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Lieder von Georges Brassens

 

 

Brave Margot

 

Margoton, die junge Hirtin,

fand ein Kätzchen am Bacheslauf,

ohne Eltern und ohne Wirtin,

nahm es auf.

Sie enthüllte die dünne Bluse,

drückte sie gegen ihre Brust,

mehr hat sie, die schwer konfuse,

nicht gewusst.

Die Miez hielt sie für ihre Mutter,

saugte frisch drauflos und war froh,

bewegt hielt Margot ihr das Futter,

ach Margot.

Ein Dorflümmel drehte die Runde,

nahm das seltene Bildchen auf,

gab im Dorf allen die Kunde,

und am Tag darauf

 

Refrain

 

Als Margot knöpfte auf ihre Borte,

und das Kätzchen die Milchzitzen sah,

alle Jungs, alle Jungs aus dem Orte

waren da, da da da da da da da

waren da, da da da da da da da

Und Margot war von einfacher Sorte,

dachte, dass es dank der Miez geschah,

denn die Jungs, denn die Jungs

aus dem Orte

waren da, da da da da da da da

waren da, da da da da da da da

 

Der Dorflehrer und seine Kinder,

der Rat, Köhler und auch der Pfaff,

schwänzten die Pflichten nicht minder,

alle warn baff.

Der sonst ach so flinke Briefträger

stellte kein Schreiben mehr zupass,

da die Schar der Schürzenjäger

nichts mehr las.

Dies zu sehn, Gott mag es versehen,

ließ der Chor direkt am Altar

das heilige Messopfer stehen,

wo es war.

Die Gendarmen, gar die Gendarmen,

von Natur aus schwer von Begriff,

ließ das seltene Schauspiel erwarmen

mit seinem Pfiff.

 

(Refrain)

 

Doch die anderen Fraun aus dem Orte,

von den eigenen Männern versetzt,

wechselten bald zornige Worte

ganz entsetzt.

Eines Tages mit Krach und Getöse

übten sie grausame Justiz

und erschlugen wütend und böse

Margots Miez.

Nach nicht wenigen argen Zähren

nahm die Hirtin sich einen Mann

und ließ niemanden sonst gewähren

dann und wann.

Die Zeit löschte bald alle Spuren,

man vergaß die böse Geschicht,

nur die Kinder allein erfuhren

es, wenn Opa spricht:

 

(Refrain)

 

 

 

 

Das Unkraut (La mauvaise herbe)

 

Wenn einst der Tag des Ruhms beginnt,

da alle übern Jordan sind,

kenn ich als Einziger die Schand,

nicht tot zu sein auf Ehrenland.

 

Refrain

 

Ich bin ne wilde Winde,

brave Leut, brave Leut,

das Vieh käut mich nicht durch,

und ich komm nicht in ein Gebinde.

Der Tod raffte die andern

braven Leut, braven Leut,

und gab mir seine Gnad,

das ist nicht schicklich in der Tat!

Tra la la la la la la la

Tra la la la la la la lere

Und warum bloß,

herrjemine,

störts euch, wenn ich

am Wegrand steh...

 

Das Freudenmädchen ist so gut,

sie schenkte mir aus Übermut

die wohl versteckten Hautpartien,

die sie dem Rest nicht mal geliehn.

Ich bin ne wilde Winde,

brave Leut, brave Leut,

das Vieh käut mich nicht durch,

und ich komm nicht in ein Gebinde.

Sie prellt die ganzen andern

braven Leut, braven Leut,

und liebt mich ganz privat,

das ist nicht schicklich in der Tat!

Tra la la la la la la la

Tra la la la la la la lere

Und warum bloß,

herrjemine,

störts euch, wenn ich

die Liebe seh...

 

Der Mensch ist halt, so sagt man mir,

von Anbeginn ein Herdentier.

Ich leb allein, so wie gehabt,

wenn auch das Vieh im Rudel trabt.

Ich bin ne wilde Winde,

brave Leut, brave Leut,

das Vieh käut mich nicht durch,

und ich komm nicht in ein Gebinde.

Ich bin ne wilde Winde,

brave Leut, brave Leut,

ich blüh in der Natur,

bin ganz allein auf weiter Flur.

Tra la la la la la la

Tra la la la la la lere

Und warum bloß,

herrjemine,

störts euch, wenn ich

am Wegrand steh...

 

 

 

Ballade für den Auvergner

(Chanson pour l`Auvergnat)

 

Diese Ballade ist für dich,

du, Auvergner, der freundschaftlich

mir vier Stück Holz gegeben hast –

erfroren wäre ich fast.

Dass du mir Holz gabst, einfach so,

als das Gesindel schadenfroh

in seiner gut gemeinten Art

mich vor jeder Türe genarrt.

Vier Scheite Holz, mehr war es nicht,

aber es wärmte mir die Zehn,

und die Erinnrung bleibt bestehn

an das gesegnete Licht.

Wenn deine letzte Stunde schlägt,

man dich in einem Sarg fortträgt,

schwingt deine Seele sich empor

bis zum Himmelstor.

 

Diese Ballade ist für dich,

du, Herbergsfrau, die freundschaftlich

mir vier Stück Brot gegeben hast –

verhungert wäre ich fast.

Dass du mir Brot gabst, einfach so,

als das Gesindel schadenfroh

in seiner gut gemeinten Art

mich um jeden Bissen genarrt.

Vier Kanten Brot, mehr war es nicht,

aber es wärmte mir die Zehn,

und die Erinnrung bleibt bestehn

an das gute Festtagsgericht.

Wenn deine letzte Stunde schlägt,

man dich in einem Sarg fortträgt,

schwingt deine Seele sich empor

bis zum Himmelstor.

 

Diese Ballade ist für dich,

du, fremder Mann, der freundschaftlich

und etwas bang gelächelt hast,

als mich die Gendarmen gefasst.

Du, der traurig warst, einfach so,

als das Gesindel schadenfroh

in seiner gut gemeinten Art

mich um meine Freiheit genarrt.

Ein scheuer Blick, mehr war es nicht,

aber er wärmte mir die Zehn,

und die Erinnrung bleibt bestehn

wie das schönste Sternschnuppenlicht.

Wenn deine letzte Stunde schlägt,

man dich in einem Sarg fortträgt,

schwingt deine Seele sich empor

bis zum Himmelstor.

 

 

 

Eros lässt uns im Stich

(Cupidon s´en fout)

 

Das Getändel in Liebe zu verwandeln,

hätte nicht viel gefehlt unter dem Strich,

aber leider wollte Venus nicht handeln,

an manchem Tag lässt uns Eros im Stich.

 

An manchen Tagen tut er sich sehr wichtig,

seine Pfeile sind wirklich ritterlich,

allerdings treffen sie uns nicht mehr richtig,

an manchem Tag lässt uns Eros im Stich.

 

Er verschreibt sich manchmal anderen Laffen

und hat keine Zeit mehr für dich und mich,

mit dem Bogen und seinen klugen Waffen,

an manchem Tag lässt uns Eros im Stich.

 

Wir versuchten es ohne ihn zusammen,

wälzten uns im grünen Gras inniglich,

doch ich schaffte es nicht, dich zu entflammen,

an manchem Tag lässt uns Eros im Stich.

 

Du hast mir zwar die Erlaubnis gegeben,

doch dein Herz fiel trotz allem nicht an mich,

denn das Feuer trat ohne ihn ins Leben,

an manchem Tag lässt uns Eros im Stich.

 

Wir entblätterten zwanzig Margeriten,

doch das Idyll war mehr als kümmerlich,

denn das Schicksal bescherte uns nur Nieten,

an manchem Tag lässt uns Eros im Stich.

 

Wenn ihr ins Grüne geht, Blümchen zu tauschen,

sei der Himmel eurem Glück förderlich.

Ich sah meine kleine Chance verrauschen,

an manchem Tag lässt uns Eros im Stich.

 

 

Die Obszöne

(La traitresse)

 

Ich beschwöre den Tod, das fällt mir nicht schwer,

Mir ist alles zu viel, ein Bestatter muss her,

Der ein Grab mir verkauft, und der Preis ist egal –

Meine Schöne liebt klammheimlich ihren Gemahl.

Meine Schöne – die Obszöne

 

Ich war sicher, ich hätt einen guten Fang gemacht,

Meine Fahne war allein Frau Dupont zugedacht,

Aber alles ist aus, seit ich abends im Wald

Zeuge ward, wie sie dort ihren Ehemann knallt.

Meine Schöne – die Obszöne

 

Fänd ich ein Attribut, fänd ich Worte dazu,

Die die Dummheit erklärn dieses Kinds einer Kuh,

Die den Gatten erwählt und den Liebhaber foppt,

Und mein Fähnlein des Ehebruchs unbedarft toppt.

 

War ich blind, taub und stumm, oder war ich borniert,

Es war länger schon so, warum hab ichs nicht kapiert,

Denn die Küsse von ihr waren ohne Begier,

Und die Kinder Dupont schlugen auch nicht nach mir.

Meine Schöne – die Obszöne

 

Aber was mir den Stachel ins arme Herz trieb,

War ein teuflischer, wohl ausgeklügelter Hieb,

Denn in deutlichem Ton sagt die Schöne zu mir:

Wer die Hörner hier trägt, ist bestimmt nicht mein Stier.

Meine Schöne – die Obszöne

 

Ich war Zeuge der Duponts, diesem schurkischen Paar,

Die bei Null neu begannen wie vor dem Altar,

Ich war Zeuge im Wald, in aller Zweideutigkeit,

Wie die Schöne erneut um den Hahnrei gefreit.

Meine Schöne – die Obszöne

 

 

Der schlechte Ruf

(La mauvaise réputation)

 

In meinem Dorf, Gott weiß woher,

krankt mein Ansehen wirklich schwer.

Ob ich mich quäle oder auch nicht,

bleib ich doch nur ein armer Wicht.

Niemand kommt durch mein Tagewerk zu Schaden,

denn ich wandel nicht auf verbot´nen Pfaden.

Aber die Leute mögen es nicht,

dass mein Weg ihrem nicht entspricht.

Die ganze Welt hackt auf mir rum,

nur manche nicht, denn die sind stumm.

 

Vierzehnter Juli, so ein Tag,

wo ich das Bett nicht missen mag.

Die Musik auf Schritt und Tritt

bin ich auch diesmal wieder quitt.

Trotzdem kommt doch kein Posaunist zu Schaden,

wenn sie mich vergeblich zum Schunkeln laden.

Aber die Leute mögen es nicht,

dass mein Weg ihrem nicht entspricht.

Die ganze Welt deutet auf mich,

die ohne Arm enthalten sich.

 

Wenn mich ein Strolch um Hilfe fragt,

weil ihm ein Kuhbauer nachjagt,

stell ich ein Bein, ich geb es zu,

und der Verfolger fällt im nu.

Trotzdem kommt doch ehrlich kein Mensch zu Schaden,

lass ich den Apfeldieb laufen in Gnaden.

Aber die Leute mögen es nicht,

dass mein Weg ihrem nicht entspricht.

Die ganze Welt stürzt sich auf mich,

nur die im Rollstuhl sträuben sich.

 

Man muss nicht Jeremias sein,

um mein Schicksal zu prophezein.

Finden sie einen guten Strick,

legen sie ihn mir ums Genick.

Trotzdem kommt doch ehrlich kein Mensch zu Schaden,

lauf ich nicht nach Rom auf den Pilgerpfaden.

Aber die Leute mögen es nicht,

dass mein Weg ihrem nicht entspricht.

Die ganze Welt strömt zu Gericht,

nur die Erblindeten schaun nicht.