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"Was mir hilft, das ist mein Leben"

Rheinische Post, Montag, 1. November 1993

Gespräche, Gedanken, Erfahrungen einer jungen AIDS-kranken Frau

(Montag 23.00 Uhr, West 3: "Was mir hilft, das ist mein Leben")

Eine junge Frau lebt mit AIDS und weiß, daß sie daran sterben wird. Mehrere Monate lang haben Wolfgang Liessem und Martin Zorn die 25jährige Cori aus Wuppertal besucht, meist mit Kamera und Mikrofon. Haben ihre Freunde aufgesucht, die mit ihr in der AIDS-Beratung in Berlin arbeiten und Cori finanziell unterstützen, weil keine offizielle Stelle dafür Geld übrig hat (jedenfalls nicht für die Beratung von infizierten Frauen...) Haben sich sogar zu ihrer Mutter gewagt, die bewundernswert gefaßt, sogar souverän wirkt. Besuchten die Pastorin, mit der sie über den Tod spricht, ihren Ehemann, der sie nach der Diagnose (und trotz der Diagnose) geheiratet hat und von dem sie heute getrennt lebt, ihren Lebensgefährten, der von ihrer Stärke, ihrem Mut, ihrem Lebenswillen begeistert ist. Der Film mit dem langen Titel, den der WDR vorab vorstellte, ist ein Porträt eines ungwöhnlichen Menschen. Wie lebt man denn im Bewußtsein des baldigen Todes? Diese bange Frage hatte die Kölner Filmer zu Cori begleitet, so lange, bis sie die Antwort, Coris "Rezept" verstanden hatten: Man lebt. Man läßt sich sein Leben nicht schon vor dem Sterben zerstören. Das klingt pathetisch und ist schwer durchzustehen. Cori allerdings ist Kranksein und Leiden gewöhnt; sie hatte schon als Kind eine Ekzemhaut, Asthmaanfälle und Allergien. Vielleicht werden die Überlebenskräfte stärker, wenn man so mühselig Luft bekommt; jedenfalls gebraucht Cori nichts so oft wie das Wort "Power". Die Kamera begleitet sie zur AIDS-Beratung, bei ausgelassenem Tanz in der Disco, beim Schwimmen mit dem Freund, bei einem Besuch in Paris, wo es sie immer wieder ans Grab von Jim Morrison zieht. Erst ganz zum Schluß wagen Liessem und Zorn sie zu fragen, wann sie sich angesteckt habe. Sie hat erstaunlich spät nachgeforscht. Es war ein Freund; Bluter. "Das ändert auch nichts mehr und ist auch nicht mehr so wichtig. Er wird daran genauso sterben wie ich auch!".

BRIGITTE SÖHNGEN