Betrachtungen und Analysen über
das Menschsein
DIE HERAUSVORDERUNGEN DIE SICH IM UMGANG MIT MENSCHEN ERGEBEN
Wenn wir unsere Grund- und Sicherheitsbedürfnisse
befriedigt haben und nicht körperlich verletzt oder krank sind, dann
hängen fast alle Schwierigkeiten, die wir im Alltag haben, in irgend
einer Weise mit Menschen zusammen.
Um ein erfülltes Leben zu führen,
muß man sich also mit den Beziehungen, die wir zu unseren Mitmenschen
haben, beschäftigen und seine Gewohnheiten auch dort ändern.
Das Grundproblem liegt darin, daß
wir die Nähe zu anderen herstellen wollen, ohne auf einen gewissen
Freiraum für uns verzichten zu wollen. Je mehr man mit einem Menschen
austauschen kann, um so intensiver ist die Nähe oder anders gesagt,
so geringer ist die Distanz. Wobei man allerdings zwischen körperlicher
und seelischer Nähe unterscheiden muß.
Je weniger wir mit einem Menschen
austauschen können oder wollen, um so größer wünschen
wir uns die Distanz zu ihm.
Warum brauchen wir einen gewissen Abstand zu anderen?
Jeder Mensch braucht eine gewisse Bewegungsfreiheit.
Weil der Bewegungsraum durch die
Nähe zu anderen geringer wird, muß man ihnen ausweichen oder
andere zurückdrängen.
Die Einengung und Behinderung kann
auf vielfältige Weise stattfinden, was auch keiner umfassenden Erläuterung
bedarf. Hier sei nur ein Aspekt herausgegriffen, der als sehr bedeutsam
angesehen werden muß und von vielen unterschätzt wird.
So bald ich Kontakt zu Menschen
habe, werde ich mich in irgendeiner Weise mit ihnen beschäftigen müssen,
ob mir das paßt oder nicht. Jeder glaubt, auf die Befriedigung seiner
Bedürfnisse angewiesen zu sein. Somit muß man immer dann, wenn
eine Nähe hergestellt ist (oder erhalten bleiben soll) mit Übergriffen
oder Konflikten rechnen es sei denn, die Verhaltensweisen meines Gegenüber,
ist für mich berechenbar.
Damit sind wir an dem Punkt angekommen,
wo es oft schwierig wird.
Auch hier kommen wir nur weiter,
wenn wir Klarheit über unsere eigenen Bedürfnisse haben. Wenn
wir wissen, was wir mit wem austauschen wollen, können wir die Distanz
oder Nähe zu den einzelnen Personen, die es anzustreben gilt, bestimmen.
Die Nähe, die man zu Menschen
sucht, hängt davon ab, was man mit ihnen austauschen will oder kann.
So kann man einige Bereiche unterscheiden:
GEGENSPIELER
KONKURRENTEN
FREMDE
BEKANNTE
FAMILIE (VERWANDTE)
FREUNDE
PARTNER (FAMILIE)
KINDER
SELBST (ICH EGO)
Die Sache wird durch die hohe Bevölkerungsdichte,
den heutigen Lebens-und Arbeitsgewohnheiten erst richtig problematisch.
Die Abgrenzung hat den hauptsächlichen
Sinn, sich vor der Einflußnahme anderer zu schützen.
Wenn wir nun Klarheit darüber
haben, welche Nähe wir zu anderen wünschen, dann besteht noch
die Schwirigkeit, wie wir diese Nähe und Distanz herstellen.
Zusätzlich müssen wir
beachten, das es sich hierbei nicht um statische Zustände handelt,
sondern um extreme Schwankungsbreiten auftreten, je nach Situation, Stimmung
und Verhältnis.
a) Welche Mittel wenden wir nun
an, wenn wir eine Distanz vergrößern wollen?
Wir weisen zurück, wir drohen,
wir zeigen neue Grenzen auf, wir wehren ab, wir widersprechen, wir greifen
an, wir verteidigen, wir schrecken ab, wir brechen die Kommunikation ab,
wir widersetzen uns, wir klagen an und kritisieren, man kann auch jemanden
isolieren oder ihn festsetzen. Kein Interesse mehr an bisherigen Austauschmöglichkeiten
aufzeigen, wir verschließen uns.
b) Welche Mittel wenden wir an,
wenn wir die Distanz oder Nähe erhalten wollen?
Nicht beachten, verstecken, täuschen,
tarnen, verstellen, lügen, Veränderung nicht zulassen, jemanden
die bisherigen Austauschmöglichkeiten als ausreichend aufzeigen. Wir
schließen Frieden, wir machen Verträge, wir tauschen etwas aus
Gewohnheit aus, um das Gefühl der Beständigkeit zu erzeugen,
wie z.B. das Grüßen.
c) Welche Mittel wenden wir an,
um eine Distanz abzubauen?
Wir schenken anderen besondere Beachtung,
wir bieten unsere Hilfe an, wir fördern jemanden, wir deuten neue
Austauschmöglichkeiten an, wir werben, wir öffnen uns, wir gewähren
Einblick in unsere Gedanken und Empfindungen; wir sprechen jemanden an,
wir zeigen Verständnis und Mitgefühl.
Obwohl die Aufstellung nur einen Bruchteil der Möglichkeiten enthält, so wird doch deutlich, das man gewisse Fähigkeiten und eine gewisse Energie braucht, wenn man mit Menschen zu tun haben möchte.
Fähigkeiten erlangt man durch
Übung. Energie hat man. Denn durch Bedürfnisse entstehen Wünsche,
die auf Erfüllung drängen.
Wo liegt dann die Schwierigkeit?
1.) Die Wünsche sind oft in
einer unvereinbaren Weise entgegengesetzt, wie z.B. Freiheit und Sicherheit.
2.) Es besteht oft keine realistische
Einschätzung über das, was einem kurzfristig möglich ist
und wieviel Kraft und Ausdauer das Erreichen bestimmter Ziele erfordert.
Das bedeutet für notorisch
unzufriedene Menschen, die wir ja mehr oder weniger alle sind, daß
wir uns also auf weniger, oder etwas anderes konzentrieren müssen,
um zufriedener oder erfolgreicher zu werden.
Auch hier hilft uns Bescheidenheit
weiter. Durch die Aufgabe von Wünschen wird die Kraft der verbleibenden
Wünsche stärker und damit die Wahrscheinlichkeit ihrer Erfüllung
größer.
Erst wenn eine zeitweilig anhaltende
Befriedigung von diesen verbliebenen Wünschen gelingt, ist man reif,
um sich höheren oder anspruchsvolleren Zielen zu widmen.
Sehr interessant ist es in diesem
Zusammenhang einmal zu untersuchen, warum wir zu uns selber eine Distanz
herstellen oder zumindest keine intensivere Nähe anstreben.
Wenn die Entfernung davon abhängt,
wieviel wir austauschen können, dann liegt es wohl daran, daß
wir mit uns selber nicht genug anfangen können.
Wir stehen in keinem intensiven
Kontakt mit uns, weil wir uns selbst nicht viel geben können.
Es braucht hier nicht besonders
darauf hingewiesen zu werden, das der Status unserer Souveränität
in dem Maße zunimmt, wie es uns gelingt, neue Austauschmöglichkeiten
auf allen Bedürfnisbereichen ohne andere mit uns Selbst zu finden.
Das ist dann auch für den Umgang mit anderen außerordentlich
hilfreich.
Selbstkritische Anmerkung des Autors:
Hier könnte man zum besseren Verständnis Beispiele anführen.
Die nachfolgende Aufzählung,
ist aus einem Buch von Peter Lauster leicht verändert abgeschrieben
und stammt von dem amerikanischen Psychologen Maslow
Der Mensch
besitzt elementare Bedürfnisse, die in Stufen aufeinander aufbauen:
Stufe 6
Bedürfnis nach Einheit (Vollkommenheit) und Ewigkeit (Unsterblichkeit) Das in Verbindung treten mit dem Absolutem. Verwirklichung des Selbst oder des Seins |
Stufe 5
Bedürfnisse nach Selbsterfüllung durch Lebens- und Umweltgestaltung: Autonome Selbstentfaltung, Verwirklichung der eigenen Person und der für einen selbst bedeutendsten Lebensziele. |
Stufe 4
Ichbezogene Bedürfnisse: Streben nach Anerkennung. Selbstachtung, Selbstvertrauen und lndividualisierung. |
Stufe 3:
Soziale Bedürfnisse: Berufliche und private Kontakte zu Mitmenschen. |
Stufe 2
Sicherheits- und Schutzbedürfnisse: Gesundheits-und Altersvorsorge, Sicherung des Arbeitsplatzes. |
Stufe 1:
Physiologische Grundbedürfnisse: Atmen, Essen, Trinken, Ausscheidung, Schlafen, Wohnung,Kleidung und Sexualität. |
Unsere Bedürfnisse sind das
was uns Menschen gleich macht. Die Art und Weise, wie wir sie Befriedigen
wollen und können, ist wohl der wesentlichste Punkt worin wir Menschen
uns unterscheiden.
Wie wir unsere Bedürfnisse befriedigen wollen, hängt maßgeblich von unseren Wertvorstellungen ab, die sich nicht nur im laufe des ganzen Lebens, sondern stündlich ändern können.
Besondere Beachtung in diesem Zusammenhang,
sollte man der Tatsache widmen, daß viele Bedürfnisse nur ersatzweise
befriedigt werden. Der Grund dafür ist der, die höheren Bedürfnisse
können nicht ohne einen meist schmerzhaften Reifeprozess befriedigt
werden. Außerdem werden wir durch Werbung und Traditionen zu Ersatzhandlungen
erzogen.
Auch dieses ist im wesentlichsten
von Peter Lauster abgeschrieben, aber ergänzt.
Und das sind die wichtigsten Wertvorstellungen
(die Reihenfolge ist keine Rangfolge)
1.)Theorie, intellektuelle Leistungen
2.)Ökonomie, berufliche Karriere. Besitzstreben
3.)Ästhetik, Schönheitliebe, Kunst
4.)soziale Interessen, Ethik, Moralischer Einfluß
5.)Macht politischer, militärischer und ökonomischer Einfluß
6.)Religion, Mystik, Esoterik
7.)Liebe
8.)Bewußtsein
Wichtig zu wissen ist noch, daß die meisten Menschen ihr natürliches Streben nach Macht und Geltung verdrängt haben. Der Wille zur Macht und Prestige ist deshalb oft unbewußt. Er kann aber jedem gewählten Wertgebiet zugrunde liegen. Das zeigt folgende Aufstellung.
Der ökonomisch orientierte
Mensch will oft durch Geld und Besitz seine Überlegenheit anderen
zeigen.
Der Ästhet sucht vielleicht
durch Kustgenuß mehr zu sein als andere.
Der soziale Mensch will oft durch
soziale Handlungen beweisen das er anderen Leuten nützt. Dadurch
stärkt er sein Gefühl der Überlegenheit. Er kann auf die
unsozialen Egoisten schimpfen und sich dadurch als etwas besseres fühlen.
Der Machtmensch strebt zwar relativ
bewußt nach Prestige und Überlegenheit, oft benutzt er Statussymbole
um seine Überlegenheit anderen zu zeigen. Das ist dann ein
sicheres Zeichen dafür, daß er sich als Mensch ohne Macht minderwertig
fühlen würde. Er braucht immer noch andere um zu glauben
das an ihm selbst etwas wertvolle sein könne.
Der religiöse Mensch versucht
sich vielleicht Überlegenheit gegenüber anderen durch
sein intimes Verhältnis zu Gott zu schaffen.
Der romantische Mensch versucht
durch Hingabe zu anderen Lebewesen mehr zu sein, wie er selber ist.
[ z.B.: die stolze junge Mutter, der fanatische Tierfreund oder das unerfahrene
frisch verliebte Pärchen.]
Der wache Mensch der sich der Relativität
und Vergänglichkeit der Welt bewußt ist, kann trotz seines etwas
erweiteterem Bewußtsein auf andere herabschauen, die sich
verzweifelt um ihr überleben bemühen oder in dumpfer Langeweile
dahinvegitieren oder er versucht vielleicht mit tiefsinnigen Bemerkungen
auf andere einen besonderen Eindruck machen.
Das verlangen einen Sinn in
der Eigenen Existenz zu erkennen ist einer der grundlegendsten Wünsche
die aus der 5. und 6.Bedürfnisstufe entstehen.
Bedürfnis
1))in der Wirtschaftstheorie die Empfindung eines Mangels, verbunden mit dem Wunsch, ihn zu beheben.
2))in der Psychologie das infolge
von Bedarfs- und Mangelzuständen auftretende psych. Spannungsgefälle
(B.spannung), das die Aktivität des Individuums stimuliert und zu
konkreten Zielvorstellungen führt, die auf die Beseitigung des zugrundeliegenden
Mangels gerichtet sind.
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