|
[Kostproben] [Rezensionen]
|
Lobet die Eine entfaltet - gerade für Frauen, aber auch
für Männer, die sich in der üblichen Gebetssprache der Kirchen
nicht mehr zurechtfinden - eine andere christliche Gebetssprache
in reicher Vielfalt, in immer neuen - weiblichen - Gottesnamen
und Bildern, in überschwänglichem Lob und verzweifelter Klage.
Diese modernen Schweige- und Schreigebete finden Worte für
Zweifel und Fragen, aber auch für unaufgebbare Hoffnungen
und die unzerstörbare Lebensmacht Gottes.
"Der Reichtum der Gebetssprache von Carola Moosbach
bleibt nicht ihr Privatbesitz. Sie verschenkt ihn, damit andere
davon Gebrauch machen."
Luise Schottroff
|
|
Matthias
Grünewald Verlag
Mainz, 2000
Gebundene Ausgabe
117 Seiten
12,80 
ISBN 3-7867-2244-7
|
Lobet die Eine
Lobet die Eine
die uns stärkt und tröstet
die nach uns ruft
und treu sich an uns bindet
laßt uns mit Freuden
ihren Namen singen
Gott sei gepriesen
Lobet die Flamme
die auch uns entzündet
leuchtende Weisheit
sprühe Deine Funken
in neuem Licht soll
uns Dein Name glänzen
Gott sei gepriesen
Lobet die Quelle
die auch in uns sprudelt
Wasser des Lebens
laß die Erde grünen
heilendes Strömen
Brunnen aller Liebe
Gott sei gepriesen
© C. Moosbach 1999
Gotteshunger (nach Psalm 42)
Wie eine Blume sich streckt nach der Sonne
so hungere ich Gott nach Dir
Aus tiefstem Herzen mit ganzer Seele
rufe ich Dich Gott meine Freundin
Wann werde ich Dich sehen unverborgen
wann endlich satt werden in Dir
Ich kann nichts mehr fühlen bin wie versteinert
aber für andere soll ich noch lächeln
Zu Dir aber komme ich Gott wie ich bin
ganz ohne Maske und nur für mich
Was bin ich so traurig und unruhig in
mir
so viele Ängste und Sorgen
Du bist so weit weg Gott wer glaubt Dir schon noch
womöglich gibt es Dich gar nicht
Ich irre umher suche Deine Spuren
und finde nur Steine statt Brot
Du bist doch kein ferner König Gott
kein Märchen aus uralten Zeiten
Schick Deine Weisheit die heilige Quelle
nähre und heile uns schenke uns Leben
Verzaubere uns Gott mit Deiner Schönheit
sei fester Grund wohin wir auch gehen
Mit anderen will ich Dich feiern und schmecken
das Lebensbrot teilen und essen
© C. Moosbach 1999
Wer zum Vergleich den 42. Psalm lesen möchte:
Synoptische Darstellung (beide Texte nebeneinander)

Rezensionen:
In ihren Gedichten entfaltet Carola Moosbach ihren Gedankenstrom,
den man leicht mit der bizarren Schönheit eines von der Sonne
durchleuchteten Eisfalls vergleichen möchte...
Handreichung
Zeitschrift der Evangelischen Frauenarbeit in Österreich
2/2000
Erstaunlich, dass das Buch diesen Titel gefunden hat: Das Lob als
Titel für Schreien und Verstummen, für einen Aufstand,
der kein Vaterunser sprechen, der den Schuldigern nicht vergeben
lässt, denn da zählt keine Zeit und heilt keine
Wunden, da reicht auch nicht Gott hin...
Es sind die Klagen, ja und das Lob eines von seinem Vater missbrauchten
Mädchens, dieser Frau. Der Zufall wollte es, dass
mich eine Bekannte mit ähnlichen Erfahrungen besuchte, als
ich diese Gebete in der Hand hielt. Auf einem Zettel, den sie mir
später in das Buch hineingelegt hat, notiert sie: Wie
erleichtert bin ich, dass jemand sagt, was ich nie sagen konnte,
das Wort von der Vaterwunde und dass Gott keine
feste Burg gewesen ist. Auch sie kennt die Erfahrung der Minderwertigkeit,
ein Schattenkind zu sein, dass niemand sehen will.
Sie weiss, wie es ist, Trost und Nähe unbedingt zu wollen und
doch nicht zu ertragen weil alle Menschennähe verbrannt
riecht...
Aber ... die Wut kann Berge versetzen und die Mauern zum Einsturz
bringen im Schweigeland, sagt Carola Moosbach. So blickt immer
wieder und deswegen das Angezogen- und Angetan-Sein von der Einen
durch, der Schöpferin und Freundin, soviel Freude, ja fast
mystische Sättigung: Du alles und Eine/Du Meine und Keine/noch
lange nicht werde ich satt... und Den Klang Deiner Stille
Gott möchte ich hören/und tanzen in Dir meine Seele...
Wie ein unverdientes Geschenk nahm ich diese Gebete an, fast scheu,
weil eine so abgrundtief Verletzte ihr Wortbrot und ihren Wortwein
anbietet: Mit anderen will ich Dich feiern und schmecken.
Nichts ist vergessen oder schön gelächelt von diesen
Tagen, die wehtun von Anfang an, aber etwas hat sich frei
gebrochen, frei geschrien, frei getanzt zu einer neuen, lebendigen
Erfahrung: Du tanzt mit uns den neuen Rhythmus/den Aufbruch
ins eigene Leben.
Diese Schweige- und Schreigebete sind mir ganz unmittelbar zu Herzen
gegangen. Sie werden vermutlich Leserinnen treffen, die in Menschlichen
und religiösen Belangen, wie die Autorin gebrannte Kinder
sind, nicht einfach ruhig gestellt werden wollen mit einem spirituellen
Trostpflästerchen und die Spannung zwischen Ihren Todes- und
Lebenserfahrungen auszuhalten suchen. Und reicht (der Trost)
auch nicht für alle Tage/und bleibt auch das Kind gebrannt
für immer/so ist es doch trotzdem lebendig....
Wie ein Resümee klingt es oder vielmehr wie ein aufmerksames,
erlittenes Einverständnis von Glück, wenn sie bekennt:
Gott umschliesst meine Wunden mit ihren gewaltigen Liebe.
Dann stelle ich mir vor, wie Gott mit unendlicher Sanftheit in meine
Seele hineinpustet. Danach tut es noch immer weh, aber anders...
Ihr kann ich es glauben.
Ferment
Schweiz
5/2000

...In vielen Texten konfrontiert Carola Moosbach die LeserInnen
unverblümt mit ihren Gewalt- und Überlebenserfahrungen, findet Worte,
die die Dimensionen sexueller Gewalt erahnen lassen, die mutig Ängste
und Verletzungen benennen und den mühsamen Prozeß des Überlebens
erzählen. Diese Gebete und Schreie sind Teil einer individuellen
Lebensgeschichte und dabei offen für die Gewalt- und Überlebenserfahrungen
anderer Menschen. Sie haben die Kraft, verschlossene Münder aufzutun,
taube Ohren hörend zu machen und die Augen zu öffnen füreinander.
Nicht nur deswegen stehen die Gebete in "Lobet die Eine"
in bester biblischer Psalmentradition. Wie im Liederbuch des jüdischen
Volkes bilden Klage und überschäumender Jubel hier eine unauflösbare
Einheit, ist der Schmerz im Moment des Glücks spürbar enthalten...
Die Gebete von Carola Moosbach sind keine "leichte" Lektürekost,
sondern viel mehr nährende Wegzehrung für alle, die eine Theologie
und Sprache suchen, in der sie mit ihren Erfahrungen, Ängsten, Zweifeln,
Hoffnungen und Glück vorkommen, wo auch der Streit mit Gott und
die Auseinandersetzung mit fragwürdigen theologischen und kirchlichen
Traditionen ihre Berechtigung haben. Sie fordern in ihrer Dichte
und Schönheit zum Nach-denken, zum Weiterdenken und zum Widerspruch
sprechen, und schenken uns Worte, wo vorher Sprachlosigkeit herrschte...
GRENZGÄNGERIN
Verein zur Förderung feministischer Theologie e.V.
Rundbrief Nr. 6, Kassel, 2000

...Wieder ist CAROLA MOOSBACH ein aufwühlendes Gebetbuch gelungen.
Gerade die Texte, die nicht in Gedichtform sind, beeindrucken mich:
..."Gott ist ein Geschenk, das geteilt werden will wie Brot.
Gottes Brot ist aus Liebe gemacht. Wer einmal davon gekostet hat,
wird von nichts anderem mehr satt." (S.99)
Fast möchte ich sagen, so ist es auch mit den Texten von CAROLA
MOOSBACH: Sie lassen in mir eine Sehnsucht wachsen nach mehr. Nach
mehr Texten von ihr und nach mehr Gebeten heutiger Frauen, die angstlos
ihre Beziehung zu Gott ausdrücken und so mutig ihre Schmerzen und
Hoffnungen, ihre Erfahrungen mit Gott in Worte fassen.
Dieses Buch ist wieder ein Geschenk – und gut zum Schenken geeignet
– an sich selbst und an andere.
Arbeitsgemeinschaft Frauenseelsorge
Bayern
September 2000

Die meisten Bücher liest man. Es gibt aber auch Bücher, mit denen
frau lebt.
Mit Carola Moosbachs neuer Textsammlung lebe ich, seit ich sie kurz
vor Beginn der Fastenzeit 2000 erworben habe. In täglichen Fastenandachten
haben sich einige der Texte so bewährt, dass ich sie mir abgeschrieben
habe, um nicht zu oft blättern zu müssen. Andere warten noch auf
die ihnen angemessene Stunde. Und wieder andere meditiere ich, um
zu verstehen, aus welcher Asche diese Lichter gestiegen sind und
immer wieder steigen.
Etliches ist schon geschrieben worden über die Kreuzigung, die am
Ursprung dieser Texte geschah. Und es ist wahr, dass Carola Moosbach
die Misshandlungen, die sie in ihrer Kindheit und später erlebt
hat, offen als Ausgangspunkt ihres Schreibens deklariert. Mitten
im Buch führt sie mich mitten ins konkrete Leid, aus dem es eigentlich
kein Entrinnen gibt. Dass die Sprache sich dann doch Wege bahnt
"gottwärts" (S. 39), dass sie zu Gebeten ohne Amen findet,
die für mich ein gültiger, zuweilen formvollendeter allgemeiner
Ausdruck dessen sind, was Frauenkirche im Innersten bewegt, das
ist das Wunder der Auferstehung. Jetzt.
Es ist gut, dass wir heute, nach Jahren notwendiger Kritik und wissenschaftlicher
Anstrengung, als religiöse Frauenbewegung solche Texte geschenkt
bekommen.
SCHLANGENBRUT
streitschrift für feministisch und religiös interessierte frauen
August 2000

Wer nach Gebeten sucht, die berühren und eigenes zum Klingen bringen,
wer zudem Freude hat an einer empfindsam-poetischen Sprache, die
zugleich gerade durch ihre Präzision beeindruckt, die/der greife
zu diesem gerade erschienenen Buch. In sieben Kapitel unterteilt
und in ansprechender äußerer Aufmachung bietet es Klagetexte und
Gotteslob. Meditationen zu Psalmen und Frauengestalten sowie neue
Lieddichtungen auf vertraute Gesangbuchmelodien tragen zur Vielseitigkeit
dieser Gebetssammlung bei.
Hintergrund ihrer Texte ist die Erfahrung sexueller Gewalt, der
Carola Moosbach in ihrer Kindheit ausgesetzt war. Ihre Texte erzählen
die persönliche Schmerzgeschichte, die zugleich mehr ist als eine
persönliche Geschichte. Ihre Gebete schreien den Schmerz heraus
und sind wie ein Überlebensversuch. Zugleich beschreiben diese Gebete
sehr präzise den immer wiederkehrenden Missbrauch des kleinen Mädchens:
“...ich sehe und fühle nichts anderes mehr als meinen Vater den
Schrecken meiner Kindheit wie er dasteht immer näher kommt und niemand
hilft mir kein Ort und keine Zeit ist sicher vor ihm...” (Seite
77).
Es ist sofort nachvollziehbar, das für die Autorin nur ein weibliches
Gottesbild möglich ist. Ganz konsequent ist Gott in den Texten die
Eine, deren Namen wiederum so vielfältig und immer wieder anders
sind, wie es eigentlich nur Liebende miteinander kennen.
“...Gottausbruch Gottaufbruch bist Du und feurige Wahrheitszunge...
Gottblüte erfülle und locke uns” (Seite 25). Gepriesen wird sie,
Gott - mal in Worten, die vor Freude zu tanzen scheinen, mal im
stillen Lob. Vermisst, gefragt, gesucht wird sie, Gott - sie ist
alles andere als eine sichere und feststehende Gebetsadresse. Und
trotz allem - immer wieder Zuflucht und Halt ist sie, Gott, “Du
Aber-Mächtige” (Seite 71).
Die neuen Bilder und Worte für Gott haben Kraft und sprechen hinein
in heute gelebtes Leben. Mit dieser ihrer - zweiten - Gebetssammlung
ist es Carola Moosbach gelungen, so mit Gott im Gespräch zu sein,
dass andere mit ihren eigenen Erfahrungen eine Sprach- und Glaubenshilfe
darin finden können.
rheinweiber
Zeitschrift des Frauenreferats der Ev. Kirche im Rheinland
Mai 2000

Wenn eine Frau mit dreißig Jahren in einem furchtbaren Aufschreien
erfährt, dass sie als Kind von ihrem Vater vergewaltigt und missbraucht
wurde, dann kommt zutage, was unter Sucht und Abhängigkeit zugedeckt
worden war. Wie kann diese Frau weiterleben?
Carola Moosbach begegnet einer "Gottsagerin", einer Pastorin.
In langen Gesprächen wird eine Quelle freigeschaufelt, aus der eine
neue Kraft und eine großartige Schreibbegabung sprudelt.
Carola Moosbachs Texte erinnern uns an die Psalmen: Sie klagt und
schreit, sie erspart uns nichts: "Tief eingebrannt in die Seele
ist mir die Vaterwunde". Dann aber lobt sie "die Eine,
die uns stärkt und tröstet". Sie findet eine wunderbare neue
Sprache zu alten Kirchenliedern, so zur Melodie von "Liebe
die du mich zum Bilde": "Segne uns Du Licht des Lebens
/ Sternenglanz der Dunkelheit / web uns ein in Deine Träume / hüll
uns in dein Hoffnungskleid..."
Die Texte und Lieder sind nah an der Bibel und nah an der Liturgie,
sodass sie für alle, die vorlesen, mit Gruppen singen und Gottesdienste
anleiten, eine wahre Schatzgrube sind.
Carola Moosbach ist die Preisträgerin des "Preises des FrauenKirchenKalenders
für Gottespoetinnen" für das
Jahr 2000.
Hanna Strack
Herausgeberin des FrauenKirchenKalenders

|
[Zurück]
|