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Missa Circumcisionis

Die Missa Circumcisionis Domini Nostri Jesu Christi hat Zelenka 1728 komponiert, als er den erkrankten Kapellmeister Heinichen vertrat. Die Uraufführung dürfte am Neujahrstag 1729 erfolgt sein. Bis zur Neuordnung durch das II. Vatikanische Konzil wurde an diesem Tage, der gleichzeitig Oktavtag von Weihnachten ist das Fest der Beschneidung unseres Herrn ("In Circumcisione Domini) gefeiert, dem diese Messe nicht nur den Namen, sondern auch ihren Inhalt verdankt. So spüren wir in diesem Werk von Anfang bis Ende weihnachtlich-festliches Empfinden. Am deutlichsten wird das beim Agnus Dei ll, einem Pastorale für Tenor Solo, drei Oboen und Continuo Zelenka, als liturgisch und theologisch geschultem Mann, dürfen wir abnehmen, dass darin nicht nur ein zufälliges Weihnachtsidyll zu sehen ist, sondern die Aussage steckt, dass die Geburt des Herrn und die Erlösung durch das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt, zusammengehören und folglich auch zusammen gehört werden müssen: das weihnachtliche Pastorale und der streng österliche Text Ebenso wenig unbeabsichtigt dürfte der weihnachtliche Pastorale-Charakter des Qui tollis peccata im Gloria mit seinem 6/4 Takt sein. Noch offensichtlicher ist der Weihnachtsjubel im Sanctus und Benedictus zu spüren, wenn Zelenka die Engelschöre in Kettentrillern, Gloria" und "Hosanna" schwirren lässt.

Bei Zelenka muss man immer dann besonders aufhorchen, wenn er die Instrumente schwelgen lässt. So Ist auch das a-cappella-Terzett für drei Solisten "Et incarnatus est als Mittelpunk dieser Messe anzusehen. Von ihm geht ein stilles Leuchten aus. Wo findet man so eine Aussage bei einer solchen Beschränkung der Mittel!

Noch einmal lässt Zelenka im Credo aufhorchen, wenn Chor und Orchester nach dem Wort "resurrectionem abrupt innehalten, um nach einer Generalpause in einem a-cappella-Satz, der den Atem stocken lässt, das mortuorum zu singen. Mit einem zuversichtlichen "Et vitam venturi saeculi. Amen!" schließt dieser knappe, aber doch inhaltsreiche Satz. Zelenka greift auch in dieser Messe zu kühnsten harmonischen Wendungen, wie beispielsweise in der Bitte um Erbarmen - "miserere nobis' - im Gloria und analog dazu im Agnus Dei I. Aber auch das Kyrie, beginnend mit einer fast unbekümmert festlichen Einleitungsmusik, wird gleich nach der ersten imitatorischen Durchführung des Textes mit einer Reflection des "eleison" Im Ausdruck auf eine Höhe geführt, die wir so an Zelenka schätzen.

Vom Gloria war schon in anderem Zusammenhang die Rede. Es soll aber ergänzt werden, dass dieser Satz natürlich in seiner Gesamtheit einen Jubel ausstrahlt, wie er vor allem zu Weihnachten dem Lobgesang der Engel bei der Verkündigung an die Hirten ansteht: er beginnt mit einem Feuerwerk der Instrumente und schließt mit dem hämmernden Synkopenrhythmus der Cum sancto spiritu -Fuge. (Konrad Wagner)

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