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Alexander Skrjabin (1872 - 1915)

Geboren am 6.Januar 1872 (25. Dezember 1871) in Moskau, war der Sohn eines aus dem russischen Militäradel stammenden Juristen und Diplomaten und einer Konzertpianistin, die am Petersburger Konservatorium Schülerin von Theodor Leschetitzky gewesen war. Da sie schon ein Jahr nach der Geburt Aleksandrs starb, erhielt er ersten Klavierunterricht von seiner Tante Ljubov. Mit zehn Jahren wurde er auf die Moskauer Kadettenschule geschickt und hatte zur gleichen Zeit seinen ersten pianistischen Auftritt.

1883 kam er zu dem 21jährigen Georgij Konjus, der bei dem Liszt-Schüler Paul Pabst studierte. Unter seiner Obhut entstand Skrjabins erstes erhaltenes Klavierstück, ein Kanon. Seit 1884 hatte er Privatunterricht bei Sergej Taneev, dem Direktor des Moskauer Konservatoriums. Die Vorbereitung aufs Konservatorium aber übernahm der renommierteste Moskauer Privatmusiklehrer Nikolaj Zverev.

1888-92 studierte Skrjabin am Moskauer Konservatorium - Komposition und Musiktheorie bei Anton Arenskij und Sergej Taneev, Klavier bei Wassilij Safonov. Danach begann eine Pianistenkarriere, die zunächst sein Verleger Mitrofan Beljaev tatkräftig förderte. Konzertreisen, auf denen er bald nur noch eigene Werke spielte, führten ihn ins europäische Ausland, 1906/07 auch in die USA.

1898-1902 war er Lehrer für Klavierspiel am Moskauer Konservatorium, danach lebte er im Ausland (vornehmlich in der Schweiz und in Brüssel), kehrte aber 1910 nach Moskau zurück. Bei einem Besuch des Vaters in Lausanne begegnete er Igor Stravinskij. Im Frühjahr 1914 reiste er nach Paris und England, wo er, wie schon zuvor in Brüssel, Kontakt zu Theosophenkreisen hatte. In den letzten Moskauer Jahren stand er Symbolisten-Zirkeln nahe (z. B. Konstantin Bal'mont und Valerij Brjusov, der ein Gedicht auf seinen Tod schrieb).

Seit 1897 war Skrjabin mit der Pianistin Vera Isakovic verheiratet, lebte aber seit 1905 mit Tatjana de Schloezer, der Schwester des Musikschriftstellers Boris de Schloezer, zusammen. Aus den beiden Verbindungen hatte er sechs Kinder. Skrjabin genügte bald nicht mehr die Musik zum Ausdruck seiner philosophischen Ideen, die u. a. von Nietzsche, Bergson und der Theosophie inspiriert waren. In seiner symphonischen Dichtung Prometheus (1908/10) notiert er ein Farbenklavier.

Zum Ende seines Lebens hin beschäftigte ihn mehr und mehr die Idee eines multimedialen »Mysteriums«, eines siebentägigen Rituals, das in einem halbkugelförmigen Tempel in Indien zelebriert werden und alle Sinne ansprechen sollte als Symphonie aus Wort, Ton, Farbe, Duft, Berührungen, Tanz und bewegter Architektur. Dieses utopische Projekt, zu dem Skrjabin nur den Text einer »Vorbereitende(n) Handlung« fertigstellen und einige musikalische Bruchstücke entwerfen konnte, sollte die Teilnehmer auf eine höhere Daseinsstufe, zu »kosmischem Bewusstsein« führen.

Skrjabin, der, als ein Kind seiner Epoche, sich mehr und mehr als eine Art Messias fühlte, ahnte die kommenden Welt-Erschütterungen, von denen er noch den Beginn des 1. Weltkriegs erlebte. Er starb am 14. April 1915 in Moskau an einer Blutvergiftung.

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