig bedroht von umherziehenden Gewittern ging es weiter Richtung Wiehl. In nicht allzuweiter Entfernung sah man gewaltige Schauern niedergehen. Immer zwischen allen Fronten, gelangten wir tatsächlich trocken an unser Ziel. Abends war Grillen angesagt. Es war schon sehr peinlich, das wir für acht Personen Essen bestellt hatten, aber nur zu dritt ankamen. Uns fiel ein Stein vom Herzen, daß unsere Gastgeber Verständnis zeigten, das restliche Fleisch wurde eingefroren und eine Portion Salat mehr gegessen. Viele Mitglieder aus dem Oberbergischen Land waren gekommen und in großer Runde hatte man viel Spaß. Bis tief in die Nacht saßen wir in der Blockhütte, denn draußen regnete es mal wieder. Dann kam ein Extra, das auf Wanderritten nicht üblich ist, wir hatten richtige Betten zum Schlafen. Strohlager sind romantisch, Betten sind bequem. Am nächsten Morgen nach ausgiebigem Frühstück, auf die Pferde, fertig, los. Die gleiche Strecke zurück, quer durch Wiehl, mal malerisch idyllisch, mal ein Neubaugebiet für reiche Leute, in dem sich einige Architekten richtig austoben konnten. Mittags kehrten wir in einem Gasthof ein, den wir am Vortag ausgemacht hatten. Der Gastwirt stellte sofort eine benachbarte Weide zu Verfügung, und so konnten es sich Reiter und Pferde in aller Ruhe schmecken lassen. Auf dem letzten Teilstück wurde sich noch ein bißchen verlaufen im finsteren Wald, aber das gehört dazu. Und wenn sie nicht gestorben sind, reiten sie bald wieder.

Wochenendritt Nr. 2


Kaum war der erste Bericht über unsere Wanderritte fertig und zur Veröffentlichung abgegeben, kam schon der nächste Wochenendritt.

Die Wochenendritte haben ja den Zweck, die Kontakte zu den benachbarten Kreisverbänden zu pflegen.

Diesmal ging es zum Kreisverband Rhein-Wupper nach Langenfeld auf Gut Widdauen zu Familie Ruttmann. Gestartet wurde in Dabringhausen, auf dem Hof der Familie Steinhaus, wo auch immer unsere jährlichen Reiterspiele stattfinden. Es war Mitte August, aber trotz der hohen Temperaturen waren sieben Reiter bereit, die 35 km lange Strecke mit ihren Pferden zu bewältigen. Vormittag ging es überwiegend durch wunderschöne Täler, entlang von kühlen Bachläufen, bis zur Mittagspause vor Opladen. Auf dem Hof der Familie Klaus kamen die Pferde auf die Weide und wir wurden gut bewirtet, kalte Getränke waren angesagt. Am späten Nachmittag ginge weiter. Diesmal über baumlose Höhen, durch die Stadt und dann in die Felder. Die Hitze war gerade noch erträglich und mancher träumte von erquickendem Nass. Kaum am Ziel angekommen, bot sich auch dazu die Gelegenheit, und einige gingen, nachdem die Pferde versorgt waren, in einem Baggersee schwimmen.

Abends wurde in großer Runde beisammengesessen und gegrillt. Dann wurde die Gitarre ausgepackt und spät bis in die Nacht gesungen. Der Vollmond schien, ein laues Lüftchen wehte und die Pferde standen nebenan zufrieden auf der Weide. Vergessen war der triste Alltag. So schöne Stunden muß man genießen und wiederholen, und das nahmen wir uns auch ganz bestimmt vor.
Am nächsten Morgen saßen wir alle am langen Frühstückstisch. Leider mußten wir schon bald wieder aufbrechen, denn es sollte erneut sehr warm werden. Wir ritten fast die gleich Strecke zurück, nur auf einem Teil ging es entlang der Wupper. Zu unserer Erleichterung wurden wir nicht von Ungeziefer aufgefressen, sondern erreichten unbehelligt unsere Mittagsrast. Nachdem wir gut gespeist hatten legten wir uns auf die Wiese zu den Pferden unter Walnussbäume. Plötzlich und unerwartet zogen Gewitterwolken auf. Nun hatten wir es eilig weiterzukommen. Aber das Gewitter zog vor uns her und wir ritten durch die frische, saubere Luft zu unserem Ausgangspunkt zurück. Die Pferde wurden wieder verladen und alle fuhren zurück nach Hause, wo sie alle von einem schönen Ausflug mit ihren Pferden erzählen können.

Jochen Bäcker

2. Vordermühlen-Trail-Rally


Ein Bericht von: Ilka Gruner, Rafaela Schlephack und Helfern


Bei schönem Reitwetter fand also am 20.7.97 in Wipperfürt-Kremershof auf dem Hof der Familie Trogemann die 2. Rallye statt. Im Gegensatz zum Vorjahr hatten diesmal 9 Reiterpaare den Mut sich auf die Strecke zu begeben. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, die Streckenposten auf die Strecke zu bekommen, und mit etwa ½ Stunde Verspätung konnten wir endlich gegen 10.00 Uhr das erste Paar auf die Reise schicken. Am 1. Streckenposten, mußten die Reiter einige Ballons rasieren, zeigen ob sie auch in der Lage sind Futtersorten zu erkennen und ein altes Kinderspiel basteln. Es waren doch einige Reiter dabei die "Himmel und Hölle" nicht kannten.

Am 2. Kontrollpunkte wurde es dann etwas komplizierter Sackhüpfen mit dem Pferd ist doch nicht jedermanns Sache. Als dieses erledigt war, bekam der 2. Reiter des Teams eine Kartoffel in die Hand und muß daraus einen Stempel mit Stern schneiden. Das Ergebnis wurde mit Fingerfarbe gedruckt und brachte hinterher die Richter ganz schön zum Zweifeln wie ein Stern aussieht. Es gab jedoch nach Aussagen des Streckenposten sogar Pferde die den Stempel doch lieber verspeisen wollten, mit Fingerfarbe wohlgemerkt. Zum guten Schluß beim Streckenposten 2 mußten noch "Erbsen" in einem Glas geschätzt werden, und dann ging es weiter durch den Wald zum Posten 3.

An diesem Posten gab es dann endlich auch mal was für die Pferde zu tun, bis jetzt war ja immer nur der Reiter gefragt. Das Pferd mußte über die Plane treten und durch ein "L" spazieren. Aber damit den Reitern auch nicht langweilig wurde, durfte einer aus dem Team noch ein wenig Seilchen springen. Aber da die Rallye von uns ausgerichtet wurde, durfte die dumme Frage am Schluß nicht fehlen. Hier wollten wir wissen, wieviele Löcher der Steigbügel hatte. Jetzt ging es auf den letzten Teil der "Reise".

Nach ungefähr einer Viertelstunde war die Schnipperinger Mühle unser Ziel erreicht. Dank, fleißiger Helfer und einem netten Wirt entstanden dort einige Paddocks in denen sich die Pferde von den Strapazen erholen durften. Bei dieser Rallye kamen auch alle Reiter an, ohne das wir einige im Wald suchen mußten. Hatten wir doch durch die letzte Rallye gelehrt ordentlich zu beschreiben und zu markieren.

Da die Reiter die Wegbeschreibung als Heft mitführten waren auch noch einige Zusatzaufgaben unterwegs zu erledigen z.B. Sprossen an der Hochsitzleiter zählen, Sandsäcke zählen, Kräuter und Gräser sammel und wie immer einige dumme Fragen beantworten. Aber diesmal haben wir wohl ein wenig übertrieben, als auch noch eine Rechenaufgabe zu lösen war. Wir glauben einige der Teilnehmer kommen zu unseren Veranstaltungen nur noch mit Taschenrechner.

Wir hoffen, daß wir diese Rallye im nächsten Jahr wieder durchführen können. Und möchten uns bedanken bei den beiden Sponsoren BSGB, Marienheide und Gundruns Reitershop, Steinplatz 4 in 58135 Hagen, Tel. u. Fax : 02331/462323 Es gab als Andenken an diesen Tag für jeden Reiter eine Urkunde, eine Schleife und für die ersten drei Reiterpaare einen Preis.


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©VFD/ T. Schwert