Betrachtungen und Analysen über das Menschsein
 
 

Das Leben in der Gemeinschaft





Am schwierigsten ist es in Partnerschaften und Kindererziehung, zwischen den eigenen Bedürfnissen und den der anderen zu unterscheiden.
 
 

Das liegt daran, daß man mit Menschen, die man liebt, mit empfindet.
 
 

Diese Tatsache macht es einen schwer, zu unterscheiden:

Was ist mein Bedürfnis und was ist nicht mein Bedürfnis?
 
 

Weil wir aber festgestellt haben, daß diese Unterscheidung wichtig ist, müssen wir einen Weg finden, um uns trotz der Nähe, der Liebe und des Mitgefühls zu unseren Mitmenschen Klarheit darüber verschaffen, was für uns und für andere wichtig und richtig ist.
 
 

Hier helfen uns auch unsere bisherigen Erkenntnisse ein Stück weiter.
 
 

Die Unklarheit ist entstanden aus dem eigenen Bedürfnis nach Nähe zu anderen.
 
 

Also sollte es uns doch möglich sein, zu Klarheit zu kommen, wenn es uns gelingt, daß Bedürfnis nach Nähe nicht mehr, (also für eine Zeit der Besinnung) zu haben.

Zu diesem Zweck ist es Angebracht sich mehrmals an Tage zur Besinnung zurückzuziehen und einen intensiven Kontakt zu uns selber herzustellen.

Weiterhin hilft es uns, zu wissen, daß auch unsere Mitmenschen dieses alles in ihrem Leben erkennen, erleben und erlernen müssen, wenn sie Fortschritte machen wollen.
 
 

Wenn wir erkennen, das alles, was wir Erleiden, seinen Ursprung in eigenen unerfüllten Bedürfnissen hat, können wir besser unterscheiden, wann jemand einen gewissen Leidensdruck ausgesetzt werden muß, und wann nicht. Dieses kann falsches Mitleid verhindern.
 
 

Nun ist das Bedürfnis nach Nähe zu Lebewesen, aber eines den stärksten in uns Menschen.
 
 

Um es nicht zu haben, ohne es zu befriedigen, zu verdrängen oder uns zu betäuben, muß man etwas anderes haben, um es zu kompensieren.
 
 

Es gibt da ein breites Feld der kreativen Betätigungen. Doch diese bergen in sich die Gefahr der Ablenkung durch ihren Unterhaltungswert, der unser Bewußtsein oft eingeengt läßt.
 

Man kann diese Bestrebung nur dann beruhigen, wenn wir es schaffen, eine Nähe zu uns selber herzustellen. Dieses wiederum setzt ein starkes Interesse an uns selber voraus.
 
 

Merkwürdigerweise ist dieses Interesse an der eigenen Person in dieser Form aber bei den Menschen selten erkennbar.
 
 

Alle sind zwar sehr auf ihren vermeintlichen Vorteil bedacht und Egoismus ist etwas selbstverständliches. Doch wenn man genau hinsieht, findet meistens eine Beschäftigung des Menschen mit seiner Umwelt statt.
 
 

Er verliert sich in seinen Aktivitäten, Wahrnehmungen und in seinen Mitmenschen.
 
 

Wie kommt es, daß wir so oberflächlich sind?
 
 

Kann man es damit erklären, daß wir zu erlebnishungrig, zu gierig, zu unsensibel, und zu anspruchsvoll sind?
 
 

Nein, das ist nicht die eigentliche Ursache; das sind schon Auswirkungen einer noch grundlegenderen Tatsache.
 
 

Unser mangelndes Interesse an uns und damit auch an unserem innersten Selbst, liegt wohl eher darin, daß wir uns nicht ganz wahrnehmen können und wollen.
 
 

Unsere Art der Wahrnehmung ist ungeheuer begrenzt:
 
 

1.) Auf unsere Sinne und durch unsere Sinne.
 
 

2.) Man kann in einem Moment immer nur einen Eindruck erfassen.
 
 

Damit wird klar, daß wir, um uns selber ganz wahrnehmen zu können, entweder die Hilfe von anderen brauchen, um uns in ihnen widerzuspiegeln, oder wir uns eine neue Art der Wahrnehmung aneignen müssen.
 
 

Dabei spielt am Anfang unser Körper eine große Rolle.
 
 

Er ist die Grenze unserer Person und seelische Reaktionen (Empfindungen) werden nur am Körper wahrnehmbar.
 
 

Wer also ein unempfindliches Körpergefühl hat nimmt auch einen Großteil seiner seelischen Empfindungen nicht bewußt wahr.
 
 

Empfindungen sind aber der Energieträger für das Handeln.
 
 

Wer seine Bedürfnisse erkennen will, muß seine Empfindungen wahrnehmen und verstehen.
 
 

Um diese Voraussetzung zu schaffen, müssen bedeutsam Veränderungen in der Lebensweise vorgenommen werden:
 
 

1.)Reinhalten des Körpers und des Geistes
 
 

Gesunde Ernährung, Hygiene, ausreichender Schlaf und Bewegung. Keine starken Sinnenreize, keine abstoßenden oder ängstigende Wahrnehmungen.
 
 

2.)Verstehen des Zusammenhangs zwischen Einstellung, Lebenswillen, Bedürfnis, Empfindung, Denken und dem sich daraus ergebenden Handeln.
 
 

3.) Zeiträume im Lebensrhythmus einbauen, in denen man keinerlei Verpflichtungen nachgeht und sich versucht, auf sich Selbst zu besinnen (meditieren, lesen, schreiben, dichten, musizieren u.s.w.), und dieses immer mehr auszubauen versucht. Ein Wechsel von kreativen Tätigkeiten und Übungen die das Bewußtsein erweitert.
 
 

Gerade der letzte Punkt ist von sehr großer Bedeutung.
 
 

Denn um sich Klarheit zu verschaffen, ist es unerläßlich, daß wir uns ganz wahrnehmen können.
 
 

Dieses ist während der aktiven Zeit des Tages (für Anfänger) unmöglich.
 
 

Das liegt daran, daß zu unserer Person etwas gehört, daß so unvorstellbar fein ist. Wir müssen zu einer Absoluten Stille gelangen, um es wahrnehmen zu können.
 
 

Es gibt viele Bezeichnungen dafür, aber es ist immer das selbe damit gemeint.
 
 
 
 

Es ist unser innerstes Ich, das Selbst, das Bewußtsein, das Sein oder das göttliche im Menschen. Manchmal wird es auch Seele oder Geist genannt.
 
 

Damit wird klarer, daß man, wenn man zu sich Selbst eine Nähe herstellen will, dieses innerste Ich eine Art reines oder leeres Bewußtsein wahrnehmen muß.
 
 

Dort erfahren wir unsere wahre Identität, die nicht an ein Leben in einem Körper gebunden ist.
Um aber die vom sterblichem Körper befreiende Erfahrung zu machen, muß man erst einmal in den Körper hineinkommen. Das heißt sich auch als begrenztes manchmal hilfloses Wesen voll und ganz annehmen.

Wer aber durch Verkennen der Wirklichkeit, seine Identität, in seinen Handlungen, Werken und Mitmenschen sucht, kann sie dort nicht in vollkommener und dauerhafter Weise finden.

Er wird solange umher irren, in der äußeren Welt, bis er anfängt, zu begreifen, daß er viel mehr nach innen wahrnehmen sollte.
 
 
Zurück zum Anfang  
BEWUSSTSEIN IST DER ANFANG UND DAS ENDE  
DAS LEBEN IN GEMEINSCHAFT
UMGANG MIT MENSCHEN